Bildungsjournalistin Brigitte Schumann warnt in einem Kommentar vor der Diagnoseflut in der Sonderpädagogik. Sie sieht in der aktuellen Praxis keine echte Inklusion, sondern ein System, das Schüler:innen Etiketten aufpresst.

In einem aktuellen Kommentar auf Bildungsklick übt die Bildungsjournalistin Brigitte Schumann scharfe Kritik am Umgang der Bildungspolitik mit sonderpädagogischer Diagnostik. Sie macht deutlich: Die Zahl der Diagnosen für sonderpädagogischen Förderbedarf steigt – echte Inklusion bleibt jedoch auf der Strecke.
Zentrale Kritikpunkte stammen auch von Fachleuten wie Prof. Hans Wocken. Er warnt vor einer „Etikettierungsschwemme“, bei der Kinder mit schulischen Schwierigkeiten vorschnell als förderbedürftig eingestuft werden – etwa in Bayern. Das führt laut Schumann nicht zu mehr Bildungsgerechtigkeit, sondern zu einer Form der „Pseudo‑Inklusion“, bei der zwar mehr Schüler:innen formal integriert sind, aber dennoch segregierend unterrichtet werden.
Schumann plädiert für eine Wende in der Diagnostik: Statt auf starre Kategorien zu setzen, sollten formative Verfahren wie der Response-to-Intervention-Ansatz (RTI) zum Einsatz kommen. Dieser ermöglicht eine frühe, direkte Förderung in der Klasse – ohne stigmatisierende Etiketten.
Trotz eindeutiger Forschungsergebnisse und Empfehlungen – unter anderem im Gutachten zum Wissenschaftlichen Prüfauftrag NRW – zeigt die Bildungspolitik wenig Bereitschaft zur inhaltlichen Auseinandersetzung. Stattdessen werden diagnostische Verfahren weiter ausgebaut, was die problematische Entwicklung weiter verstärken könnte.
Angela,
17.06.2025, 14:27
Solange Unterstützung mit Diagnosen einhergeht, wird es immer Schubladen geben.
Und mit den Schubladen ist Inklusion einfach nur ein Begriff und nichts mehr.
Was mich wirklich erschreckt, ist die Tatsache, dass Diagnosen inflationär gestellt werden und jeder eine haben will!
Keine zu haben, ist mittlerweile uncool