In der Bevölkerung ist der Glaube weitverbreitet, dass es, wenn man einmal im Spital ist, nicht an der nötigen Hilfe und Pflege fehlt und auch sonst für alles gut gesorgt ist.
Diese Einschätzung basiert auf der Annahme, dass man es im Spital mit Fachleuten zu tun hat. Eine umfassende Betreuung mag es für nichtbehinderte Menschen im großen und ganzen geben, bei behinderten Menschen ist dies leider nicht der Fall.
Diese Benachteiligung verstößt gegen den Artikel 7 Abs. 1 der Bundesverfassung. Dieser Artikel verpflichtet die öffentliche Hand zur Gleichbehandlung von behinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens.
Rückblick
Das nahm BIZEPS zum Anlass, ein Projekt zu starten, um eine Verbesserung der derzeitigen Situation für behinderte Menschen im Gesundheitswesen herbeizuführen und einen besseren Zugang zur Akutversorgung sicher zu stellen. Von Mai 2001 bis Ende Oktober 2002 arbeiteten wir an unserem Projekt „Behinderte Menschen im Krankenhaus und in anderen Gesundheitseinrichtungen“.
Um den IST-Stand zu erheben, führten wir intensive Recherchen durch, doch recht bald wurde uns klar, dass es kaum barrierefreie Arztpraxen gibt. Auch in den Spitälern besteht auf diesem Gebiet Nachholbedarf.
Als Ergebnis hielten wir unsere Erfahrungen in der Broschüre „krank, behindert, ungehindert … in Wien“ und im Internet fest, um ein Nachschlagewerk für behinderte Menschen, aber auch für Ärzte und Personen in anderen medizinischen Berufen zu schaffen.
Eine regelmäßig tagende Arbeitsgruppe wurde eingerichtet, in welcher Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen vertreten waren. Auch nichtbehinderte Repräsentanten verschiedener Organisationen waren in diese einbezogen. Wir tauschten Erfahrungen aus, formulierten Wünsche und Erwartungen und erarbeiteten einen Forderungskatalog. Die wichtigste Erfahrung für uns alle aber war, voneinander zu lernen.
Ausblick
Die entstandene Broschüre kann nur als erster Schritt in die richtige Richtung gesehen werden. Aufgrund zu geringer Zeitressourcen blieben viele Fragen offen.
Am 1. September 2003 starteten wir daher das Projekt „Behinderte Menschen in Wiener Gesundheitseinrichtungen“, das wieder durch das Bundessozialamt Landesstelle Wien aus Mitteln der Beschäftigungsoffensive („Behindertenmilliarde“) der österreichischen Bundesregierung gefördert wird.
Im Rahmen dieses Projektes muss vor allem die erfolgreiche Tätigkeit der Arbeitsgruppe mit folgenden Schwerpunkten fortgesetzt werden:
- Erfassung möglichst vieler barrierefreier Arztpraxen
- Erfassung barrierefreier Angebote, vor allem im Bereich der physikalischen Medizin und der Apotheken
- kostenlose Bauberatungen
- kostenlose Schulungen für medizinisches Personal
- laufende Aktualisierung der vorhandenen Daten
- Kontaktieren bereits erfasster Arztpraxen, um Adaptierungen vorzuschlagen
- Anschreiben der Pflegedirektionen mit dem Ersuchen, unsere Broschüre an behinderte Patienten zu verteilen
- Intensivierung der Kontakte mit Entscheidungsträgern des Gesundheitswesens, um die Barrierefreiheit von Gesundheitseinrichtungen sicherzustellen.
Das Projektziel ist vor allem, möglichst viele Menschen für barrierefreie Gesundheitseinrichtungen zu sensibilisieren, um eine nachhaltige Verbesserung der derzeitigen Situation herbeizuführen.
BIZEPS – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben
Behindertenberatungszentrum
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