Bekommt Kira Grünberg in der Politik noch eine Chance?

ÖVP-Parteiobmman Sebastian Kurz brachte die Tirolerin kurz nach ihrem Sportunfall überraschend in die Politik. Wird sie bei den Nationalratswahlen 2024 ihr Mandate verteidigen können? Ein Kommentar.

Kira Grünberg
Parlamentsdirektion / PHOTO SIMONIS

Kira Grünberg, bekannt für ihre sportlichen Leistungen, trat nach ihrem Sportunfall 2015 bei den Nationalratswahlen 2017 unter ungewöhnlichen Umständen in die Politik ein.

Ihre Ernennung zur Spitzenkandidatin der Tiroler Landesliste der ÖVP durch Sebastian Kurz war ein unerwarteter Schritt, der in der Tiroler ÖVP für Kontroversen sorgte.

Kira Grünberg
ÖVP

Sie zählte somit zu jenen Menschen, die durch ÖVP-Parteiobmman Sebastian Kurz in die Politik gekommen sind. „Im Wochentakt hievte der damalige Kanzlerkandidat medienwirksam Prominente auf die Bundesliste“, schrieb damals das Profil. Dieser Vorgang symbolisierte ein Muster im politischen Stil von Kurz.

Diese Strategie, obwohl sie frischen Wind in die Politik bringen könnte, wirft Fragen nach der Qualifikation und politischen Stabilität solcher Kandidat:innen auf. Viele dieser Quereinsteiger:innen verließen jedoch rasch wieder die politische Arena.

Die Tatsache, dass Grünberg bei den Nationalratswahlen 2019 keinen Platz mehr auf der Tiroler Landesliste erhielt, sondern nur über die Bundesliste in den Nationalrat einzog, deutet auf eine gewisse Brüchigkeit ihrer politischen Unterstützung hin.

Listenplätze bei der ÖVP hart umkämpft

Für eine Quereinsteigerin ohne politischen Hintergrund und ohne regionaler Verankerung ist es besonders wichtig, einen guten Platz auf einer Liste zu bekommen. Die ÖVP steht vor einer sehr schwierigen Nationalratswahl 2024.

Bei der letzten Wahl im Jahr 2019 erhielt die ÖVP noch 37,5 %; laut aktuellen Umfragen sind es derzeit nur rund 21 %. Das bedeutet, dass viele Kandidat:innen keinen Platz mehr im Nationalrat bekommen könnten. Möglicherweise erringt die ÖVP statt 71 Mandaten (2019) nur mehr rund 45 Mandate.

Alle Kandidat:innen stehen daher vor der großen Herausforderung, parteiintern zu verdeutlichen, warum sie unbedingt einen guten Listenplatz benötigen.

Grünbergs politische Karriere, die primär durch Kurz initiiert wurde, scheint bisher eher von symbolischer Natur und weniger von politischem Tiefgang geprägt zu sein.

In dem Profil-Artikel wurde dies so zusammengefasst: „Kira Grünberg will von allen gemocht werden und es allen recht machen. Für ein Dasein als Politikerin sind das besonders schlechte Voraussetzungen. Auch ihre Arbeit als ÖVP-Behindertensprecherin wurde von Interessenvertretern kritisiert: Man höre inhaltlich zu wenig …“

Die ÖVP-Behindertensprecherin Kira Grünberg hat in den letzten Monaten begonnen gegenzusteuern, ihre politische Präsenz durch verschiedene Initiativen zu stärken.

Kira Grünberg möchte wieder kandidieren

In einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung im Dezember 2023 kündigte Grünberg an, nach Niederösterreich in ein barrierefreies Haus umzuziehen, was ihren Arbeitsweg nach Wien erheblich verkürzt. „Ich möchte wieder kandidieren, das ist ziemlich sicher“, kündigte die Nationalratsabgeordnete an.

Dies überrascht nicht, da sie auch schon vor Jahren in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung im Jahr 2018 festhielt: „Ich kann mir durchaus vorstellen, in den nächsten zehn oder fünfzehn Jahren in der Politik zu bleiben.“

Möchte Kira Grünberg eine starke Stimme werden?

Auf die Frage, wofür sie brenne, antwortete sie kürzlich in einem Interview: „Dass ich meine Geschichte teilen kann, daneben natürlich auch für politische Themen. Ich kann mich zwar selbst nicht mehr allzu gut bewegen, will aber noch viel bewegen. Menschen mit Behinderung brauchen starke Stimmen.“

Ob sie diese starke Stimme sein kann, entscheidet die ÖVP; aber auch sie selbst. Nur einen Platz im Nationalrat zu erringen, hilft der Behindertenbewegung nämlich nicht. Es wäre wünschenswert, wenn sie – wie ihr Vorgänger Franz-Joseph Huainigg – klar 2 oder 3 Themen kommuniziert, die sie umsetzen möchte.

Die Zukunft von Kira Grünberg in der Politik hängt daher sowohl von der Unterstützung der ÖVP als auch von ihrer eigenen Fähigkeit ab, sich als einflussreiche politische Kraft zu etablieren.

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5 Kommentare

  • Ich fürchte, dass sie kaum eine weitere Chance bekommen wird, da sie sich kaum zu Wort gemeldet hat und kaum Positionen für uns Menschen mit Behinderungen öffentlich vertreten hat und wenig Kante gezeigt hat.

    Ich persönlich wünsche ihr den Wiedereinzug sehr.

  • Ich glaube nicht, dass das Sinn macht. Sie hat sich im Parlament wenig zu „Behindertenthemen“ geäußert oder irgendwie positioniert bzw. nicht viel dazu getan.

  • Also, ich kann mich nicht erinnern, von Kira Grünberg etwas Unterstützendes, Forderungen oder gar Vorschläge zur Umsetzung inklusiver Bildung gehört zu haben. Da gäbe es ja mit dem Staatenbericht genügend politische Ansatzpunkte für sie.

  • … daneben auch für politische Themen… sagt für eine Nationalratsabgeordnete alles. Obwohl ich nicht zur ÖVP gehöre, fand ich es prima, als wieder jemand mit schwerer Behinderung in den NR einzog, insbesondere nach ihrer abenteuerlichen Geschichte mit ihrem Assistenzhund. Vielversprechend, hoffte ich. Geschichten reichen aber nicht. Schade.

  • Falls nicht, ich werde sie so sehr vermissen wie eine versemmelte Klausur …
    Die war zahn- und mutlos. Dass sie dazugelernt hat, glaube ich nicht. Hoffen wir, dass sie es nicht schafft.