Der Bürgerdienst der Stadt Wien oder: Wie geht die Stadt mit unseren Bedürfnissen um?

Wie eine Magistratsabteilung wieder einmal bewiesen hat, dass sie sich über alles hinwegsetzen kann, weil sie glaubt, für sie gelten eigene Regeln. Ein Kommentar.

Bürgerdienst-Chef Peter Kozel Stadtrat Christian Oxonitsch
Pressefoto Votava / PID

Dieser Tage wurde vom Mobilen Bürgerdienst der Stadt Wien stolz verkündet, dass er einen neuen Servicebus in Dienst gestellt hat. Diese Busse dienen als mobiles Informationsbüro auf öffentlichen Plätzen und bei Veranstaltungen.

Als besonderes Zuckerl wurde in der Presseaussendung verkündet, dass „der Bus per Rampe auch auf den Besuch von Menschen mit besonderen Bedürfnissen eingerichtet ist.“

Mit den „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ sind wahrscheinlich wieder einmal wir gemeint. Das ist deshalb ärgerlich, weil die Autorin dieser Presseaussendung, die Pressesprecherin des zuständigen Stadtrats, Christian Oxonitsch (SPÖ), diesen Ausdruck nun abermals verwendet hat, obwohl ich sie vor einigen Monaten ausdrücklich darum gebeten hatte, diesen politisch inkorrekten Ausdruck nicht mehr zu verwenden und sie mir das auch zugesagt hatte.

Gravierender war für mich aber, dass dieser Bus doch tatsächlich mit 2 wackeligen Schienen ausgestattet ist, die schamhaft als Rampe bezeichnet werden! Da bedurfte es jahrelanger harter Überzeugungsarbeit, aber auch einiger öffentlicher Proteste von uns, bis es uns endlich gelungen ist, die Wiener Linien davon zu überzeugen, dass wir ein Recht auf barrierefreie Öffis haben.

Und nun kommt der Bürgerdienst daher und setzt uns ein Fahrzeug vor die Nase, welches dem Standard der 60er oder bestenfalls der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts entspricht. Das ist wirklich ärgerlich und eigentlich recht unverständlich, denn hätte sich der Bürgerdienst bei den Wiener Linien erkundigt, wie man so etwas macht, dann wäre das jetzt nicht passiert.

Doch leider ist das in Wien kein Einzelfall. Ich kann mich noch sehr gut an ein ähnliches Beispiel erinnern, welches sich vor einigen Jahren im Bereich der städtischen Märkte abgespielt hatte. Damals wurde am Meidlinger Markt eine Behindertentoilette neu errichtet, bei der so ziemlich alles falsch gemacht wurde. Die zuständige Magistratsabteilung 59, das Marktamt, ist aber nicht für die öffenlichen WC´s in Wien zuständig, sondern vielmehr ist das die Magistratsabteilung 48 (MA 48), die schon seit Jahren die sogenannten „Behindertenkabinen“ baut, die barrierefrei sind und über einen guten Standard verfügen.

Auch hier waren die Verantwortlichen der MA 59 nicht bereit gewesen, sich das Know-How von den Kollegen der MA 48 abzuholen, sondern sie fuhrwerkten so herum, wie sie es für richtig hielten und das Ergebnis sah dann auch auch dementsprechend aus. Erst nach hartnäckigen Protesten von Aktivisten der Behindertenbewegung wurde dann erreicht, dass bei der Toilettanlage die ärgsten Fehler beseitigt wurden. Übrigens sehr zum Erstaunen des Architekten, welcher der Meinung war, alles richtig gemacht zu haben.

Schon allein diese beiden Beispiele zeigen, dass sich bei der Gemeinde Wien „niemand die Haxen ausreisst“, wenn es um Menschen mit Behinderung geht. Dann wird halt irgendetwas gemacht – wenn überhaupt – und die Betroffenen sollen noch dankbar sein. Das macht aber auch deutlich, dass die einzelnen Magistratsabteilungen es nicht für notwendig halten, mit anderen zu kooperieren.

Es sollte mich nicht wundern, wenn es in Wien noch mehr solcher Beispiele gibt.

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