Der ORF tappt im Dunkeln

Wer sich vor Weihnachten in Wien aufhält, kommt nicht an der Aktion "Licht ins Dunkel" vorbei.

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Was sich anhört wie ein Verein für investigativen Journalismus ist in Wahrheit die jährliche Spendenaktion des ORF zugunsten behinderter Menschen. Es wird den spendenwilligen Österreichern vor Augen geführt, wie schlimm es ist, behindert zu sein. Als ich vor ein paar Jahren die Plakate zum ersten Mal in Wien sah, fragte ich einen Freund, was denn das für eine gruselige Kampagne sei und musste erfahren, es handelt sich um eine Aktion des ORF.

Nun gibt es in diesem Jahr eine Gegenkampagne, ins Leben gerufen von Franz-Josef Huainigg, Abgeordneter und Rollstuhlfahrer. Sie heißt „Nicht ins Dunkel“ und sammelt online Unterschriften gegen die Art und Weise, wie die Kampagne Geld eintreibt:

„In dramatischen Fernsehspots wird den Zuseher/inne/n vor Augen geführt, wie schlimm es ist, behindert zu sein. Es geht nur um Mitleid, nicht um Rechte und Gleichstellung. Dieses Fernsehbild hat mit der Lebensrealität vieler behinderter Menschen nichts zu tun. Gleichstellung und Integration sollten vielmehr den Umgang mit behinderten Menschen bestimmen. Statt allweihnachtlich das schlechte Gewissen durch eine Geldspende zu beruhigen, sollten die Spender besser animiert werden, in ihrem Umfeld aktiv mitzuhelfen.“

„Menschen mit Behinderung sollen nicht nur als Objekte Teil der Kampagne sein, sondern diese aktiv mitgestalten. Das Prinzip der Gleichstellung und Integration soll in die Aktion „Licht ins Dunkel“ Eingang finden“, sagt Huainigg.

Und der angegriffene Verein reagiert auf diese Forderung ziemlich patzig mit einer Pressemitteilung.

Ich glaube, die Kampagnenmanager werden für nächstes Jahr umdenken müssen. Man kann nicht dauerhaft eine Kampagne fahren, die den Leuten, die davon profitieren sollen, nicht gefällt.

(Der Beitrag ist im Blog „Behindertenparkplatz“ von Christiane Link am 23. November 2007 erschienen.)

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