Barrierefreier Zugang zum öffentlichen Verkehr in Wien

Maßnahmen für behinderte Fahrgäste

Blindenleitliniensystem
Votava

In einem Arbeitsgespräch mit Behindertenorganisationen hat Wirtschaftsstadtrat Dr. Sepp Rieder mit den BehindertenvertreterInnen vereinbart, welche weiteren Maßnahmen im Bereich des öffentlichen Verkehrs gesetzt werden sollen, um die in einigen Bereichen noch vorhandenen Barrieren bei der Benützung öffentlicher Verkehrsmittel abzubauen.

Bewährte enge Kooperation mit den Betroffenen wird fortgesetzt
Die Wiener Linien haben bereits in den letzten Jahren eng mit den Selbsthilfeorganisationen zusammengearbeitet und gemeinsam eine Reihe von Systemen entwickelt (Klapprampen, Blindenleitsystem, Maßnahmen bei Fahrzeugneuentwicklungen wie ULF und V-Wagen), die sich bewährt haben. Diese enge Kooperation wird fortgesetzt, um so allen Menschen individuelle Mobilität zu ermöglichen.

Rollstuhlfahrer: Ab 1. Mai im Silberpfeil, im Niederflurbus und im ULF keine Begleitperson mehr nötig
Die Niederflurfahrzeuge ermöglichen RollstuhlfahrerInnen den Zugang zum öffentlichen Verkehr. Dem Wunsch der Betroffenen Rechnung tragend, haben sich die Wiener Linien bemüht, die Beförderungsbedingungen dahingehend abzuändern, dass Rollstuhlfahrer auch ohne die derzeit noch vorgeschriebene Begleitperson mit U-Bahn, Straßenbahn und Bus unterwegs sein können.

Für den Silberpfeil, die Niederflurbusse und die Niederflurstraßenbahn ULF konnten nun gemeinsam mit den zuständigen Behörden alle Probleme geklärt werden. Ab 1. Mai können RollstuhlfahrerInnen ohne Begleitperson die Linien U1, U2, U3 und U4, die Niederflurbusse und die Niederflurstraßenbahn ULF benützen. In den Niederflurfahrzeugen der Linie U6 benötigen Fahrgäste im Rollstuhl vorerst weiterhin eine Begleitperson. Hier müssten vor einer Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde noch bauliche Änderungen (Rückhaltevorrichtung) vorgenommen werden, für die bisher allerdings noch keine befriedigende technische Umsetzung gefunden werden konnte.

Beißkorbpflicht für Blindenführhunde entfällt ab 1. Mai
Da Blindenführhunde in ihren Aufgaben durch das Tragen eines Beißkorbes schwer irritiert bzw. behindert werden, haben die Wiener Linien den Antrag gestellt, die Beförderungsbedingungen dahingehend abzuändern, dass ab 1. Mai Fahrgäste mit geprüften Blindenführhunden bzw. mit ausgebildeten Partnerhunden ihren Tieren keinen Beißkorb mehr anlegen müssen.

Weitere Detailverbesserungen bereits realisiert
Stadtrat Dr. Rieder hat mit Vertretern der Behindertenorganisationen und den Wiener Linien ein Maßnahmenpaket besprochen, das in einem nächsten Schritt weitere Zugangsbarrieren für behinderte Fahrgäste abbauen soll.

Die Projekte wurden auch bereits in Angriff genommen.

  • Beim Prototyp des neuen U-Bahn-Wagens ist auf der Außenseite der Glasscheiben der Türen eine raue, signalrote, sehr gut sicht- und tastbare Folie angebracht, die sehbehinderten und blinden Menschen das Auffinden und Betätigen der Türöffnungseinrichtung wesentlich erleichtert. Die Türöffnungstaste ist außerdem von der sonst glatten Außenwand des U-Bahn-Zuges deutlich tastbar abgehoben und weist einen merkbaren Druckpunkt auf.
  • Auch die Niederflurstraßenbahn ULF wird in Zukunft sukzessive mit diesen Taststreifen bei den Türtasten ausgestattet.
  • In den Fahrzeugen der neueren Generation (Niederflurbus, ULF, neuer U-Bahn-Wagen) wird im Wageninneren – zusätzlich zur akustischen Stationsansage – auf Displays angezeigt, wie die nächste Station heißt. Beim neuen U-Bahn-Wagen informiert die Anzeige sogar darüber, auf welcher Seite sich die Türen in der nächsten Station öffnen werden. Auch in den Silberpfeilen wird diese für hörbehinderte Fahrgäste sehr hilfreiche optische Zusatzinformation in Zukunft angeboten. Sie wird in die Train-Infoscreens integriert.
  • Technisch noch nicht befriedigend gelöst werden konnte die Umsetzung des Wunsches von Hörbehinderten nach einer optischen Abfertigungsanzeige bei der U-Bahn. Hier werden noch weitere Gespräche geführt.

