250 öffentliche City-WCs betreibt Wall in Berlin. Doch der Senat stellt das mustergültige, auch international beachtete Toilettensystem in Frage, berichtete am 19. Dezember 2016 das Inforadio.
Die Stadtwerbung, über die Wall bislang die Toiletten finanzierte, ist neu ausgeschrieben worden. Landesbehindertenbeauftragter Jürgen Schneider meint, der rot-rot-grüne Senat müsse seine politische Verantwortung wahrnehmen und nicht für ein paar Werbemillionen mehr ein erprobtes System aufs Spiel setzen.
Die City-Toiletten sollten nicht neu erfunden werden, so Schneider gegenüber kobinet, „nachdem Behindertenvertreter in der von mir Anfang der neunziger Jahre geleiteten AG Bauen bereits am Holzmodell mit der Fa. Wall das seit dieser Zeit bewährte Modell mit entwickelt hatten und sich bis heute darüber freuen, dass diese Toiletten auch noch funktionieren und ihren Zweck erfüllen.“
„Alle Verträge für öffentliche Werbeflächen in Berlin sind bereits gekündigt, Ende 2018 laufen sie aus. So hat es noch die große Koalition vor einigen Monaten entschieden. Künftig sollen nicht mehr die Bezirke für die Vergabe von Werbeflächen verantwortlich sein, sondern der Senat will die Sache berlinweit in seine Hände nehmen. In der Neuausschreibung der öffentlichen Werbeflächen ist es ein Satz, der vor allem die Berliner Toilettenlandschaft kräftig durcheinander bringen kann: Leistungen in Form von Toiletten, heißt es da, seien durch die Sondernutzungsberechtigten nicht zu erbringen“, so bei Inforadio nachzulesen und zu hören:
Die Wall GmbH, die im Gegenzug zur Werbung moderne City-Toilettenanlagen baut und betreibt, wäre damit draußen, sagt deren Geschäftsführer Patrick Möller. „Wir als Wall sind ein Stadtmöblierungsunternehmen. Wir bieten Toiletteninfrastruktur im Zusammenhang mit Werbung an“, sagt er. „Wenn dieses Geschäftsmodell vom Land Berlin getrennt wird, heißt das, dass wir dann in Zukunft nicht mehr als Toilettenbetreiber zur Verfügung stehen würden.“
Berlins Landesbehindertenbeauftragter, Jürgen Schneider, ist jetzt, wie er sagt, richtig wütend, dass der Senat für ein paar Werbemillionen mehr ein erprobtes System aufs Spiel setzen wolle. „Im Sport sagt man immer ‚Never change a winning team‘. Da ist was dran“, sagt er.
„Hier ist ein bestehendes System jetzt in Frage gestellt – und vor allem die Betroffenen wissen nicht, was auf sie zukommt. „Der Behindertenbeauftragte fordert, dass der rot-rot-grüne Senat seine politische Verantwortung wahrnimmt.
Öffentliche Toiletten, so Schneider, seien kein Luxus. „Ich würde mir natürlich wünschen, dass der neue Senat sich das bisherige Verfahren noch einmal genau anschaut. Es finden sich ja auch in der Koalitionsvereinbarung Hinweise darauf, dass barrierefreie Toiletten ein wichtiger Punkt sind und die Systeme weiter verfolgt werden sollen.“