Das Recht auf Selbstbestimmung

Alle Jahre wieder kommen die Euthanasieritter*innen. Ein Kommentar.

ORF-Sendung IMZENTRUM
ORF

Im Tarngewand der Selbstbestimmung. Sie heucheln uns vor, dass es ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben gibt. Sie spielen mit unseren Ängsten und missbrauchen diese. Sie predigen von der endlosen Freiheit der Menschen, die angeblich nur bei der verbotenen Sterbehilfe aufhört. Für mich ist Sterbehilfe Mord auf Verlangen!

Vor 40 Jahren waren es Julius Hackethal und Hans Atrott. Sie gaukelten uns vor, es ginge um das individuelle Leid der hoffnungslosen Menschen, die erlöst werden wollen. In Wirklichkeit ging es darum, Leid zu beseitigen, kostengünstig und effizient. Die verlogenen Argumente sind bis heute geblieben.

Befürworter*innen der Sterbehilfe sind getrieben von der Wahnvorstellung, alles Leid der Welt zu eliminieren. Die Philosophie der Euthanasie haben nicht die Nationalsozialist*innen erfunden, sie wurde in dieser Zeit lediglich legalisiert und systematisch betrieben. Der Nazipropagandafilm „Ich klage an“ benutzt die Emotionen der Menschen und macht deutlich, dass defektes Leben nicht lebenswert ist.

Die wahren Beweggründe hinter der Euthanasie waren eiskalte Kosten-Nutzen-Rechnungen.

Das Recht auf Selbstbestimmung ist ein hohes Gut, und hat uneingeschränkt in allen Lebensbereichen zu gelten. Das gilt für das Leben, aber auch für den Tod. Jeder Mensch hat das Recht, über das eigene Leben und den Tod selbst zu entscheiden. Der Selbstmord steht Gott sei Dank nicht mehr unter Strafe. Jedoch ist Selbstmord in den meisten Fällen keine freie Entscheidung, sondern der letzte Hilferuf, dem nicht mehr entsprochen werden kann.

Befürworter*innen der Sterbehilfe haben keinen ganzheitlichen Blick auf die Dinge. Sie forcieren nur den selbstbestimmten Tod, nicht das selbstbestimmte Leben.

Immer noch leiden tausende von behinderten Menschen, alte Menschen, kranke Menschen darunter, dass sie aufgrund mangelnder Unterstützungsformen kein selbstbestimmtes Leben führen können. Grundrechte, wie das Recht auf freie Wohnortswahl gelten für diese Menschen nicht. Sie müssen in Heimen und Wohngemeinschaften leben. Es wird nicht gefragt, ob sie das wollen! Sie sind abhängig von Betreuung und Unterstützung, die ständig unter dem Kostendiktat minimiert werden. Hier sind wir vom selbstbestimmten Leben Lichtjahre entfernt.

Vor drei Jahre habe ich eine gute Freundin auf ihrem letzten Weg begleiten dürfen. Sie hatte Krebs und ihr Wunsch war, zu Hause würdevoll zu sterben. Gemeinsam mit dem ambulanten Hospiz der Caritas Wien konnte ich ihr diesen Wunsch erfüllen.

Über drei Wochen war ich Tag und Nacht bei ihr und habe ihr Sterben begleitet. Durch unsere Begleitung konnte die Frau würdevoll und schmerzfrei sterben. Diese Zeit war für die Frau, aber auch für mich, eine Zeit voller Lebensqualität.

Über dreißig Jahren konnte diese Frau nicht selbstbestimmt leben. Aufgrund ihres hohen Unterstützungsbedarfes war sie fremdbestimmt in Einrichtungen untergebracht. Erst mit 40 Jahren konnte sie mit Persönlicher Assistenz ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalten. Vorher wurde diese Dienstleistung einfach nicht finanziert.

Das Geborenwerden und das Sterben gehört zum Leben. Deshalb braucht Leben Zeit, Liebe, Geduld und finanzielle Ressourcen. Nur so kann Selbstbestimmung gelebt werden!

Keiner muss qualvoll sterben, nur weil es keine Sterbehilfe gibt.

Wie arrogant ist die Gesellschaft der vermeintlich Nichtbehinderten, dass sie Menschen mit einer Behinderung oder Krankheit immer wieder Lebensqualität abspricht!

Siehe: „IM ZENTRUM“ zu „Mein Leben – Mein Tod: Der schmale Grat beim Thema Sterbehilfe“

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4 Kommentare

  • Woher nimmt sich Andreas Oechsner das Recht, ALLEN Befürworter*innen der Möglichkeit, selbstbestimmt zu sterben, unlautere Motive schlimmster Art zu unterstellen? Hat Amdreas Oechsner denn die BEWEISE für seine Behauptungen?

    Das ist ja geradezu ungeheuerlich wie da pauschal gegen ALLE Befürworter*innen eines selbst bestimmten Lebensendes Stimmung gemacht. Natürlich soll vor den Gefahren gewarnt werden, aber bitte nicht so gehässig und verallgemeinernd!

    Andererseits ist es geradezu Menschen verachtend wie mit Menschen kurz vor dem Tod das „Gesundheitssystem“ noch schnell die ökonomische Resteverwertung in Form allzu oft nicht notwendiger oder kontraproduktiver medizinischer Behandlungen vornimmt!

    Das Thema ist zu diffizil für derartige Brachialkommentare!

  • Lieber Andreas, das mit dem „eu“ und „thanatos“ würde ich mir noch mal überlegen, ansonsten kommt diese Suppe ein wenig zu vermischt serviert daher….

    • Wie meinst du das? Was ist die Vermischung?