Buchtipp: Reaktionen der Kirche auf die „Euthanasie“ während der NS-Zeit

Der neue Sammelband führt Beiträge verschiedener Autor:innen zusammen. Diese sollen neue Erkenntnisse über das Verhältnis religiöser Menschen und der christlichen Kirchen zur „Euthanasie“ während der NS-Zeit liefern.

Cover: NS-Euthanasie: Wahrnehmungen – Reaktionen – Widerstand im kirchlichen und religiösen Kontext
Studien Verlag

Der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim und das Franz und Franziska Jägerstätter Institut der Katholischen Privat-Universität Linz haben ein neues Buch präsentiert.

Es erscheint am 30. Juli 2021 und trägt den Titel „NS-Euthanasie: Wahrnehmungen – Reaktionen – Widerstand im kirchlichen und religiösen Kontext“.

Fünf wissenschaftliche Beiträge sind in diesem Sammelband vereint, die von verschiedenen Autor:innen verfasst wurden. Sie sollen einen aktualisierten Blick auf das Verhältnis der christlichen Glaubensgemeinschaft zum industriellen Massenmord des NS-Regimes an Menschen mit Behinderungen und psychisch erkrankten Menschen („Euthanasie“) in den Jahren 1940 und 1941 werfen.

Wissen über und Reaktionen auf den Massenmord

Die Beiträge befassen sich mit Protagonisten der protestantischen und katholischen Kirche in Österreich und Deutschland. Es wird den Fragen nachgegangen, wie der Wissensstand der Kirchenvertreter in Bezug auf den Massenmord war, welche Reaktionen dies bei ihnen hervorrief, ob es Widerstand gab und wie sich dieser äußerte.

Das Buch erscheint rund um den 80. Jahrestag eines bekannten Akts des kirchlichen Widerstands gegen den nationalsozialistischen Massenmord an Menschen mit Behinderungen, der auch Thema eines Beitrags ist: Die Predigt von Bischof Clemens August Graf von Galen am 3. August 1941, in der er, trotz versuchter Geheimhaltung des NS-Regimes, die begangenen Verbrechen genau beschreibt und öffentlich anklagt.

Der Begriff Euthanasie

Der Begriff Euthanasie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutete ursprünglich guter Tod, schöner Tod, oder gutes Sterben ohne vorhergehende lange Krankheit.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde dieser als Tarnbezeichnung für die systematischen Behinderten- und Krankenmorde verwendet, die in den Jahren 1940 bis 1945 begangen wurden.

Zwischen den Jahren 1939 und 1941 wurden im Gebiet des Deutschen Reichs sechs „Euthanasie-“, also Tötungsanstalten errichtet. Auf dem heutigen Gebiet Österreichs befand sich die Tötungsanstalt Hartheim im Schloss Hartheim in der Nähe von Linz.

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Ein Kommentar

  • Bischof Galen ist gerade in aller Munde, da seine Predigt gegen die Euthanasie 80 Jahre her ist. Oft wird vergessen, dass diese Predigt später von den Alliierten in Auszügen als Flugblatt Tausendfach über dem Deutschen Reich abgeworfen worden ist, leider ohne nennenswerten Erfolg. Ab 1942 verschwindet das Thema Euthanasie aus der „Gegenpropaganda“ der Alliierten. Vielleicht auch, weil sie um ihre eigenen Eugenik-Theorien wussten und die zahlreichen Verbindungen englischer und amerikanischer Wissenschaftler, von denen auch viele sehr gläubig waren, zum Deutschen Reich.
    Empfehlenswert hier die Bücher von Kühl: Die Internationale der Rassisten (2014) und der Roman „E.“ von Francis Nenik (2021).