Das gestrige Ergebnis der Schweizer Abstimmung der Volksinitiative "Gleiche Rechte für Behinderte" ist schlechter als erwartet.
Die Stimmen sind nun ausgezählt; 37,7 % der Schweizer haben für die Gleichstellung behinderter Menschen gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag bei 48,3 %.
Für Peter Wehrli, den Geschäftsleiter des Zentrum für Selbstbestimmtes Leben in Zürich, ist „das Ergebnis eine Schande für die Schweiz“. Er zeigt sich enttäuscht über die geringe Anzahl von JA-Stimmen und rechnet vor, dass „wir gewonnen hätten, wenn alle behinderten Menschen und ihre Angehörigen mit JA gestimmt hätten.“
Das Ergebnis der Abstimmung ist schlechter als erwartet, „doch beim nächsten Anlauf werden wir eine noch stärkere Mobilisierung der Betroffenen anstreben“, zeigt sich Wehrli schon wieder kämpferisch. Er fordert, dass die Behindertenorganisationen endlich von den Beroffenen geleitet werden.
Die Wahl zeigt auch ein bekanntes Rassismusphänomen, erklärt Wehrli. Dort wo die Integration behinderter Menschen schon weiter fortgeschritten ist, dort wurde auch im größeren Ausmaß mit JA gestimmt. In den Kantonen Tessin, Genf und Jura hat die Mehrheit mit JA gestimmt.
In jenen Gebieten, wo die Bevölkerung behinderte Menschen hauptsächlich aus der Bettelwerbung kennt und wo behinderte Menschen im großen Ausmaß in Heimen untergebracht sind, dort wurde überwiegend mit NEIN gestimmt. Beispielsweise stimmten in Appenzell-Innerrhoden nur 20,1 % der WählerInnen mit JA.
Am 1. Jänner 2004 werden die SchweizerInnen ein Behindertengleichstellungsgesetz bekommen, das sie so nicht wollen. Der Kampf wird daher weitergehen.
„Die Schweiz hat auch beim Frauenrecht 50 Jahre länger gebraucht als Europa. Und es hat 3 Anläufe gebraucht, um dies einzuführen.“