Barrierefreie Paketzustellung: Das Projekt UnLock4All setzte neue Maßstäbe

Wie können Paketabholstationen für alle zugänglich sein? Das Projekt UnLock4All hat Antworten gefunden. Doch warum werden diese Erkenntnisse in der Praxis - beispielsweise von der Post AG - nicht umgesetzt?

Mit dem Boom des Onlinehandels stieg die Zahl der Paketzustellungen. Viele behinderte Nutzer:innen beklagen allerdings die fehlende Barrierefreiheit bei den bestehenden Paketabholstationen.

BIZEPS berichtete erst kürzlich über ein Verbandsschlichtungsverfahren des Klagsverbands mit der Post AG. Diese versprach, bis Ende Juni 2026 eine Lösung hierfür umzusetzen. 

Es gäbe barrierefreie Lösungen

Das österreichische Forschungsprojekt „UnLock4All“ zeigte zwischen März 2022 und Februar 2024, wie eine nachhaltige und zugleich barrierefreie Lösung für die Paketzustellung aussehen kann. (BIZEPS berichtete damals darüber)

Fünf Partner – u. a. die Wirtschaftsuniversität Wien, Gredata, die Hilfsgemeinschaft, RocknRolla und Variocube – entwickelten in diesem Zeitraum eine neuartige Paketstation in Linz, die auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ausgerichtet war.

In den Co-Design-Workshops wurden verschiedene Zielgruppen eingebunden – darunter blinde Menschen, Rollstuhlnutzer:innen und Personen mit kognitiven Einschränkungen. Sie arbeiteten direkt mit Entwickler:innen zusammen und brachten ihre Perspektiven ein.

Projektleiter Elmar Fürst von der WU Wien erklärte gegenüber BIZEPS dazu:

Durch geschickte Berücksichtigung der Anforderungen von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ist es möglich, eine weitgehende barrierefreie – und damit für alle nutzbare – Paketstation zu gestalten. In unserem Forschungsprojekt haben wir dies sehr anschaulich umgesetzt, wie man an unserem Prototypen erkennen kann.

Das Ergebnis war eine barrierefreie Station mit leicht lesbarem Display, akustischen und visuellen Signalen sowie ausziehbaren Schubladen. Die Station wurde im Juni 2023 in Linz bei der Hilfsgemeinschaft installiert und von Nutzer*innen getestet. Ihre Rückmeldungen flossen in die Weiterentwicklung ein.

Das Projekt wurde vom österreichischen Klimaschutzministerium gefördert und mit rund 600.000 Euro unterstützt.

UnLock4All setzte damit ein wichtiges Zeichen für inklusive Logistiklösungen der Zukunft – und bot zugleich aktuelle Anknüpfungspunkte für die angekündigten Maßnahmen der Post AG. Was die Post AG umsetzen wird, ist bisher allerdings noch nicht bekannt.