Bericht der Historikerkommission vorgelegt

Der Bericht der Historikerkommission dokumentiert wie das NS-Regime Österreichs Juden um ihr Vermögen brachte. 160 Forscher und Forscherinnen hatten an der Entstehung des umfassenden Berichtes gearbeitet.

Im Schlussbericht der Historikerkommission, eine Zusammenschau aus über 50 Einzelstudien auf mehr als 14.000 Seiten, versuchten vor allem junge Zeithistoriker, ein Höchstmaß an Klarheit in die düstere NS-Epoche zu bringen. Er wurde am 24. Februar 2003 übergeben.

Die Historikerkommission wurde am 1. Oktober 1998 von der damaligen rot-schwarzen Regierung eingesetzt. Ihr Mandat lautete, „den gesamten Komplex Vermögensentzug auf dem Gebiet der Republik Österreich während der NS-Zeit sowie Rückstellungen bzw. Entschädigungen (sowie wirtschaftliche oder soziale Leistungen) der Republik Österreich ab 1945 zu erforschen und darüber zu berichten“.

Detailliert gezeigt werden die komplizierten Vorgänge bei „Arisierung“, Raub, Schikane, Beschneidung der Menschenwürde, aber auch die mangelhafte Rückstellung und Entschädigung.

Im Bericht wird aufgezeigt, dass die NS-Vernichtungsaktion gegen behinderte Menschen „sowohl ideologische Wurzeln als auch ökonomische Aspekte“ hatte. Es ging primär um “ substantielle Einsparungen der öffentlichen Hand im Sozial-und Gesundheitsbereich“.

Bisher weniger bekannt war, dass durch die „Kanzlei des Führers“ organisierten Tötungsaktion (nach der Adresse Berlin, Tiergartenstraße 4 „T4“ genannt) Bereicherungen stattgefunden haben, „indem den Kostenträgern, also Sozialversicherungen, Fürsorgeverbänden, Gemeinden etc., noch monatelang nach dem Tod der Pfleglinge Pflegegebühren vorgeschrieben wurden“.

Österreich sah sich nach dem Krieg fälschlicherweise gerne als erste Opfer der NS-Zeit. Die Historikerkommission werde „die österreichische Seele“ nicht entlasten können, sagte ihr Leiter, Clemens Jabloner, im Oktober 1998 voraus.

Für Ariel Muzicant ist Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien war seine damalige Anregung zur Einsetzung einer Historikerkommission „nicht, Täter und Opfer aufzuhetzen oder finanzielle Entschädigung zu verlangen. Aber jeder sollte wissen, dass Tausende Menschen in Österreich ihre Nachbarn beraubt haben. Nach 1945 haben sich die Nachkommen geweigert, das Geraubte zurück zu geben. Dafür sollte die Kommission Fakten auf den Tisch legen.“

Der Endbericht macht mit der entschuldigenden Mär von der großzügigen Wiedergutmachung radikal Schluss – und muss der Beginn für eine kritische Aufarbeitung der Nachkriegspolitik sein. Wissenschaft und Öffentlichkeit sind gleichermaßen gefordert.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich