Der Schornsteinfeger bringt Glück oder der alltägliche Rassismus

Ich bin der Chef von einer Beratungsstelle für behinderte Menschen. Das macht mir sehr Spaß. Das ich noch immer mein Traumjob. Manchmal wird es aber auch zum Alptraum.

Behinderte Menschen unerwünscht
Link, Dipl.-Pol. Christiane

OK, ich bin behindert: Spastiker, mit verwaschener Stimme, vielleicht weil ich zu viel dusche. Mit fällt das gar nicht auf. Mich stört es auch nicht, wenn andere mit nicht verwaschener Stimme reden.

Eigentlich kein Thema zum Nachdenken. Es gibt Wichtigeres zu tun. Außer, wenn der Schornsteinfeger kommt.

Er sollte nachgucken, ob alles in Ordnung ist. Hat er auch. Es war nicht alles in Ordnung, das hat er mir mitgeteilt. Ich sagte, dass ich die Hausverwaltung informiere. An dieser Stelle hätte die Geschichte ein normales Ende finden können. Hat es aber nicht.

Zufällig tauchte nun mein EDV Techniker auf, er ist zwar schwul, aber nicht behindert. Der Schornsteinfeger wandte sich zu ihm, und erklärte nun dem EDV-Mann den ganzen Vorgang noch einmal. Von meinem Hinweis, dass ich der Chef sei und hier die Musik spiele, ließ sich der schwarze Mann nicht beirren.

Als Begründung meinte er, er informiere halt alle. Dann solle er auch Meerschweinchen informieren, meinte ich, das hätte den gleichen Effekt. Diese Aussage überforderte den Schornsteinfeger intellektuell total und er dachte wohl, ich wolle ihm jetzt mein Haustier zeigen.

Nun wollte ich nur seinen Namen wissen. Diesen verweigerte er. Ich stellte mich ihm in den Weg. Ich schubste mich zur Seite. Ich fiel um.

Nun stellte mein EDV Techniker ihn zur Rede. Er erklärte ihm, dass dieses eine Diskriminierung ist. Der Schornsteinfeger weigerte sich noch immer seinen Namen zu nennen, betonte aber dass er nichts gegen arme Leute hätte. Und auch nichts gegen Behinderte, ganz im Gegenteil, er kenne Jugend am Werk!

Es dauerte noch eine viertel Stunde, bis er sein Gehirn einschaltete. Dann nahm er zur Kenntnis, dass ich der Chef bin und weder Armut noch Behinderung in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, schließlich entschuldigte er sich!

Ende gut, alles gut. Zurück bleibt ein Scheißgefühl, täglich immer wieder Alltagsrassismen ohnmächtig ausgesetzt zu sein.

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