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Cochlea-Implantat: Gehörlosenbund nimmt erstmals Stellung

Medizinische Entwicklung veranlasst Gehörlosengemeinschaft zu Klarstellung

Das elektronische Ohren-Implantat CI ist eine besonders unter gehörlosen Menschen sehr umstrittene Technologie. Auf die 20 wichtigsten Fragen zum CI gíbt der Österreichische Gehörlosenbund (ÖGLB) nun Antwort.

Das CI wurde entwickelt, um Geräusche für Menschen hörbar zu machen, deren Hörvermögen verringert/verloren ist oder nie vorhanden war. Der ÖGLB möchte nun erstmals in dem von der Medizin dominierten Feld seine bisher ungehörte Perspektive einbringen.

Gehörlosenbund-Präsidentin Helene Jarmer: „Das CI ist bei weitem nicht so problemlos, wie oftmals angepriesen. Wir thematisieren nun ethische, linguistische und gehörlosenkulturelle Aspekte.“ Vor allem bezüglich der Implantation von Säuglingen und Kleinkindern ruft man beim Gehörlosenbund zu äußerster Vorsicht auf. Denn, so die seit der Geburt gehörlose, stolze Gebärdensprachbenützerin: „Gehörlose Kinder dürfen nicht auf ihr Ohr und ihre Hörleistung reduziert werden!“ Auch umoperierte Kinder mit CI werden nicht „hörend“, sondern eben nur „gehörlos mit CI“.

Die Kritik des ÖGLB richtet sich unter anderem gegen eine Polarisierung: Hören und CI wurden oft als ausschließlich und polar entgegengesetzt zu Gebärden-Können und Gehörlosen-Identität dargestellt.

Jarmer: „Das CI ist kein Widerspruch zur Gebärdensprache. Das CI sollte niemals als ‚Alternative‘ zur oder ‚Ersatz‘ für Gebärdensprache gesehen werden.“ Sprachwissenschaftlerin Verena Krausneker meint dazu: „Die rein technische Verstärkung der Hörfähigkeit geschieht durch ein CI in unbestimmtem Ausmaß. Das ermöglicht einem Kleinkind noch lange keinen natürlichen – also „automatischen“ – Spracherwerb. Auch für schwerhörende Kinder mit CI ist daher die visuell barrierefrei wahrnehmbare Gebärdensprache eine sehr wichtige sprachliche Ressource.“

Die amerikanische Aufsichtsbehörde für Nahrungs- und Arzneimittel FDA, die dem amerikanischen Gesundheitsministerium untersteht, hat schon 2004 eine CI-Risikoeinschätzung veröffentlicht:

AKTUELL! Stellungnahme des ÖGLB zum Cochlea Implant.

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