Blaue Entgleisung

Profil: Eine Woche vor der Wiener Wahl musste Überraschungskandidat Peter Schumann seine Kandidatur zurückziehen.

Peter Schumann
APA

„Vergangenen Freitag gab Peter Schumann, Kandidat der Wiener Freiheitlichen auf dem sicheren fünften Listenplatz bekannt, von seiner Kandidatur Abstand zu nehmen. Genau drei Tage, nachdem ihn Spitzenkandidatin Helene Partik-Pablé als Überraschungskandidaten präsentiert hatte. Was war passiert?“ beginnt ein Artikel in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins Profil.

In der Pressekonferenz, bei der die FPÖ-Kandidaten vorgestellt wurden, hatte Schumann auf den Schauspieler Adi Hirschall reagiert, der im Zusammenhang mit der FPÖ angeblich von „braunem Gsindel“ gesprochen hatte. Profil erinnert an Schumanns Aussage: „Ich fühle mich in einer braunen Partei wohl. Ich habe kein Problem mit ausländerfeindlichen oder rassistischen Themen.“

Nach heftiger Kritik von SPÖ, Grünen und ÖVP erklärte Schumann, er habe die Aussage nur zynisch gemeint, und gab zwei Tage später bekannt, dass ihm „der braune Sager“ leid tue. FPÖ-Spitzenkandidatin Helene Partik-Pablé meinte, Schumanns Aussage würde absichtlich falsch interpretiert. „Nun liegen profil Schriftstücke von Peter Schumann vor, die Zweifel an der Theorie aufkommen lassen, Peter Schumann würde sich bloß zynisch äußern“, ist dem Artikel zu entnehmen.

So schrieb er – laut Profil – im Jahr 1998: „Die Juden-Mafia hat mir eine a conto Zahlung von 500.000 Sch für 1. Juli in Aussicht gestellt.“ Auf Rückfrage von profil bestreitet Peter Schumann, diese Zeilen jemals verfasst zu haben. profil liegt jedoch ein Schreiben vor, das Schumanns Unterschrift trägt. Im selben Brief heißt es weiter: „Die A conto Zahlung Judenklub stelle ich natürlich ganz zu Druckereizwecken ab.“ In einem anderen Brief heißt es: „Freitag habe ich dem Juden-Clan einen höflichen Binnen-Brief geschrieben.“ Peter Schumann zu Profil: „Es kann schon sein, dass ich das geschrieben habe.“

Bei diesen Sätzen handelt es sich nicht um verbale Ausrutscher, sondern um wohl überlegte Passagen aus offiziellen Geschäftsbriefen Schumanns, hält das Nachrichtenmagazin fest.

Schumanns politische Ausrichtung gilt bei Leuten, die ihn kennen, nicht als sonderlich stabil, meint Profil und führt aus: Der Ex-Freiheitliche Rüdiger Stix, der nun für die ÖVP in den Wiener Wahlkampf zieht, erinnert sich: „Anfang der neunziger Jahre hat Schumann die FPÖ als rechtsextremistisch beschimpft.“ Schumann war lange Zeit Sozialdemokrat und gelangte auf einem SPÖ-Ticket auch ins ORF-Kuratorium. Der 54-jährige Mann, der erstmals als Vizepräsident des Favoritner Athletik Clubs, an dessen Pleite er beteiligt war, bekannt wurde, gab auch das Magazin „aktiv mobil“ heraus. Und er machte Schulden. Nicht nur bei Druckereien, sondern auch bei der Bank. Bei der Creditanstalt ist ein hoher einstelliger Millionenbetrag offen. Gegen Schumann gab es aufgrund seiner Finanzgebarung eine Reihe von Anzeigen und Klagen.

Donnerstag vergangener Woche wurde schließlich Schumanns Büro verwüstet, berichtet das Nachrichtenmagazin. „Es wird jetzt wohl noch einige Zeit dauern müssen, bis behinderte Menschen wieder den Mut zum öffentlich-politischen Engagement fassen können“, setzte er bei seinem Rückzug auf Mitleid. Helene Partik-Pablé sprach von einer „Hatz auf einen Behinderten“.

„Bis kommenden Sonntag wird Schumann aber ohnehin FPÖ-Kandidat bleiben und damit auch gewählt werden, denn für eine Veränderung der Liste ist es zu spät“, hält Profil abschließend fest.

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