Buchkritik: Drachensaat von Jan Weiler

Bis zu welchem Grad darf Behinderung der Satire dienen?

Ansicht eines offenen Buches
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Als ich neulich die Hörbucherscheinungen der Blindenhörbüchereien studierte fand ich heraus, dass es von Jan Weiler ein neues Buch mit dem Titel „Drachensaat“ gibt. Da ich von Weiler bereits einige Bücher gelesen habe, und sie mir meistens recht gut gefielen, bestellte ich es sofort bei der norddeutschen Blindenhörbücherei. Was ich da zu hören bekam, war, sagen wir mal schon weit über dem, was aus meiner Sicht als Satire zulässig ist.

Inhalt

Anfang des Inhaltes (Der Rest ist in diesem Fall nicht von Belang): Bernhard Schade ist Architekt und bekommt einen Sohn, der mit dem Down-Syndrom geboren wird. Durch diesen Sohn wird er Spezialist für „behindertengerechtes Bauen“, indem er einfach dessen Meinung einholt.

Er räumt zwar ein, dass sein Architekturbüro dadurch immer größer wird, beklagt sich aber gleichzeitig, weil er eigentlich in einem völlig anderen Bereich arbeiten wollte und ihm dieser Sohn es nicht ermöglichen würde, jener Vater zu sein, der er gerne wäre, da er mit ihm weder über Politik diskutieren, noch ihn beim Fußballspielen anfeuern kann.

Am 18. Geburtstag des Sohnes will er ihn, da er mit seiner Behinderung ja nur schwer eine Freundin finden kann, an eine Prostituierte ausliefern. Das Leben des Sohnes endet schließlich damit, dass der Sohn sich das Leben nimmt, weil Schade ihm davon erzählt, wie schön die Engel es über den Wolken haben.

Meinung

Ich bin kein Spezialist im Bezug auf das Down-Syndrom. Ich kann daher nicht genau beurteilen, inwiefern diese „Satire“ den Kern des Problems trifft. Was ich aber ziemlich sicher weiß, ist, dass Literatur das Denken und die Meinung von Menschen beeinflusst. Wenn eine 2008 erschienene Publikation solche „Theorien“ verbreitet, empfinde ich das als höchst bedenklich.

Immerhin stellt der Vater seinen Sohn aus meiner Sicht indirekt als Schaden dar. Zwar muss JEDES Thema sich bis zu einem gewissen Grad satirisch behandeln lassen, jedoch wird hier der Bogen bei weitem überspannt. Zumal ja gerade im Bezug auf Menschenwürde BESONDERE VORSICHT geboten ist!

Was mich ebenfalls schockierte ist, dass Buchkritiker die über dieses Werk urteilten, beispielsweise vom HR, mit keinem Wort auf dieses Thema eingingen. Ich hätte Herrn Weiler zu gerne gefragt, ob ihm eigentlich bewusst ist, dass er hier unter Umständen Behindertendiskriminierung betreibt und nach seiner Sicht der Dinge befragt. Jedoch konnte ich leider bis jetzt keine Anschrift oder Mailadresse von ihm finden.

Hier können Sie das Buch bestellen.

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