Wer sich vor Weihnachten in Wien aufhält, kommt nicht an der Aktion "Licht ins Dunkel" vorbei.

Was sich anhört wie ein Verein für investigativen Journalismus ist in Wahrheit die jährliche Spendenaktion des ORF zugunsten behinderter Menschen. Es wird den spendenwilligen Österreichern vor Augen geführt, wie schlimm es ist, behindert zu sein. Als ich vor ein paar Jahren die Plakate zum ersten Mal in Wien sah, fragte ich einen Freund, was denn das für eine gruselige Kampagne sei und musste erfahren, es handelt sich um eine Aktion des ORF.
Nun gibt es in diesem Jahr eine Gegenkampagne, ins Leben gerufen von Franz-Josef Huainigg, Abgeordneter und Rollstuhlfahrer. Sie heißt „Nicht ins Dunkel“ und sammelt online Unterschriften gegen die Art und Weise, wie die Kampagne Geld eintreibt:
„In dramatischen Fernsehspots wird den Zuseher/inne/n vor Augen geführt, wie schlimm es ist, behindert zu sein. Es geht nur um Mitleid, nicht um Rechte und Gleichstellung. Dieses Fernsehbild hat mit der Lebensrealität vieler behinderter Menschen nichts zu tun. Gleichstellung und Integration sollten vielmehr den Umgang mit behinderten Menschen bestimmen. Statt allweihnachtlich das schlechte Gewissen durch eine Geldspende zu beruhigen, sollten die Spender besser animiert werden, in ihrem Umfeld aktiv mitzuhelfen.“
„Menschen mit Behinderung sollen nicht nur als Objekte Teil der Kampagne sein, sondern diese aktiv mitgestalten. Das Prinzip der Gleichstellung und Integration soll in die Aktion „Licht ins Dunkel“ Eingang finden“, sagt Huainigg.
Und der angegriffene Verein reagiert auf diese Forderung ziemlich patzig mit einer Pressemitteilung.
Ich glaube, die Kampagnenmanager werden für nächstes Jahr umdenken müssen. Man kann nicht dauerhaft eine Kampagne fahren, die den Leuten, die davon profitieren sollen, nicht gefällt.
(Der Beitrag ist im Blog „Behindertenparkplatz“ von Christiane Link am 23. November 2007 erschienen.)
Alexandra,
04.12.2007, 21:40
Gibt es eigentlich eine Statistik, ob auch behinderte Menschen bei LiD spenden? Das würde mich ja interessieren.
Sylvia Gmeiner,
04.12.2007, 20:09
Spendenaktionen für „Behinderte“
Jetzt, in der Vorweihnachtszeit liest und hört man viel über verschiedene Spendenaktionen. Zum Beispiel bekommt eine Pflegemutter für ihren kleinen Buben ein „behinderntengerechtes“ Bad über eine Spendenaktion finanziert. Es ist wichtig, dass der kleiner Junge ein Bad nach seinen Bedürfnissen bekommt, das ist keine Frage! Doch ich finde es traurig und unwürdig, dass dies immer noch auf der „Mitleidsebene“ passiert.
Wobei, würden wir mit den Menschen mit Behinderung mitleiden, wären wir vielleicht schon einen Schritt in Richtung Inklusion weiter. Wir würden dieses zusätzliche (und unnötige) Leid, das sie auf Grund unserer Gesellschaft erleiden, nicht länger hinnehmen. Wer wird schon gerne als armes „Hascherl“ angesehen und erlebt sich immer wieder in der Situation als „Bemitleideter“.
Ich habe als Schülerin der Kathi-Lampert- Schule, (in Vorarlberg) die Fachtagung „Selbst-Bestimmt-Leben“ besucht. (23-24 Nov 2007) Hier erlebte ich, dass Menschen mit Behinderungen verschiedenster Art nicht mehr die Rolle als „bemitleidenswertes Opfer“ übernehmen wollen. Sie möchten, wie du und ich, das Recht – und die Möglichkeit – haben, ihr Leben Menschenwürdig einzurichten.
Wo bleibt die Menschenwürde, wenn eine Mutter mit ihrem Kind in das nächste Altersheim gehen muss um es dort zu baden. Oder wenn eine blinde Frau nicht alleine über die Straße gehen kann, da es bei unseren Ampeln in Vorarlberg immer noch kein hörbares Signal zur Orientierung der Fußgänger gibt? Ich denke es ist wichtig den Blick auf das was wirklich benötigt wird hinzuwenden. Hier ist meiner Meinung nach die Politik aber auch wir alle als Gesellschaft gefordert. Leider war dieses Thema der Presse in Vorarlberg nicht wichtig genug, um diese Tagung zu besuchen und davon zu berichten. Ich denke gerade solche Berichte würden uns die Augen öffnen. So könnten wir gemeinsam einen Weg suchen und gehen (nicht wir „Normale“ für die „Behinderten