Aufzugseinbauten bei der U-Bahn: 840 Mio S Investitionsvolumen
Seit 1993 wurden bzw. werden mit einem Investitionsvolumen von 840 Millionen Schilling Aufzugsanlagen bei allen Stationen des U-Bahn-Grundnetzes (U1, U2 und U4) eingebaut. 16 Aufzugsanlagen sind bereits in Betrieb, weitere vier werden heuer fertig gestellt. In fünf Stationen wird noch dieses Jahr mit dem Einbau begonnen, einzig die U2/U4-Station Schottenring kann erst mit dem Umbau im Zuge der U2-Verlängerung in Angriff genommen werden.

Lift Taubstummengasse: Behindertenorganisationen für Variante wie bei der Station Nestroyplatz
Eine der fünf Stationen, bei denen heuer mit dem Lifteinbau begonnen werden soll, ist die U1-Station Taubstummengasse. Hier kämpfen die Wiener Linien seit mehr als zwei Jahren mit der Bezirksvorsteherin um die einzig mögliche Liftvariante, bei der ein Aufzug direkt vom Bahnsteig aus an die Straßenoberfläche zwischen die beiden Fahrbahnen der Favoritenstraße führt, von wo aus der Weg über einen gesicherten Übergang mit Blindenampel fortgesetzt werden kann.

„Obwohl sich diese Variante bei der Praterstraße, Station Nestroyplatz, bewährt hat, und sich ein Gutachten der Technischen Universität ebenso wie die Wiener Behindertenorganisationen dafür aussprechen, blockiert die ÖVP-Wieden diesen Lifteinbau und verhindert dadurch, dass diese Station auch für Rollstuhlfahrer benützbar wird. Die absurde und obendrein mehr als doppelt so teure Alternativvariante der Bezirksvorsteherin sieht zwei Lifte (mit Umsteigen) vor, ein Plan, der nur realisiert werden könnte, wenn man die Rolltreppen ausbaut, was wiederum eine Komfortverschlechterung für alle Fahrgäste mit sich brächte“, erklärte Rieder.

Stadtrat Rieder hat sich nun mit den Selbsthilfeorganisationen auf jene Liftvariante geeinigt, die die direkte Verbindung zwischen Bahnsteig und Straßenoberfläche vorsieht. Diese Variante ist sowohl im Interesse der Rollstuhlfahrer und der Blinden und Sehbehinderten (die durch den Lift eine noch bessere Orientierung und somit mehr Sicherheit bekommen) als auch im Interesse aller anderen Fahrgäste, denen die Rolltreppen erhalten bleiben. Der Aufzug, der selbstverständlich auch für Mütter, Väter oder Großeltern mit Kinderwagen und für die älteren und gehbehinderten Menschen große Vorteile bringen wird, soll nun zügig gebaut werden.

Neu: Aufzugseinbauten „UStrab“-Südgürtel
Auch in die Stationen der „UStrab“, wie die unterirdischen Straßenbahnstrecken am Südgürtel genannt werden, werden ab heuer Aufzüge eingebaut. Begonnen wird mit der Station Matzleinsdorfer Platz. Hier wird der Lift den Fahrgästen voraussichtlich noch vor Jahresende zur Verfügung stehen. In den Stationen Eichenstraße und Laurenzgasse wird noch dieses Jahr mit den Aufzugseinbauten begonnen. Damit ist sichergestellt, dass auch in diesem Bereich die barrierefreie Benützung öffentlicher Verkehrsmittel möglich wird.

Klapprampen nun serienmäßig in jedem Niederflurbus
Um 10 Millionen Schilling wurden in den vergangenen Jahren 200 Niederflurbusse nachträglich mit Klapprampen für RollstuhlfahrerInnen versehen. Die Erfahrungen mit den Klapprampen, die eigens für die Wiener Bustypen entwickelt und ursprünglich am 13A ausführlich getestet worden waren, werden nun auch bei der laufenden Serienproduktion umgesetzt. 50 neue Busse wurden bereits mit Klapprampen geliefert, die ab sofort ein fixer Ausstattungsbestandteil aller neuen Busse sind.

Blindenleitsystem: 11 Mio S für 70 U-Bahn-Stationen
Mit einem ebenfalls in Wien entwickelten und international vorbildlichen Blindenleitsystem wurden in den vergangenen Jahren rund 70 U-Bahn-Stationen ausgestattet. Die Kosten dafür lagen bei 11 Millionen Schilling. Das System der Wiener Linien wurde inzwischen nicht nur vom Kuratorium für Verkehrssicherheit ausgezeichnet, es diente auch als Vorbild für eine entsprechende ÖNORM und ISO-Norm sowie für die ÖBB. Mit der U3-Station Simmering wurde übrigens die erste gemeinsame Umsteigestelle zwischen U-Bahn und Schnellbahn mit einem durchgehenden Blindenleitsystem in Betrieb genommen.

Auch die Beschriftung der Aufzugdruckknöpfe in Blindenschrift sowie die „sprechenden Lifte“ (in alle Lifte mit mehr als zwei Stopps wurde ein akustisches Informationssystem eingebaut), erleichtern blinden und stark sehbehinderten Fahrgästen die Benützung der U-Bahn.

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