Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Helsinki-Komitee sind in Bulgarien hunderte behinderte Kinder gestorben.

„In den vergangenen zehn Jahren seien 238 Kinder wegen zahlreicher Missstände in den Heimen ums Leben gekommen, heißt es in einem am Montag in Sofia vorgestellten Bericht der internationalen Menschenrechtsorganisation Helsinki-Komitee“, berichtet der Standard.
Aus den Augen, aus dem Sinn?
„Aus den Augen, aus dem Sinn?“ war der Titel einer weltweiten Kampagne von amnesty international gegen die systematische Diskriminierung behinderte Menschen, berichtete BIZEPS-INFO im Jahr 2003.
In dem Artikel wurde auch ein Bewohner mit den Worten zitiert: „Dieser Ort ist für menschliche Lebewesen nicht geeignet. Er sollte geschlossen werden. Die Menschen sterben hier.“
„Die Lebenshilfe Wien hat gemeinsam mit Behindertenorganisationen aus Irland und Holland das Human-Dignity-Programm entwickelt, um die Situation in den Heimen zu verbessern“, berichtete Rosa Prinz (Lebenshilfe).
Um auf die katastrophalen Zustände hinzuweisen fand im April 2003 eine Mahnwache vor der bulgarischen Botschaft in Wien statt, die auch für Aufsehen sorgte. Auch ein Treffen mit der bulgarischen Botschafterin fand anschließend statt. Bei diesem Anlass wurden 4.500 Petitionsunterschriften übergeben.
Angesichts des nun vorliegenden Berichts dürfte es in Bulgarien zwar Verbesserungen gegeben haben, aber noch immer dringender Handlungsbedarf bestehen.
Anlässlich der Beitrittsverhandlungen wurden die Zustände in den bulgarischen Heimen von der EU thematisiert. Auch nach dem Beitritt wies die EU auf die „unannehmbar schlechte Qualität“ hin.
Klaudia Karoliny,
24.09.2010, 18:56
Gerhard Lichtenauer hat es meiner Meinung nach unten auf den Punkt gebracht. Das Grauen hat System. Es sind nicht nur die wirtschaftl. Gegebenheiten, dass ein Land mit seinen (wehrlosen) BürgerInnen so umgeht.
Anonymous,
22.09.2010, 18:40
Ich muss Gerhard Lichtenauer leider Recht geben. Es hat mich zwar noch etwas erschüttert, aber so richtig überrascht wurde ich dabei nicht! Vor allem finde ich es schade, dass es dort so eine Entwicklungs in den letzten 20 Jahre gegeben hat.
Ich finde es deswegen so schade, da ich von 0-13 Jahre in Sofia gelebt habe und weiß wie es damals war.
Ich hatte nicht das Vergnügen in ein Heim aufzuwachsen, sondern bei meine Eltern. Dabei habe ich doch einiges mitbekommen mitbekommen dürfen. Vieles war damals viel besser (in Relation zu Heute), und so wie es aussieht ist nach dem Mauerfall Dort Vieles schlimmer geworden.
Heute gibt es dort vor allem im Bezug auf finanzielle Möglichkeiten große Probleme. Denn damals wurde vieles vom Moskau (sozusagen) subventioniert! Jetzt gibt es in Bulgarien eigentlich nur den Tourismus am schwarzen Meer. Leider wurde Das damals noch großteils privatisiert und somit ist der Staat nicht mehr in der Lage sich umso etwas zu kümmern. Aber, Das soll bestimmt nicht eine Entschuldigung dafür sein was dort passiert ist!
Nur um ein paar Vergleiche zu erstellen! Was die Rechtslage betrifft, sehe ich da kaum große Unterschiede zwischen Österreich jetzt und Bulgarien damals. Außer ein paar Ausnahmen wie Pflegegeld und ein paar Gesetze die nur auf Papier stehen ist da kaum viel anders. Hier gibt es Sonderschulen, dort wurde mir ein Unterricht zuhause zur Verfügung gestellt. Zumindest mein Volksschulunterricht konnte ich so schaffen bevor ich nach Wien kam.
Ich bin zwar froh, dass ich mich schon seit sehr lange Zeit Österreicher (zumindest auf Papier) nennen darf, aber ich verstehe es nicht wieso hier der Unterschied kaum größer ist. Vor allem ist es schade wenn man immer wieder hört, dass Österreich ein reiches Land ist!
Gerhard Lichtenauer,
22.09.2010, 11:23
Mich hat der Bericht in der letzten ZIB24 tvthek.orf.at/programs/1225-ZiB-24/episodes/1626477-ZIB-24/1626487-Grausame-Realitaet nicht mehr erschüttert, nach dem, was ich bereits in österreichischen „Heimen“ sah und davon weiß und auch erfahren habe, wie die österreichische „Justiz“ und die „Absichtsbehörden“ mit Hinweisen und Strafanzeigen wegen illegaler Pflege, Entrechtungen, Entwürdigungen, pflegerischen Unzulänglichkeiten, schweren Körperverletzungen und Gesundheitsschäden, Gesundheits- und Lebensgefährdungen bis hin zu Todesfällen aufgrund Organisationsverschulden in „anerkannten“ Pflege-Institutionen umgeht.
Lucas Broer,
22.09.2010, 10:54
Da kann man mal wieder sehen, wie „professionelle“ Pflege aussieht. (In Lainz haben sich die alten Leute, versorgt von lauter „Profis“, ja auch wund gelegen.) Egal, Hauptsache es wurden keine Mopeds gekauft.
Daniel,
22.09.2010, 07:57
Es braucht viel, bis ich anfang zu heulen, aber bei der Story! Wenn sowas jemanden kalt lässt, der/die hat wirklich kein Herz!
Gerhard Lichtenauer,
20.09.2010, 23:50
Pflegenotstand ist Verbrechen aus Kalkül! (Nicht nur in Bulgarien) Verschwiegen wird immer wieder, dass der eklatante Pflegenotstand häufige Ursache für Menschenrechtsverletzungen, Gesundheitsschädigungen, schwere Körperverletzungen (teilweise mit Todesfolge) ist.
Der Pflegenotstand und die damit einhergehende Pflegevernachlässigung ist keine unabwendbare höhere Gewalt oder Naturkatastrophe sondern Gewaltausübung durch rücksichtslos berechnende Menschen. Der Pflegenotstand ist Folge gezielter eugenischer Ökonomisierung und Prekarisierung der Unterstützungsbedarfe pflegebedürftiger Menschen.
Von den politisch Verantwortlichen und institutionellen Vollstreckern werden diese systemischen Gewalttaten und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorsätzlich begangen oder zumindest billigend in Kauf genommen. Um das Maß der Ungeheuerlichkeit voll zu machen, werden unerträgliche Zustände von Aufsichtsbehörden und Gerichten gedeckt. Menschen, die dies aufzeigen werden der Staatsräson zugeführt.
Für „chronische Pflegemängel“ und „pflegerische Versorgungsmängel“ müssen Verantwortliche dringend zur Verantwortung gezogen werden, bevor noch mehr Schaden angerichtet wird. Der Pflegenotstand wird aus niederen fiskalen Motiven in Kauf genommen, er ist Verbrechen aus Kalkül!