Bilderwerfer erhielten Würdiungspreis
Es ist schon Labsal auf meine Seele, einmal in diesem Rahmen bedankt zu werden. Die grundsätzliche Freude über den Würdigungspreis, der zu meiner, und ich denke aller Freude, auch konkret mit Geld verbunden ist; ist getrübt durch die Befürchtung, das der Fall „Menschen mit Behinderung und Kunst“ für die nächsten zehn oder mehr (?) Jahre erledigt ist. Endlich. Endlich sag ich auch!
Endlich keine Werbespots wo ein Mann auf dem Fahrrad und eine Frau im Rollstuhl Gleichanders sind. Da wird mir gleich, anders. Wenn der Mann auf dem Fahrrad nämlich ins Kino in die U-Bahn oder in die Straßenbahn will, dann steigt er nämlich ab, und nimmt sein Rad auf die Schulter. Bei der Frau im Rolli sieht das so aus, das sie vor dem Kino ansteht bzw. sitzt. Falls sie überhaupt hinein darf – so ohne Gehende Begleitung kann das gefährlich werden – vielleicht ist sie bissig – oder vor dem U-Bahnspalt scheitert, der schlicht nicht oder sehr schwer zu überwinden ist.
Der Kampf um ein Behindertengleichstellungsgesetz wie es Behindertenvertreterinnen und -vertreter fordern, und nicht nur das, sondern auch als Gesetzesentwürfe vorlegen; ist nach wie vor nicht verabschiedet worden. Die Unfallrenten sind besteuert worden, das Pflegegeld nicht valorisiert und und und …
Zurück zur Kunst – Mein Pech das ich in so viele so genannte Randgruppen falle, und mir wie es aussieht, den Luxus nicht mehr lange leisten kann: Künstlerin, Frau und Behindert zu sein. Von allen aktuellen sozial- und kunstpolitischen Maßnahmen betroffen und ich mag fast sagen „ge-troffen“ – die angeblich notwendig sind – und Notwenden, und mich und viele andere Künstlerinnen und Künstler ob behindert oder nicht in – Not bringen – und ich meine das nicht metaphorisch – kann ich Kunst von Politik einfach nicht trennen. „L`art pour L’art pour“ aber irgendwas möchte ich auch essen.
So ein Preis ist etwas wunderbares, wenn er das bleibt was er ist, ein zusätzliches Zeichen, der Würdigung und Anerkennung für unsere künstlerische Arbeit an sich. Doch das kann die Kunstpolitik nicht davon freisprechen, grundsätzliche und strukturelle Maßnahmen zu setzten, damit auch Frauen und Männer mit Behinderung eine Kunstausbildung machen können, und als solche dann von staatlich-öffentlichen Stellen wie zum Beispiel dem AMS-Wien auch anerkannt werden.
Trotz meiner zehnjährigen Tätigkeit als Künstlerin scheint mein Hauptberuf „Behinderte“ zu sein – da es mir, trotz intensiver Bemühungen, bis heute nicht gelungen ist zum AMS für Künstler zu kommen, oder meine Beraterin davon zu überzeugen, daß als Künstlerin zu arbeiten selten, eine regelmäßige und langfristige Anstellung nach sich zieht und – trotzdem ein Beruf ist.
Dann also ab ins Büro – Computerarbeitsplatz am besten TeleWorking damit die Krüppel nicht mehr raus müssen und niemand sie sieht.
Doch darum ging es doch im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung und Kunst. Ums Gesehen werden und dem schönen Begriff „Sensibilisierung der Öffentlichkeit“. Dazu müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden – damit Menschen mit Behinderung in die Öffentlichkeit kommen können, sich dort auch bewegen und artikulieren können.
Ich habe hier die Möglichkeit, und sage zum, ich weiß schon gar nicht mehr wie viel dem mal, das es die Gruppe Bilderwerfer seit zehn Jahren,als einzige professionelle Performancegruppe in Österreich gibt. Professionell auch in dem Sinne, das sie versuchen von der Arbeit: Kunst zu leben. Und das sie die einzige, „gemischte“ Gruppe nach zehn Jahren ist, ist auch nicht gerade ein Zeichen, daß es ein großes Interesse daran gibt, für Menschen mit Behinderung den Kunstbereich ideell und real zu öffnen. Real bedeutet, bestehende Kunstausbildungsstätten zugänglich zu machen; baulich und im Lehrplan mit zu berücksichtigen. Staatliche Unterstützung zu gewährleisten, wenn sie als Künstlerinnen und Künstler arbeiten möchten.
Auch nach dem europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung und Kunst, gibt es Menschen mit Behinderungen. Frauen und Männer die als Künstlerinnen und Künstler weiterarbeiten wollen. Dieses Europäische Jahr der Menschen mit Behinderung und Kunst ist doch sicher nur als Anstoß gedacht, um den Ball ins Rollen zu bringen.
Es ist auch Aufgabe der Kunstpolitik in Österreich, diesen Ball aufzunehmen, und immer weiter zu spielen. zwar Solange bis er die erreicht, für die das Match begonnen wurde. Die Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung. Die, welche schon in dem Bereich arbeiten, und auch die, die es noch vorhaben. Um eine tatsächliche gleichberechtigte und gleichwertige Zusammenarbeit zwischen Künstlern mit und ohne Behinderung zu erreichen, braucht es so etwas wie einen Nachteilsausgleich für Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung. Braucht es konkrete Maßnahmen, und Rahmenbedingungen.
Diese gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern zu erarbeiten, nach Außen zu vertreten, und konkret Umzusetzen, ist Aufgabe der Kunstpolitik – auch im Jahr 2004 – und darüber hinaus. Vielen Dank!
Die Rede wurde anläßlich der Verleihung des Würdigungspreis für die Performancegruppe „Bilderwerfer“ durch Kunststaatssekretär Franz Morak (ÖVP) gehalten.