Barrierefreiheit als Lackmustest – auch im Gasometer

Das Nachrichtenmagazin Profil berichtet, dass die Gasometer-Mall - das Shopping-Center im Gasometer - eigentlich schon 2009 pleite war. Ein Kommentar.

Eingangssituation Gasometer Einkaufszentrum Shopping-Center
BIZEPS

Dies ist das Ergebnis eines Rechnungshof-Rohberichts, schreibt Profil in der am 19. September 2011 erschienenen Ausgabe. Die Gasometer City funktioniert nicht, ist dem Prüfbericht zu entnehmen. Sie war eigentlich schon „im Jahr 2009 de facto pleite. Rettung war nur dank des prominenten Halbeigentümers möglich, der Gemeinde Wien, die sich dabei zweifelhafter Methoden bediente“, so das Nachrichtenmagazin weiter.

Der Rechnungshof kritisiert u.a., dass nicht einmal schriftliche Verträge abgeschlossen wurden. Der Bau wurde damals – auch durch den jetzigen Bundeskanzler und damaligen Wiener Wohnbaustadtrat Faymann – in höchsten Tönen gelobt.

Die Lage ist aktuell verfahren. Es werden Geschäftsflächen sogar schon gratis vergeben und die Stromrechnung wurde vom Energieversorger – ebenfalls im Eigentum der Stadt Wien – erlassen. Die gemeinnützige Bauvereinigung Gesiba finanzierte Teile des fast 20 Mio. Euro Verlusts und hofft auf einen baldigen Käufer, um die laut Rechnungshof wirtschaftlich dramatische Situation zu bereinigen.

Was hat das mit Barrierefreiheit zu tun?

Eigentlich gar nichts – vordergründig zumindest. Aber Barrierefreiheit ist auch ein Lackmustest, um Kompetenz zu erkennen, heißt es.

Der Begriff Lackmustest kommt aus der Chemie. „Im übertragenen Sinn ist ein Lackmustest eine Entscheidung mit urteilendem Charakter, in der sich zeigt, wie jemand oder eine Situation wirklich einzuordnen ist“, erklärt Wikipedia.

Wenn es jemand nicht einmal schafft, einen barrierefreien Eingang zu garantieren, ist er wahrscheinlich auch sonst kaum in der Lage einen sinnvollen Betrieb zu garantieren, könnte man aus dem Lackmustest schließen. Zurecht, wie sich nun eindrucksvoll zeigt.

Chaos Gasometer Shopping-Center

So gesehen ist es nicht mehr verwunderlich, dass auch die Barrierefreiheit – oder genauer gesagt der Mangel daran – beim Gasometer Shopping-Center ein Thema ist.

Nach einem kürzlich erfolgten misslungenen Umbau – wir berichteten in der Vergangenheit schon mehrfach darüber – werden nun Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer entlang einer Linie solange im Halbkreis zum Eingang geschickt, bis die Einfahrtssteigung angeblich irgendwie mit einer ÖNORM verträglich ist. (Siehe Bild oben).

Es ist schon öfter vorgekommen, dass die Stadt behinderte Menschen sinnlos im Kreis geschickt hat, aber dass dies nun sogar mit Bodenmarkierung passiert, ist eine neue Erfahrung.

Zur Erinnerung nochmals die Eingangssituation:

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0 Kommentare

  • Es gab auch am Anfang schon mal eine kleine Verschlechterung. Zuerst konnte man als Rolli-Fahrer den großen Lastenaufzug im Entertainment-Center noch benutzen. Das wurde dann irgendwann verboten, jetzt muss man sich in den Zwutschkerl-Lift ganz am Ende des Ganges quetschen.

    Dennoch: Das Gasometer-Kino bleibt im Südosten Wiens die noch rollstuhlfreundlichste Alternative, denn im Village ist vielleicht alles eben, aber die RS-Plätze großteils unzumutbar.

  • Sie schaffen es ja offensichtlich nicht einmal, dass gesunde Menschen dorthin gehen :-) Aber es ist wiedermal ein schönes Beispiel, wie mit unserem Steuergeld umgegangen wird. Es werden Prestigeprojekte gegen jede Vernunft gebaut (Kritik am Gasometer gab es ja von Beginn an) und dann brennen wir dafür.

  • wieder einmal bewahrheitet es sich – wir sind nicht behindert wir werden behindert