Am 12. Oktober 2006 fand die viel beachtete Veranstaltung "Warum barrierefreies Internet?" statt. Im Interview erläutert Eva Papst, Expertin im Bereich barrierefreies Internet und Vorsitzende von "accessible media", die Zielsetzung der Plattform.
BIZEPS-INFO: Wer oder was ist eigentlich „accessible media – Zugang für alle“?
Eva Papst: Das werden wir – aufgrund des steigenden Interesses – in letzter Zeit öfters gefragt. „accessible media“ – Zugang für alle ist eine Plattform. Sie bemüht sich um den Zusammenschluss von Dienstleistern, Web-Anbietern und betroffenen Nutzerinnen und Nutzern, um das Thema barrierefreier Zugang zu digitalen Informationen einem möglichst breiten Publikum bekannt zu machen.
BIZEPS-INFO: Wie wollen Sie das erreichen?
Eva Papst: Wir führen beispielsweise Informationsveranstaltungen, wie jene mit dem Titel „Warum barrierefreies Internet?“ am 12. Oktober 2006 in Wien, durch. Weiters sind wir auch häufig Ansprechpartner, wenn es gilt, bei einem Relaunch in Richtung Abbau von Barrieren zu beraten, zu begleiten und zu begutachten.
BIZEPS-INFO: Eröffnet wurde die Veranstaltung mit Vorträgen wie „Wie schreibe ich einfach“. Wieso eigentlich?
Eva Papst: Über kaum einen Teilbereich von Accessibility herrscht so viel gefährliches Halbwissen wie über „leichte“ Sprache, die oft gerade darum auf die leichte Schulter genommen wird. Die Zielgruppe für dieses Thema ist deutlich größer, als allgemein vermutet.
BIZEPS-INFO: Welche Motivation stand hinter dem Vortragsblock „Barrierefreier Relaunch in der Praxis“?
Eva Papst: Ich habe schon die sprichwörtlichen 1.000 Gründe zu hören bekommen, warum Barrierefreiheit nicht umgesetzt werden kann. Vor dem Hintergrund zweier sehr großer Web-Angebote – nämlich wien.at und Kurier – und der Kultureinrichtung OJM ohne Web-Budget verblassen aber nahezu alle Argumente zu Ausreden.
Beeindruckt hat mich die Vorreiterrolle dieser Web-Anbieter, die schon vor Jahren mit der Umsetzung begonnen haben – ohne gesetzliche Verpflichtung, sondern aus der Erkenntnis heraus, dass damit der eigene Webauftritt qualitativ aufgewertet wird.
BIZEPS-INFO: Auch das Thema Design wurde intensiv besprochen. Wo lag da das Augenmerk?
Eva Papst: „Design barrierefrei“ ist äußerst zutreffend, glauben doch viele, barrierefreie Seiten hätten kein oder bestenfalls ein schlechtes Design. Genau das Gegenteil ist jedoch der Fall: Design unterstützt Barrierefreiheit. Aber um zu dieser Erkenntnis zu kommen, muss man eben über den eigenen Tellerrand blicken und die Wahrnehmungswelten anderer Nutzergruppen kennen lernen.
BIZEPS-INFO: Warum wurde bei so einer Veranstaltung auch über Gleichstellung gesprochen?
Eva Papst: Weil es genau darum geht! Um den gleichberechtigten Zugang zu einem Medium, dessen Bedeutung von Jahr zu Jahr steigt. Wie die Referate am Vormittag gezeigt haben, wurde dieser Anspruch auch erkannt und in die Unternehmenskultur eingebunden. Wo dies noch nicht der Fall ist, wird die Gesetzeslage diesen Erkenntnisprozess anstoßen helfen.
BIZEPS-INFO: Am Nachmittag wurde kurz die Studie „Mediennutzung ohne Barrieren“ präsentiert. Welche Motivation stand dahinter?
Eva Papst: Dies war uns wichtig, um aufzuzeigen, dass die Selbsteinschätzung der befragten Web-Anbieter mit der Einschätzung der Nutzerinnen und Nutzer dieser Web-Angebote nicht unbedingt übereinstimmt und somit Bewusstmachung angesagt und in weiterer Folge Handlungsbedarf gegeben ist.
BIZEPS-INFO: Wie lautet das Resümee der Veranstaltung?
Eva Papst: Die – zugegebenermaßen unerwarteten – 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen deutlich, wie groß Interesse und Bedarf sind. Ich sehe darin eine Aufforderung, dass „accessible media“ den einmal eingeschlagenen Weg unbeirrt weitergehen soll. Wichtig für das Gelingen der Veranstaltung war die Unterstützung der Sponsoren, wie beispielsweise der Österreichischen Computergesellschaft und dem Bundessozialamt – Landesstelle Wien.
BIZEPS-INFO: Die Plattform „accessible media“ ist offen für neue Mitglieder. Wer sollte sich den Beitritt überlegen?
Eva Papst: Alle jene, die entweder als Dienstleister Web-Angebote erstellen und betreuen, ihre Web-Angebote besser zugänglich machen wollen oder als Vertreter bestimmter Nutzergruppen wichtige Informationen einbringen möchten. Nicht zuletzt auch jene Institutionen oder Personen, die uns mit einem Mitgliedsbeitrag ermöglichen möchten, dass wir unsere Arbeit auch in Zukunft tun können.
BIZEPS-INFO: Wir danken für das Interview.