Michael Landau

Barrieren abbauen: „Es ist normal verschieden zu sein!“

Caritas-Fachtagung präsentiert neue Modelle zur Integration

Modelle für die Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen standen im Mittelpunkt der international besetzten Fachtagung der Caritas „Integration ist möglich!“ Deutlich wurde: es geht nicht nur um gesetzliche Regelungen, sondern ganz besonders um den Aufbau von Verständnis.

„Behindert ist, wer behindert wird“, betonte Caritasdirektor Michael Landau in seiner Begrüßungsrede. „Der Ausschluss von Menschen hat in aller Regel weniger mit der Beeinträchtigung der Person zu tun, als mit mangelnden Unterstützungsstrukturen, mit Barrieren, die nicht beseitigt werden, im Kopf und in der Gesellschaft.“

Von der Segregation über die Integration hin zur Inklusion – so könnte der Weg zum selbstverständlichen Umgang mit behinderten Kindern und Jugendlichen im Ausbildungssystem laut Expertin Dr. Marianne Wilhelm aussehen. „Wir brauchen keine Sonderschule, wir brauchen die `besondere Schule´!“ betonte sie in ihrem Vortrag.

In den letzten Jahren hat sich vieles zum Positiven verändert, auch was gesetzliche Regelungen betrifft. Aus Sicht der Caritas muss das Behindertengleichstellungsgesetz in einigen Bereichen nachjustiert werden, „damit wir uns rasch und nachhaltig einer barrierefreien Gesellschaft nähern, wie sie in anderen Ländern bereits zum Alltag gehört“ so Landau.

Stichworte sind hier etwa die Bauordnungen – gerade auch der Länder, wie auch die unzureichenden Klagemöglichkeiten oder die zu langen und undifferenzierten Übergangsfristen, um nur einige Beispiele zu nennen. Und auch in den Schulgesetzen ist noch mehr auf die Rahmenbedingungen zu achten, die eine gute schulische Integration – über die neunte Schulstufe hinaus – ermöglichen.

In der abschließenden Diskussion mit behinderten und nichtbehinderten Menschen wurde deutlich, wie sehr Vorurteile und Berührungsängste das Zusammenleben erschweren. Das beste Mittel dagegen ist ein möglichst frühzeitiger Kontakt von Kindern, die so einen selbstverständlichen Umgang miteinander entwickeln, waren sich alle einig.

Im Kindergarten und in den unteren Schulstufen funktioniert das bereits hervorragend, unterstreicht Caritas-Experte Otto Lambauer. „Aber mit der Schulstufe steigen die Probleme.“ So gibt es in der Oberstufe keine Integrationsklassen mehr. Und spätestens beim Einstieg in eine berufliche Ausbildung ist für viele behinderte Menschen Endstation. Da sei keine „gläserne Decke“, wie es die Mutter eines behinderten Buben formulierte, sondern eine „Betondecke“.

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