Behinderte: Recht, nicht Mitleid wird gefordert

Caritas, BIZEPS und Blickkontakt für ein wirkungsvolles Gleichstellungsgesetz

Pressekonferenz 031125
Caritas

„Barrieren behindern Leben“, unter diesem Motto weisen die Caritas der Erzdiözese Wien und beiden Behindertenselbstvertretungsvereine BIZEPS und Blickkontakt darauf hin, dass Österreich ein wirkungsvolles Gleichstellungsgesetz braucht.

Für den Wiener Caritasdirektor Michael Landau steht fest: „Menschen mit Behinderung haben das Recht, an allen Bereichen der Gesellschaft teilhaben zu können und der Gesetzgeber hat die Pflicht, auf dieses Recht hinzuweisen und diesem Recht zur Durchsetzung zu verhelfen!“ Für ihn geht es um „Rechte, nicht um Mitleid!“

Gemeinsam laden Caritas, BIZEPS und Blickkontakt dazu ein auf die positiven Erfahrungen, gerade auch für die Wirtschaft, in den USA zu achten. Wie bei der Pressekonferenz in Wien von dem amerikanischen Experten David Capozzi ausgeführt wurde, kann durch ein gutes Gesetz ein Umdenkprozess gefördert und beschleunigt werden.

Positive Erfahrungen aus den USA
Der „Americans with Disabilities Act – ADA“ ist ein 1990 beschlossenes Gesetz in den USA, das Menschen vor Diskriminierungen schützt. Seit seiner Beschlussfassung hat sich die Situation von Menschen mit Behinderung in den USA deutlich verbessert, z.B. sind viele öffentliche Lokale barrierefrei, ebenso Geschäftszugänge, Verkehrsmittel etc. Die über zwölf Jahre seit der Umsetzung des Gesetzes haben gezeigt, so Capozzi, dass es für die Wirtschaft von Vorteil ist, barrierefreie Angebote zu schaffen.

Eine Erfahrung, die nach der Meinung von Manfred Srb von BIZEPS auch für Österreich Geltung haben wird. „Einer der Erfolge des ADA war, dass neue Kundenschichten gewonnen werden konnten. Die ursprünglichen Befürchtungen des Handels haben sich ins Gegenteil gekehrt“, so Srb. Denn „bauliche Verbesserungen für behinderte Menschen kommen auch älteren Menschen und Eltern mit Kinderwägen und Kleinkindern zugute.“

Behindertengleichstellungsgesetz ist Echtheitstest für österreichische Politik
Für Caritasdirektor Landau ist die Liste der notwendigen Veränderungen lang. „Der abendliche Lokalbesuch mit Freunden wird zu einem oft unlösbaren Abenteuer, wenn er nicht gut geplant wird, da die meisten Lokale für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich sind. Das Gleiche gilt für den samstäglichen Einkaufsbummel. Arztbesuche sind nur in wenigen Praxen barrierefrei möglich. Und es ist heute keineswegs so, dass bei allen Neu- und Umbauten die Ö-Normen zur behindertengerechten Bauweise verpflichtend angewandt werden müssen.

Zugfahrten müssen lange genug vorbereitet werden, da kaum Rollstuhlplätze vorhanden sind. Öffentliche Vorträge können gehörlose Menschen in aller Regel nur dann besuchen, wenn es um behinderungsspezifische Themen geht, da kaum je Gebärdendolmetsche anwesend sind. Fehlende Leitsysteme und ’nette Stadtmöblierungen‘ machen Wege für blinde Menschen zu Hindernisparcours. Gesetzliche Vorgaben und gesellschaftliche Vorurteile erschweren den Einstieg ins Berufsleben. Noch immer ist es möglich, dass eine blinde Frau nicht Richterin oder ein Rollstuhlfahrer nicht Lehrer werden darf. Und die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.“

Für Landau ist hier „die rasche Verwirklichung eines Behindertengleichstellungsgesetzes in Österreich daher ein politischer Echtheitstest auch dafür, wie ernst es der Bundesregierung mit ihrem Anliegen ist, Barrieren abzubauen, wie ernst es ihr damit ist, die vorhandene Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen und Integration zu fördern.“

Enquete lädt zum intensiven Dialog ein
Morgen Mittwoch findet auf Einladung der drei Organisationen unter dem Titel „Barrieren behindern Leben“ eine eintägige Enquete im Leopold Ungar Haus der Caritas statt.

„Barrieren behindern Leben“ soll aufmerksam machen auf den Ausschluss von Menschen mit Behinderung aus der Gesellschaft. „Barrieren behindern Leben“ soll Denkanstoß geben für die Möglichkeit einer barrierefreien Gesellschaft. Abbau von Barrieren schafft Lebensqualität für alle.

Darauf wollen wir mit dieser Veranstaltung aufmerksam machen, auch als Appell an die Politik, ein gutes Behindertengleichstellungsgesetz zu schaffen.

Rund 100 TeilnehmerInnen, darunter viele VertreterInnen aus Selbsthilfegruppen und Interessensvertretungen werden erwartet. Unter den ReferentInnen sind u.a. Mag. Helene Jarmer, Präsidentin des österreichischen Gehörlosenbundes, und der Abg. zum NR Karlheinz Kopf, Generalsekretär Österr. Wirtschaftsbund.

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