Behindern tut weh

Der Standard: Ein Leser aus Wien erzählt uns ein Erlebnis:

Im „Der Standard“ ist folgender Erfahrungsbericht erschienen:

Warten im Stehen. Eine wahre Begebenheit. Freitag. U3-Station Stephansplatz, Ebene Ottakring. Zwischen 13.00 und 14.00 Uhr. Ich stehe mit dem Rücken zur Wand, links neben mir fährt die Rolltreppe hinauf in die Oberwelt. Nach circa zehn Minuten streckt mir eine Frau mittleren Alters zwei Euro entgegen. Ich blicke verdutzt auf. Auch in ihrem Gesicht macht sich Erstaunen breit. „Warum?“, frage ich. – „Na ich dachte . . .“, sagt sie. „Nein, nein, ich warte hier nur auf eine Freundin.“ Sie zieht die Münze zurück und wendet sich schnell wieder ab.

Kurze Zeit später die gleiche Szene. Diesmal mit einem Herrn, diesmal nur ein Euro. Ein fragender Blick von mir genügt. Der Herr steckt das Geld ein und verschwindet.

Szene drei will ich mir ersparen. Ich schiebe meinen linken Hemdärmel hoch, damit meine 500-Euro-Uhr besser zur Geltung kommt und nehme auch mein neues Handy aus der Tasche. Das alles in der Hoffnung, diese Accessoires würden von meinem Rollstuhl ablenken. Ab heute warte ich nur noch im Fahren!

Das war ein Beitrag zum Jahr jener Menschen, die von Nichtbehinderten behindert werden.

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