Behindertenorganisationen fordern Ausbau des barrierefreien ORF-Angebots

Bei der zweiten Sitzung des ORF-Publikumsrats, stellten drei Vertreter österreichischer Behindertenorganisationen ihre Forderungen bezüglich Menschen mit Behinderungen an das Gremium des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

ORF-Logo am Küniglberg
BIZEPS

Schon im Juni 2018 trat der Behindertensportler Walter Ablinger, der seit April 2018 die Interessen von Menschen mit Behinderungen im ORF-Publikumsrat vertritt, mit der Bitte an BIZEPS heran, Handlungsempfehlungen bezüglich Menschen mit Behinderungen für den ORF-Publikumsrat zu formulieren.

Wie im Standard berichtet, stellten sich im Rahmen der zweiten Sitzung des Publikumsrates am 12. September 2018 nun drei Vertreter österreichischer Behindertenorganisationen dem Gremium des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und brachten ihre Anregung und Forderungen ein.

Größere Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen und Ausbau des barrierefreien Angebotes

„Wieso sollten Menschen, die im Rollstuhl sitzen, nicht die Wettervorhersage moderieren?“, so Herbert Pichler, Präsident des Österreichischen Behindertenrates. Die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen im Programm zu erhöhen war eine der Hauptforderungen. Die Vertreter des Blinden- und Sehbehindertenverbandes und des Österreichischen Gehörlosenbundes forderten aber vor allem einen Ausbau der Barrierefreiheit.

Markus Wolf, Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich, wies darauf hin, dass nur 1.486 Stunden des gesamten ORF-Angebotes im Vorjahr mit Audiodeskription (auch akustische Bildbeschreibung genannt) übertragen wurden. Er verwies dabei auf das positive Beispiel von britischen und deutschen öffentlich-rechtlichen Anstalten.

So würde beispielsweise die BBC rund 20 % ihres Programmes mit akustischer Bildbeschreibung anbieten. Er bemängelte zudem, dass trotz des eingeschränkten Angebotes Menschen mit Sehbehinderung die volle GIS-Gebühr zahlen müssten.

Eine ähnliche Kritik kam auch von Lukas Huber, Generalsekretär des Österreichischen Gehörlosenbundes. Er kritisierte, dass keine regionale Information wie „Bundesland Heute“ oder Live-Sendungen über Krisen und Notfälle in österreichischer Gebärdensprache gedolmetscht werden, bei letzterem sei dies sogar gefährlich, so Huber. 

„Der ORF muss sich dringend überlegen, wie er der Gehörlosen-Community die Informationen zugänglich machen kann.“  Huber appellierte auch beim Einkauf von im Ausland produzierten Sendungen, Untertitel gleich miteinzufordern.

Sowohl Wolf als auch Huber gaben zu verstehen, dass es ihnen primär um die Ausweitung des Angebotes für Menschen mit Behinderungen ginge und nicht um die Senkung der GIS-Gebühr. Nur wenn eine Ausweitung nicht möglich wäre, sollte man weniger Geld zahlen können.

Anhaltende Kritik an „Licht ins Dunkel“

Ein immer noch bestehendes negatives Beispiel für die Darstellung von Menschen mit Behinderungen im ORF, ist die Spendensendung „Licht ins Dunkel“. Herbert Pichler befürwortet zwar die Sendung, wünschte sich aber eine selbstbewusstere Darstellung von Menschen mit Behinderungen.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, ging bei den geäußerten Vorschlägen eher in Verteidigungshaltung. Man solle anerkennen, dass sich die Linie von „Licht ins Dunkel“ stark verändert hätte. So würde gezeigt, was mit dem Geld passieren würde und was die Menschen erreicht hätten.

Auch wies er auf den Balanceakt hin, Spenden zu erhalten und gleichzeitig inhaltliche Punkte anzusprechen. Auf den Vorschlag einen Moderator mit Behinderung zu zeigen, ging er nicht ein.

Zur Verringerung der Rundfunkgebühren bei Nichtausbau des barrierefreien Angebotes, sagte er, dass es sich um einen solidarisch finanzierten Rundfunk handeln würde, bei dem man auch zahlen würde, wenn man nicht jedes Angebot nutzt.

Auch würde es bei privaten Medien ein solches Angebot nicht einmal geben. Zudem verwies er in diesem Zusammenhang auf die Neuen Medien, die es zukünftig vereinfachen würden, zum Beispiel Untertitel anzubieten.

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Ein Kommentar

  • Zur Aktion Licht ins Dunkel möchte ich vorschlagen, dass auch Menschen mit Behinderung als Kandidaten antreten sollen. Damit könnte gezeigt werden das nicht alle Menschen mit Behinderung hilfsbedürftig sind sondern auch einen Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Es wäre im Sinne der UN Behindertenkonvention.
    Wie schon gesagt bei anderen Sendern ist es möglich in einem kleinen Bild bei einer Sendung den Gebärdendolmetscher einzublenden. Gerade bei den Informationssendungen wäre das für Gehörlose von Vorteil um auch zu wissen was in der Welt geschieht. Was andere Sender können kann der ORF sicher auch. Der ORF könnte neue Kunden gewinnen.