Buchtipp: Wir sind nicht mehr aufzuhalten

„Wir sind nicht mehr aufzuhalten“ lautet die optimistische Prognose des Autors Ottmar Miles-Paul, dessen Buch den Untertitel „Behinderte auf dem Weg zur Selbstbestimmung“ trägt und der sich vorrangig an Menschen mit Behinderungen richtet.

Buch Wir sind nicht mehr aufzuhalten
Miles-Paul, Ottmar

Zentrales Thema ist die Beratung von Behinderten durch Behinderte sowie die geschichtliche Entwicklung der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung in den USA sowie in Deutschland.

Während es sich mittlerweile durchgesetzt hat, daß ratsuchende Frauen mit frauenspezifischen Fragestellungen bevorzugt von Frauen beraten werden, dominieren in der deutschen Behindertenarbeit (gleiches gilt für Österreich) immer noch fast ausschließlich Nichtbehinderte und ihre Normen.

Herkömmliche Beratung zwingt uns aber nicht nur fremde Normen auf, sie verzichtet auch auf die vielen unschätzbaren Erfahrungen, die behinderte Menschen im Umgang und im Zusammenhang mit ihrer Behinderung machen. Und dann gibt es noch viele Aspekte, über die viele Behinderte oft nur beschränkt oder gar nicht mit nichtbehinderten BeraterInnen sprechen wollen oder können. Zentrale Begriff in den USA: PEER SUPPORT – BERATUNG bzw. Unterstützung durch Ebenbürtige oder Gleiche und INDEPENDENT LIVING – Selbstbestimmtes Leben. Die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung, entstanden in den frühen 70er Jahren, veränderte die Situation der behinderten Menschen grundlegend:

Sie wuchs rasch zu einer nationalen Bewegung heran und als eines der konkreten Ergebnisse entstanden überall sogenannte Selbstbestimmt-Leben-Zentren, in denen es u. a. eine breite Palette von Angeboten, etwa in der Form des PEER SUPPORT, gibt.

Die Independent-Living-Bewegung aus Antwort auf die traditionelle Behindertenarbeit ist zur Bürgerrechtbewegung der amerikanischen Behinderten beworben und kämpft überall für die Menschenrechte Behinderter. Sie hat den Betroffenen nicht nur zu neuem Selbstbewußtsein verholfen, sie zeigt dies durch die Prägung von neuen Begriffen:

So wird von Kunden und nicht von Patienten oder Klienten gesprochen, es gibt den Begriff des „empowerment“- die Ermächtigung zum Eintreten für die eigenen Rechte und die „HELFERINNEN“, „PFLEGERINNEN“, „BETREUERINNEN“ und was es da sonst noch an schrecklichen Ausdrücken gibt mußten den „PERSONLICHEN ASSISTENTINNEN“ weichen.

Was in den Zentren im Einzelnen läuft, wird in diesem Buch sehr anschaulich beschrieben.

Wir sind nicht mehr aufzuhalten, ISBN 3-923 123-76-X; DM 28,—; Verlag Herder

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