Öffentlich zugängliche Bildschirme bieten Internet-Zugang, E-Mail und SMS - wirklich für alle?
Öffentlich zugängliche Bildschirme, auf denen man mit Fingerdruck ins Internet gelangt und SMS und E-Mail verschicken kann, boomen. Geplant ist, hunderte Terminals an stark frequentierten Plätzen in Wien aufzustellen. Ein Bericht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, über Info-Terminals in Wien.
Informationsterminals sind elektronische Auskunftsgeräte. Als öffentlich zugängliche Bildschirme mit Basis-Internet, bieten sie Information und Möglichkeiten zur Kommunikation. Die Standorte sind vorwiegend stark frequentierte Plätze der Stadt.
Leicht zu finden sind sie trotzdem nicht, die neuen Informationsspender. Eine einheitliche Kennzeichnung, wie das beim Bankomaten der Fall ist, fehlt und erschwert ihr Auffinden. Die unterschiedlichen Namen und Zielsetzungen der einzelnen Anbieter sorgen für zusätzliche Verwirrung. Genannt werden sie: Access Point, Infoterminal, e-point, Vienna City Terminal, Infopoints.
Manche sind „indoor“ und manche sind „outdoor“ positioniert. Alle haben einen Bildschirm mit Touch Screen. Mittels Fingerkuppen wird auf ein Symbol am Bildschirm gedrückt, die Fingerspitze wandert von Menüpunkt zu Menüpunkt, das World Wide Web tut sich auf. An allen Stationen kann man meist gratis E-Mails mit eigenem Photo, das eine Webkamera über dem Gerät anfertigt, verschicken.
Die Betreiber von Informationsterminals haben das Ziel, Information bereitzustellen und damit Gewinne, vorerst gleich welcher Art, zu erzielen. Bürger und Konsumenten sind ja immer unzureichend über vorhandene Produkte und Möglichkeiten informiert.
Die Interessenslage scheint für beide klar. Der gut informierte Bürger wird seine Behördenwege möglicherweise einfacher gestalten und punktgenau zum richtigen Amt finden, der gut informierte Konsument wird eventuell neue Geschäfte, Lokale, Dienstleitungen ausprobieren und weiterempfehlen – die beworbene Stadt.
Access Points
Begonnen hat die Geschichte der öffentlichen Infoterminals 1993 in den Wiener Wohnberatungsstellen. Die ELWIS-Terminals wurden aufgestellt. Das Elektronische Wohnungs-Informations-System bot Information rund ums Wohnen. In der Folge richtete das Rechenzentrum der Wiener Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Bürgerdienst sogenannte „Bürger-Service-Stationen“ ein. Seit 1998 gibt es die Access Points, wobei mittlerweile 52 Terminals in Amtshäusern, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen der Stadt zur Verfügung stehen.
Geboten wird ein kostenloser, wenn auch eingeschränkter, Zugang zum Internet. Mit Fingerdruck werden die einzelnen Menüpunkte aufgerufen. Ein Navigieren mittels Spracheingabe ist an einigen Standorten möglich, wenngleich zur Zeit noch stark fehleranfällig.
Inhaltlich bildet das Webservice der Stadt Wien (www.wien.at) das Kernstück, mit mehr als 20.000 Seiten ein leistungsstarkes Informationsangebot. Alle Facetten des Wiener Stadtlebens sind hier aufzufinden und anzusurfen. Die nächste Apotheke, der Zugfahrplan, Zeitungen, Radio- und Fernsehprogramm oder die Seiten des Arbeitsmarktservice, auf denen man sich über Jobangebote informieren kann. Gratis E-Mail inklusive eigenem Photo zu versenden ist auch möglich.
Inge Freigassner, die Expertin der Access Points, bezeichnet ihre Produkte „als die, die mit Abstand am meisten Service bieten“. Die Zugriffsrate in den Krankenhäusern scheint den Erfolg zu bestätigen. Im Zeitraum vom 1. Juni bis 5. Juli 2002 wurden am Access Point im Krankenhaus Rudolfstiftung 28.356, in der AKH-Eingangshalle 23.302 Zugriffe registriert. Ob das Anbieten der Inhalte in den Sprachen Deutsch und Englisch ausreichend ist, sei dahingestellt. Werden die Terminals mit verbesserter Spracheingabe ausgestattet und wird der Beschluss, alle Access Points innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre höhenverstellbar zu machen, umgesetzt, dann werden sie für Menschen mit Behinderung leichter zugänglich und die Access Points ihrem Namen voll gerecht.
