„Beide Spiele mit gleichem Glanz“ – … nur nicht im ORF

Im Gegensatz zu den beendeten Olympischen Spielen 2008 beschränkt sich die Fernsehberichterstattung des ORF bei den Paralympics 2008 auf ein Minimum, kritisiert Marianne Hengl vom Verein Rollon.

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BIZEPS

„Sind die sportlichen Leistungen von Menschen mit Behinderung weniger wert als jene von nichtbehinderten Menschen?“, fragt die Tiroler Rollstuhlfahrerin und kritisiert den ORF: „Es reicht nicht aus, nur von Gleichbehandlung auf Augenhöhe und Abbau von Berührungsängsten zu reden, aber dem keine Taten folgen zu lassen.“

ARD und ZDF berichten umfangreich

Im Gegensatz zum ORF berichten ARD und ZDF täglich von den Paralympics in Peking. (Sendeplan)

„Der paralympische Sport wird nicht wie ein Sport zweiter Klasse wahrgenommen, wie es früher vielleicht einmal war. Das schlägt sich auch in der großen Zahl von Journalisten nieder, die hier vor Ort sind. Im Fernsehen wird es so tolle Bilder von den Paralympics geben, wie noch niemals zuvor“, sagte Karl Quade, Chef der Mission der deutschen Mannschaft in Peking. Für ihn ist das gesteigerte Medieninteresse eine „konsequente Fortsetzung der Entwicklung in den vergangenen Jahren“.

Kaum Berichterstattung im ORF

Der ORF bringt dieses Interesse gegenüber behinderten Menschen – wieder – nicht auf. Schon während den Olympischen Spielen wurde der ORF kritisiert, weil er – im Gegensatz zu ARD und ZDF – keine Untertitelung anbot.

Auf BIZEPS-INFO Anfrage erläuterte Michael Krause von der ORF-Presseabteilung den Umfang der Berichterstattung: „Nach einem Bericht in ’Sport am Sonntag’ am 7. September zum Start der Paralympics gibt es am 21. September, um 12.20 Uhr in ORF 1 eine einstündige Sendung über die Highlights der Spiele“. Kurzerwähnungen bringt der aktuelle Kurz-Sport um 19.55 Uhr in ORF 2, teilt er mit.

ORF verliert auch Seherinnen und Seher

Der ORF fällt immer weiter gegenüber der Konkurrenz zurück. Die ORF-Quote im August war nur mehr bei 36,7 Prozent. Dies wundert nicht, wenn sogar in Österreich von Organisationen klar auf ausländische TV-Sender verwiesen werden muss, wenn man Behindertensport sehen will.

Der Behindertensportverband Vorarlberg schreibt etwa: „Neben ARD und ZDF zeigt auch der Sender Eurosport die wichtigsten Events der Paralympischen Spiele in Peking LIVE und fasst alle zwei Tage in einer halbstündigen Highlight-Sendung die Entscheidungen zusammen“. Der ORF wird nicht einmal mehr erwähnt; zurecht.

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0 Kommentare

  • Es ist leider eine immer wieder traurige festzustellende Tatsache, dass der ORF eine wirkliche Ausgewogenheit in seiner Berichterstattung sehr stark vermissen lässt! Denn sogenannte „Randgruppen unserer Gesellschaft“, und als solches werden behinderte Menschen bzw. das Thema Behinderung vom ORF leider immer noch gesehen bzw. behandelt, werden in den ORF-Sendungen nachweislich nur sehr selten erwähnt. Falls dann doch Beiträge gebracht werden, werden diese dann entweder zu schlafensspäter Stunde gebracht oder lediglich in kurzen Filmsequenzen im Rahmen von allgemeinen ORF-Talkshows eingespielt.
    Diese ignorante und sehr stiefmütterliche Behandlung einem Personenkreis von weit über 400.000 direkt betroffenen Menschen in Österreich ist jedoch vom ORF scheinbar gewollt. Dass aber praktisch über 2 Millionen Menschen in Österreich (jede 4. Familie) von Behinderung indirekt betroffen sind, wird vom ORF überhaupt nicht wahrgenommen und entsprechend gewürdigt! Ja es stimmt, der ORF kann sich in dieser Frage überhaupt keinem Vergleich mit deutschen Sendern (wie dem ARD, ZDF, BR, MDR, WDR, etc.) stellen, die ganz bewusst auch zur Hauptabendprogrammzeit ganz spezifische Behinderungsformen bzw. Menschen mit spezifischen Behinderungen in (einstündigen) Sendungen ausführlich und einfühlsam begleiten und darüber authentisch und sogar spannend berichten. Einfach bereichernd, informativ und würdevoll! Über diese Kompetenz und dieses Programmschema kann oder will der ORF aber leider einfach nicht verfügen, weil er seine Sendungen scheinbar nur noch von der maximal vermeintlich zu erzielenden Zuschauerquote abhängig macht und diesem Diktat sehr vieles andere opfert. Einfach schade!
    Doch als Trost bleibt, dass man im Zeitalter des digitalen Satelitenfernsehens wenigstens nicht mehr einzig und alleine auf diese „zensurierte“ Berichterstattung des ORF angewiesen ist.

  • Trotz eines zweiten, von uns finanzierten Fernsehteams, ist der ORF nicht willens, sich hier an deutschen und anderen Anstalten ein Vorbild zu nehmen. Vielleicht sollte man ihn endlich vor die Gleichbehandlungskommission laden. Mag. Franz KARL, Vizepräsient des Österreichischen Behindertensportverbandes und des Paralympischen Comitees

  • Sehr geehrter Herr Ladstätter! Bitte genau recherchieren! Die Quote 36,7 Prozent ist vom August des Vorjahres 2007! Das soll jedoch nicht heißen, dass ich den ORF verteidige. Ich heiße es ebenso nicht gut, dass die Untertitelung und das Angebot an Sendungen mit Menschen mit Behinderungen so dürftig ausfällt! Mit freundlichen Grüßen, Christina

  • Lieber Herr Ladstätter, wir von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs freuen uns, dass Sie das Thema nach unserer Anfrage nun doch aufgegriffen haben. Es ist wirklich bedauerlich, dass die tollen Leistungen der Sportlerinnen und Sportler in Peking vom ORF als „Anmerkungen am Rande“ behandelt werden. Die Tatsache, dass unsere behinderten Athletinnen und Athleten seit vielen Jahren bessere Ergebnisse erzielen als unsere nichtbehinderten Sportler, dürfte hier leider auch keine Rolle spielen. Wir unterstützen seit Jahren den vollblinden Speerwerfer Bil Marinkovic, der in Peking für Österreich an den Start gegangen ist. Dazu gehört auch gezielte Medienarbeit, um den Behindertensport populärer zu machen – mit Erfolg! Allerdings braucht das alles seine Zeit und es wäre schön, wenn auch andere Organisationen gezielt behinderte Sportler fördern und ihren sensationellen Leistungen die verdiente Publizität verschaffen!
    Beste Grüße Gabriele Frisch, Leitung PR & Redaktion, Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs