Am 13. Januar 2006 wurde auf der Delegiertenversammlung der Lebenshilfe Österreich in Salzburg die Bezeichnung "Menschen mit geistiger Behinderung" abgeschafft.
Während in Deutschland die Zwischenrufe von Menschen mit Lernschwierigkeiten für die Abschaffung des Begriffes „geistige Behinderung“ noch weitgehend verhallen, hat die Lebenshilfe Österreich bereits Anfang des Jahres den Schritt vollzogen, den Begriff „Menschen mit geistiger Behinderung“ abzuschaffen. Dort wird nun von „Menschen mit Behinderung“ gesprochen.
Im Leitbild der Lebenshilfe Österreich wird nun von „Menschen mit Behinderung“ gesprochen. Hintergrund der Entscheidung war ein Beschluss der Vorstandssitzung vom 16,/17. September 2005 und die diesbezügliche Einleitung zur Begriffsdiskussion bei der Delegiertenversammlung 2004.
Der einstimmig angenommene Antrag an die Delegiertenversammlung vom 13. Januar 2006 lautete wie folgt: „Die Lebenshilfe Österreich verzichtet auf die Verwendung des Begriffs ‚geistige Behinderung‘ auf Bundesebene. In den neuen Statuten und dem Leitbild wird von ‚Menschen mit Behinderungen‘ gesprochen. In den Erläuterungen der Statuten wird die Gruppe, auf die sich die Interessensvertretung der Lebenshilfe Österreich bisher und auch in Zukunft primär konzentriert, genauer beschrieben und präzisiert. Die Bezeichnung ‚Bundesvereinigung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung‘ wird nicht mehr verwendet. In Zukunft wird die Bezeichnung ‚Lebenshilfe Österreich‘ geführt werden“.
„Wenn ich das höre, kriege ich wieder richtig Hoffnung, dass wir das in Deutschland auch schaffen. Noch sind es zwar noch wenige, die sich in Deutschland laut gegen den Begriff ‚geistige Behinderung‘ wehren, doch wenn man mit den Leuten spricht, stört der Begriff viele Betroffene. Denn hier wird festgeschrieben, dass wir geistig nicht in Ordnung sind. Viel wichtiger ist es, darauf hinzuweisen, dass wir anders lernen und das zu berücksichtigen. Deshalb liegt uns der Begriff ‚Menschen mit Lernschwierigkeiten‘ näher“, erklärte Stefan Göthling, Bundesgeschäftsführer von Mensch zuerst, dem Netzwerk People First Deutschland.
Stefan Göthling setzt sich schon lange für die Abschaffung des Begriffes „geistige Behinderung“ ein, weil damit eine Schublade aufgemacht wird, „die uns abwertet und diskriminiert“. Damit werde zu leicht Tür und Tor geöffnet, Menschen mit Lernschwierigkeiten zu übergehen und Entscheidungen für sie zu treffen. Das österreichische Beispiel gäbe auch der deutschen Bewegung Mut, weiter für Veränderungen zu streiten.