Vienna City Terminals
Wer das Vienna City Terminal im Hotel Hilton vermutet und den Begriff mit der städtischen Anbindung an den internationalen Flughafen verknüpft, irrt. Geht die Reise in die Luft, heißt das Terminal „Vienna City Air Terminal“, ist die Reise virtuell und geht sie ins Internet, können in der Stadt sogenannte Vienna City Terminals benutzt werden. Mittlerweile gibt es 14 davon. Sie sind in Litfasssäulen eingebettet, im robustem Metallrahmen findet der Davorstehende den Bildschirm auf Kopfhöhe.
Der Inhalt der Vienna City Terminals ist reichhaltig. Es finden sich derzeit acht verschiedene, thematisch gegliederte news-channels, das Webservice der Stadt Wien und vier Werbechannels in der Kopfzeile. Das Verschicken von E-Mail mit Photo und SMS ist gratis. Ein Vorteil ist, dass man zwischen Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch wählen kann. So können zumindest einige fremdsprachige Touristen die Stadt erkunden. Über den Menüpunkt „Wo finde ich?“ kann der nächste Arzt genauso wie der nächste Taxistandplatz abgefragt werden.
Die Vienna City Terminals sind ein Gemeinschaftsprojekt von der Firma „apc interactive solutions“, der Gewista und der Stadt Wien. Finanziert wird das Projekt durch Werbeeinnahmen und den Verkauf der Gerätschaften. Die Benutzung ist gratis. Ursprünglich war geplant, bis Ende 2002 an die 300 Vienna City Terminals, also „interaktive Litfasssäulen“, an stark frequentierten Standorten aufzustellen.
Ilse Marada von apc: „Heuer werden 100 VCTs aufgestellt. Die Genehmigungsverfahren sind leider zeitraubender als angenommen.“ Manfred Srb, ehemaliger Parlamentsabgeordneter, spricht gegenüber der „Wiener Zeitung“ „von Glück, wenn sich das verzögert. Die Terminals sind für Rollstuhlfahrer und Kleinwüchsige nicht barrierefrei zugänglich und stellen damit eine massive Diskriminierung dieser Personengruppe dar. Am besten wäre es, die Aufstellung dieser Terminals zu stoppen, bis eine Lösung gefunden wird“. Dieses Problem scheint auch der Firmenphilosophie der Firma apc zu widersprechen: „Unser Ziel war es von Anfang an, die heute verfügbaren technischen Möglichkeiten der neuen Medien allgemein zugänglich zu machen, so dass jedermann davon profitieren kann“. Bleibt also abzuwarten, ob für jedermann eine Lösung gefunden wird.
e-point
„e-point“ in modischer Kleinschreibung heißt das Informationsterminal der Post. Ebenso wie die „interaktive Litfasssäule“ ist es nicht barrierefrei zugänglich. Immerhin, das Service ist kostenlos, inklusive E-Mail und SMS. Inhaltlich einfach aufgebaut, sehr benutzerfreundlich. Die Post kann auch Auskunft geben über die Akzeptanz der e-points: „Mehr als jeder fünfte Besucher (20,5%) einer Post.at-Filiale gibt an, den e-point wieder benutzen zu wollen. Der e-point wird als ,tolle, praktische Einrichtung‘ bezeichnet, wird seinem Info-Charakter gerecht, und punktet durch einfache Bedienung.“
Multimedia Station
Die Telekom Austria errichtet nicht, sie „launcht“ seit Mai letzten Jahres Multimedia Stations. Vom Gehäuse her ident mit dem e-point der Post, aber in einem schönen knalligen Rot. Die Multimedia Stations befinden sich in offenen Telefonzellen, bei älteren Zellen wird die Tür entfernt, da der Kunde und die Apparatur nicht beide Platz finden würden. Barrierefreiheit ist auch hier nicht gegeben.
An geplanten neun Standorten im Raum Wien kann man telefonieren und uneingeschränkt im Internet surfen, allerdings kostenpflichtig. Im Internet surfen und E-Mails ab 1 Schilling pro Minute oder ab 1,50 Schilling pro Minute SMS versenden. Ab 3 Schilling pro Minute können Telefonate mit Audio- und gleichzeitiger Videoübertragung geführt werden. Eine telefonische Auskunft über die Euro-Preise konnte die Telekom nicht geben.
Für einen Anfänger, der sich mit Touch-Screen und der Menüführung zurechtfinden muss, kann es teurer werden. Befindet sich der Kunde zufällig in der Mariahilferstraße 77, kann er mit 25 Schritten den e-point der Post oder ein Vienna City Terminal erreichen – wo er gratis probieren, üben und ohne Kosten SMS und E-Mails verschicken kann.
Information von öffentlichen Terminals beheben, wie Geld vom Bankomat, ist noch nicht selbstverständlich geworden. Außer Frage steht der Nutzen und die Brauchbarkeit der Informationsterminals. Wann und wie die Handy-Technologie dazwischenfunkt und flexiblere Lösungen anbietet, wird die Zukunft zeigen.