Buchtipp: Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.

Der bekannte deutsche Behindertenaktivist Raúl Krauthausen setzt sich in seinem neuen Buch mit dem Thema Inklusion auseinander und den Möglichkeiten, sie zu verwirklichen.

Text Raúl Aguayo-Krauthausen Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.
rowohlt Verlag

Was ist eigentlich Inklusion und wie kann man sie zur gesellschaftlichen Normalität werden lassen? Damit beschäftigt sich Raúl Krauthausen in seinem neuen Buch „Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.“

Dabei erhebt das Buch nicht, wie der Titel vielleicht vermuten lässt, den moralischen Zeigefinger, sondern erläutert das Thema Inklusion aus verschiedenen Blickwinkeln. So werden die gesellschaftlichen und sozialen Hintergründe angesprochen, welche dazu beitragen, dass Inklusion immer noch nicht umgesetzt wird. Sonderräume wie Sonderschulen, Behindertenwerkstätten und Heime werden kritisch unter die Lupe genommen.

Warum erhalten sich diese Sondersysteme und wer profitiert davon? Welche Konsequenzen hat das Leben in einer Einrichtung für die Betroffenen? Was bedeutet Selbstbestimmung und wie kann sie umgesetzt werden?

Diese und andere Fragestellungen behandelt Krauthausen im Austausch mit anderen Expert:innen aus der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung, aber auch in Auseinandersetzung mit seinen eigenen Erfahrungen in Bezug auf Behinderung.

Inklusion als kulturelle und gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Ziel dieses Buches ist es, den Status-Quo in Sachen Inklusion aufzuzeigen und zu hinterfragen und den „Aber-Sagern“ in Sachen Inklusion etwas entgegenzusetzen. Dabei bietet das Buch keinen einfachen Lösungsweg an, sondern bearbeitet das Thema aus einer vielfältigen und kulturellen Perspektive heraus.

Inklusion ist keine Check-Liste, die man abarbeiten kann, sondern ein kultureller Wandlungsprozess, an dem wir alle mitarbeiten müssen, der von uns verlangt, den bisherigen Umgang mit Behinderung zu hinterfragen, und zwar auf allen Ebenen der Gesellschaft und Kultur. Inklusion ist dabei nicht eine Sache nur von Menschen mit Behinderungen, sondern betrifft den Umgang mit menschlicher Vielfalt generell. Denn auch Menschen mit Behinderungen sind nicht ausschließlich behindert, sondern haben auch andere Merkmale wie zum Beispiel Herkunft oder kulturellen und sozialen Hintergrund.

Fazit

Das Buch ist eine interessante Lektüre, nicht nur für jene, die sich schon mit dem Thema Inklusion auseinandersetzen, sondern vor allem für jene, für die das Thema noch Neuland ist.

Für denjenigen, der sich – wie ich – schon ein bisschen mit dem Thema Inklusion auskennt, sind zwar einigen Dinge dabei, die schon bekannt sind, wie zum Beispiel die klassischen Inklusionsbaustellen Arbeit, Schule und Barrierefreiheit, dennoch erhält man selbst als Insider neue Sichtweisen auf das Thema.

Interessant fand ich zum Beispiel, dass auch Anknüpfungspunkte mit anderen von Ausschluss betroffenen Minderheiten gesucht werden, wie zum Beispiel Menschen aus anderen Herkunftsländern oder Menschen, die Teil der LGBTQ-Community sind. Klar wird einem dadurch, dass es nichts bringt, die einzelnen Communities getrennt zu betrachten, sondern dass man das Gesamtbild benötigt, da jeder Mensch mehr als eine Dimension hat.

Hilfreich ist auch, dass der Autor nicht nur aus seiner Perspektive schreibt, sondern im Rahmen des Buches in den Dialog mit anderen tritt. Das Buch bietet kein allgemein gültiges Rezept, wie man Inklusion umsetzen kann. Das ist auch gar nicht möglich und kann wahrscheinlich von keinem Buch geleistet werden – wer das Buch aufmerksam liest, bekommt vielleicht interessante Denkanstöße für das gesellschaftliche Miteinander.

Das Buch „Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.“ ist im Rohwolt-Verlag erschienen und auch bei Amazon erhältlich.

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2 Kommentare

  • Inklusion ist keine Einbahnstraße. Betroffene selbst sind auch ein Stück in die Pflicht genommen, sich an der Inklusion aktiv zu beteiligen. Es macht also wenig Sinn sich über mangelnde Inklusion zu beschweren, wenn Betroffene selbst ihren Anteil dabei nicht leisten. Den Finger auf die Anderen zu zeigen und „Ja, jetzt macht mal!“ zu sagen, ist völlig verkehrt. Selbst sichtbar bleiben, selbst neue Wege gehen, selbst an der eigenen Unabhängigkeit arbeiten – ja, leicht ist es nicht, aber machbar. Somit trifft der Titel des Buches auch Betroffene selbst.

  • Das Buch von Raúl Krauthausen! Finde ich sehr wichtig weil inklusion noch viel verbessert werden müste um mehr die barieren in denn Köpfen der Menschen abzubauen mit freundlichen Grüßen Thomas henrichsen