Ich sitze im Zug. Neben mir am Boden liegt Aida, mein Blindenführhund.
Plötzlich höre ich von gegenüber: „Ja bist du ein braver Hund, ein ganz ein braver!. Na komm her! Lass dich streicheln!“
Aida, unglaublich glücklich über jede Aufmerksamkeit, ist schon unterwegs.
Bevor ich dazu komme zu protestieren und meinen kontaktfreudigen Hund zurück zu rufen, hat sie bereits den Gang überquert und ist vor lauter Aufregung kaum zu bändigen.
Jetzt gibt es sicher Führhundebesitzer, die sagen: „Das liegt aber am Hundehalter. Er muß seinen Hund so weit unter Kontrolle halten, dass so etwas nicht passiert.“ Wahrscheinlich haben sie sogar recht.
Wir sind ein junges Team
Mit der Kontrolle ist es bei mir und Aida noch so eine Sache. Wir sind ein ganz junges Team, gehen erst seit eineinhalb Monaten miteinander, und manche Situationen sind noch schwierig.
Aida möchte viele Menschen begrüßen. Am liebsten würde sie Küsschen verteilen: im Zug, im Lift, bei der Straßenbahnstation, dem Fahrscheinkontrolleur, dem Obdachlosen am Bahnsteig und dem Fahrgast, der sich gerade hinunterbeugt, um etwas aus seiner Tasche zu nehmen. In den meisten Fällen macht das den Menschen nichts aus.
Jedoch ist nicht jeder begeistert, sich mit einer warmen, feuchten Zunge konfrontiert zu sehen, die alles ableckt, was sie erwischt. Wir arbeiten noch daran, dies in den Griff zu bekommen.
Trotzdem: Ein Blindenführhund, der in einem Führgeschirr an der Seite eines blinden Menschen geht, ist im Dienst. Jede Ablenkung kann mitunter lebensgefährlich sein. Das wissen viele Menschen nicht.
Und ich kann oft nicht rechtzeitig darauf reagieren. Ich sehe ja nicht, wenn eine Kontaktaufnahme stattfindet.