Mehr Untertitel, mehr Hörfilme, mehr Angebote in der Mediathek und einige ganz neue Projekte: Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat 2014 beim Ausbau der Barrierefreiheit nach eigenen Angaben erneut deutliche Fortschritte erzielt.
Im NDR Fernsehen können schwerhörige und gehörlose Menschen mittlerweile durchschnittlich 71 Prozent des Programms mit Untertiteln verfolgen, teilte am 21. Dezember 2014 der öffentlich-rechtliche Sender mit.
2012 hatte die Quote der untertitelten Sendungen im NDR Fernsehen noch bei durchschnittlich 42 Prozent gelegen, 2013 waren es 53 Prozent.
Die Talkshows am Freitagabend sind seit September 2014 neu im Untertitelangebot. Für blinde und sehbehinderte Menschen hat der NDR 2014 als erste ARD Landesrundfunkanstalt Live-Audiodeskriptionen angeboten. Es wurde ein Leitfaden für die bessere Sprachverständlichkeit im Fernsehen entwickelt. Und in der Mediathek stehen jetzt deutlich mehr Sendungen mit Untertiteln oder Audiodeskription zur Verfügung als 2013.
„Wir haben 2014 einen weiteren großen Schritt nach vorne gemacht. Menschen mit Behinderung sollen unsere Programme genauso nutzen können wie alle anderen auch. Besonders wertvoll sind für uns die Anregungen der Behindertenverbände, mit denen wir regelmäßig im Dialog sind“, erklärte Intendant Lutz Marmor.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Behindertenverbände würdigen das bislang Erreichte. Cortina Bittner, Geschäftsführerin des Gehörlosen-Verbandes Schleswig-Holstein e.V.: „Seit fünf Jahren arbeitet der NDR eng mit den Gehörlosen- und Schwerhörigen-Verbänden im Norden zusammen. Der NDR hat Wort gehalten und sein Untertitelangebot in dieser Zeit stark ausgebaut. Durch Investitionen in Personal und Technik hat sich auch die Qualität der Live-Untertitelung deutlich verbessert. Besonders freuen wir uns über die Live-Untertitelung bei Sendungen mit regionalem Bezug, z.B. beim Schleswig-Holstein Magazin und jetzt auch bei den Talkshows am Freitagabend.“
Hans-Werner Lange, Vizepräsident des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes: „Wir freuen uns sehr, dass die ARD und insbesondere der NDR viel Mut zu neuen Formaten haben. Es war unser Wunsch, über fiktionale Formate hinauszugehen.“ Neu im Audiodeskriptions-Angebot sind auch die Spielshow „Klein gegen Groß“ im Ersten und die „Landpartie“ im NDR Fernsehen. „In den letzten zwei Jahren wurde bei der Audiodeskription insgesamt viel erreicht. Es bleibt aber immer noch Raum, z. B. um Lücken im Abendprogramm zu schließen“, sagt Lange.
Um die bestmögliche Sprachverständlichkeit im Fernsehen zu garantieren, gibt es im NDR seit April 2014 einen neuen Leitfaden, „Der gute Ton“, der auf Empfehlungen der BBC beruht. Daraus ist mit Unterstützung der Fernseh- und Produktionsdirektoren mittlerweile eine ARD/ZDF Empfehlung entwickelt worden. Sie soll alle an der Erstellung von Beiträgen Beteiligten aus Redaktion und Produktion sensibilisieren. Hans-Hagen Härtel, der 1. Vorsitzende vom Bund der Schwerhörigen Hamburg, hält das für ein wichtiges Thema, denn oft klagen ältere Fernsehzuschauer über störende Hintergrundgeräusche oder zu dominante Musik.
Härtel: „Für schwerhörige Zuschauer ruht barrierefreies Fernsehen auf zwei Säulen. Die eine Säule, die Untertitelung, hat inzwischen eine tragfähige Statur gewonnen. Die andere Säule wäre Sprachverständlichkeit. Sie geht nicht nur Hörbehinderte an, sondern auch alle nicht mehr ganz jungen Zuschauer. Diese Säule ist noch weitgehend unbehauen. Deshalb begrüßen wir es, dass der NDR dem Rechnung trägt und einen Leitfaden zum Ton herausgebracht hat.“