Bartenstein: Österreich braucht mehr Menschen in Pflegeberufen

AMS setzt Schwerpunkte im Bereich Pflege

Martin Bartenstein
Bundespressedienst

„Die Gesellschaft in Österreich wird älter, die Zahl der zu pflegenden Menschen wird größer.“ Von diesem Kernsatz ausgehend erläuterte Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein heute die Initiativen des Ministeriums für einen stärkeren Zugang zu Pflegeberufen.

Auf Grund der demographischen Entwicklung werden nämlich in absehbarer Zukunft mehr Menschen in Pflegeberufen tätig sein müssen, weil die Familien, die derzeit noch einen Großteil der Pflegearbeit leisten, dazu nicht mehr in der Lage sein werden, setzte der Minister fort. Er rechnet in den nächsten zehn Jahren mit dem Bedarf von rund 30.000 zusätzlich Beschäftigten im Pflege- und Betreuungsbereich, wobei bei fortschreitender Änderung der Familienstrukturen die Nachfrage noch deutlich stärker steigen könnte.

Derzeit gebe es rund 550.000 pflegebedürftige Personen in Österreich, diese Zahl werde in den nächsten 25 Jahren nach Schätzungen auf rund 800.000 Menschen steigen. Aufgrund des steigenden Bedarfs wurde vom Arbeitsministerium bereits im Vorjahr ein erster Schwerpunkt im Bereich Pflege gesetzt. Vorrangig seien dabei die Schulung von Arbeitslosen und Maßnahmen zur Qualifizierung von Wiedereinsteigern.

Das Arbeitsmarktservice (AMS) bildet im Rahmen dieser Schwerpunkte zum einen Arbeitslose zu Heimhilfen, Pflegehelfern, Altenfachbetreuern, Behindertenbetreuern und Diplomierten Krankenpflegern/-schwestern aus. 1175 arbeitslose Personen konnten bis Ende September 2003 aus diesem Bereich in das Programm aufgenommen werden. Zum anderen gibt es für bereits in diesem Bereich tätige Hilfskräfte seit Anfang 2003 ein neues Fördermodell mit dem Ziel einer intensiven berufsbegleitenden Höherqualifizierung (etwa Ausbildung vom Pflegehelfer zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger). Derzeit nützen rund 100 Beschäftigte dieses Angebot.

Die Effizienz dieser Fördermaßnahmen werde vom Rechnungshof ausdrücklich anerkannt, betonte der Minister: „Zusammenfassend hielt der Rechnungshof fest, dass die Kursmaßnahmen im Bereich der Sozialberufe, insbesondere Heimhilfe- und Tagesmütter/-väterkurse besonders erfolgreich waren.“

Das AMS wird daher im Jahr 2004 den Pflegeschwerpunkt weiter ausbauen und die Schulung von Arbeitslosen in Pflegeberufen forcieren. Einen entsprechenden Auftrag zur Verdoppelung auf 2000 Plätze hat Bartenstein dem AMS bereits erteilt. Die Umsetzung wird über ein eigenes arbeitsmarktpolitisches Ziel erfolgen.

Zur Erleichterung der angespannten Lage im Pflegebereich gibt es seit Mai 2003 für Grenzgänger und Pendler in Pflegeberufen eine reduzierte Einkommensgrenze für Schlüsselkräfte von 1.344 Euro (statt 2.016 Euro) – etwa das Einstiegsgehalt einer diplomierten Krankenschwester. Außerdem lässt Bartenstein Möglichkeiten prüfen, jenen Ausländern, die in Österreich eine Ausbildung zu einer Pflege- oder Hilfskraft absolviert haben, eine Arbeitsgenehmigung zu geben.

Zum Abbau innerösterreichischer Barrieren begrüßt Bartenstein den Entwurf des Sozialministeriums für eine 15a-Vereinbarung für die bundesweit einheitliche Ausbildung für Heimhilfen und Altenbetreuung. Damit werde ein langjähriges Hemmnis für eine Tätigkeit über Bundesländergrenzen hinweg beseitigt.

Förderlich und weiter ausbaufähig sei die Zusammenarbeit staatlicher Einrichtungen mit sozialen Hilfsorganisationen wie dem Österreichischen Hilfswerk erklärte Bartenstein weiters. Mit dieser Organisation, mit über 6.000 Angestellten einem der führenden Träger von Pflegediensten in Österreich, sei das Ministerium eine Partnerschaft im Rahmen der Offensive „Älter werden. Mensch bleiben“ zum Thema „Pflege und Altersgesellschaft“ und in diesem Zusammenhang mit der aktuell laufenden Road-Show „Menschen pflegen. Chancen schaffen.“ eingegangen.

Diese Initiative, die bereits im Frühjahr gestartet wurde und daher „eindeutig nicht im Zusammenhang mit den schrecklichen Ereignissen der letzten Wochen in Lainz steht“, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung für die Herausforderungen und Chancen der „Altersgesellschaft“ zu sensibilisieren. Für den Präsidenten des Hilfswerks, Mag. Othmar Karas, geht es bei dieser Initiative darum, in einer Partnerschaft mit Privaten und der öffentlichen Hand rechtzeitig auf Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen, damit Gesundheits- und Sozialpolitik nicht unfinanzierbar wird.

„Wir werden Geld einsparen müssen, aber wegen der demographischen Entwicklung nicht weniger Geld ausgeben dürfen“, schloss Karas.

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