Reifen eines Rollstuhles

Berlin: Rollstuhlfahrer steckte 80 Stunden im Lift fest

Fast vier Tage und Nächte war ein schwerbehinderter 68-jähriger Patient in einem Aufzug des Benjamin-Franklin-Klinikums gefangen, berichtet gestern die Berliner Zeitung.

Für Beamte des örtlichen Polizeiabschnitts ist es „fast ein Wunder“, dass der alte Mann nicht verdurstet ist. Der Rohlstuhlbenutzer wohnt in einer Steglitzer Seniorenresidenz. Am Freitag klagte er über Augenprobleme. Deshalb ließ ihn der Pflegedienst ins Benjamin-Franklin-Krankenhaus bringen, das zur Charité gehört. Gegen 13.30 Uhr übergab der Krankentransport den Mann der Klinik.

Um 15 Uhr hatte er nach Auskunft der Polizei einen Termin bei einer Augenärztin. Doch er erschien nicht, offenbar kümmerte niemanden das Ausbleiben des Patienten. Weil die Seniorenresidenz am Abend noch immer keine Information hatte, ob ihr Bewohner stationär aufgenommen wurde oder nicht, fragten die Pfleger im Krankenhaus nach und erfuhren – dass der Patient nicht mehr da war. Nun allerdings war auch das Krankenhauspersonal beunruhigt. Gegen 22.45 Uhr wandte sich die Augenärztin an die Polizei.

„Warum dann bis zum Samstagabend nichts weiter passierte, ist bislang unklar. Auch die Polizei hat keine Antwort. Erst am Sonnabend gegen 18 Uhr begannen Streifenpolizisten in der Klinik zu suchen. Unterstützt wurden sie von drei Diensthundeführern und dem Sicherheitsdienst des Krankenhauses. Alle Stockwerke, Dachboden, Keller und Versorgungsbereiche wurden durchsucht. Auch die umliegenden Parkanlagen bis hin zum Teltowkanal wurden bis etwa 22 Uhr abgelaufen – nichts“, schreibt die Zeitung.

Es vergingen weitere zwei Tage. Am Montag, gegen 22.30 Uhr, wollte ein Arzt der Augenklinik im dritten Obergeschoss den Lift Nummer 20 benutzen, als er hinter den geschlossenen Türen ein Wimmern vernahm. Er fragte, wer da sei und hörte Hilferufe. Nach Auskunft einer Polizeisprecherin steckte die Kabine zwischen dem zweiten und dritten Stock fest. Der Arzt habe den Pförtner alarmiert.

„Der Patient ist wohlauf“, wird Charité-Sprecherin Kerstin Endele in der Berliner Zeitung zitiert. Vorsichtshalber sei er aber stationär aufgenommen worden. Endele kündigte eine Überprüfung an. Noch sei unklar, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Polizisten und Klinikmitarbeiter hätten in den vergangenen Tagen nach dem Patienten gesucht, sagte sie. Eine erste Untersuchung des Fahrstuhls habe ergeben, dass der Notruf funktionstüchtig gewesen sei. Dass in dem Gebäudekomplex ein Aufzug nicht mehr fuhr, sei aber niemanden aufgefallen. „Da sind viele Aufzüge nebeneinander. Wenn da einer nicht kommt, merkt man das nicht.“

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