Deutsche Bahn lässt Rollstuhlfahrer am Bahngleis stehen!

Vergangene Woche war ich gemeinsam mit Klaudia Karoliny von der Selbstbestimmt Leben Initiative OÖ bei dem Filmfestival "Wie wir leben" in München.

Deutsche Bahn
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Als ich am Samstag, den 10.11. um 17.23 Uhr wieder mit dem Zug nach Hause fahren wollte, erlebte ich eine böse Überraschung: Obwohl ich die Fahrt bei der Deutschen Bahn einen Tag zuvor angemeldet hatte und auch zeitgerecht am Bahnhof war und die Servicestelle am Münchner Bahnhof mich zum Bahngleis 12 schickte, wo ich im Wagen 32 einen Platz reserviert hatte, wartete ich dort vergeblich auf die mir versprochene Einstiegshilfe.

Als die Abfahrtszeit des Zuges immer näher rückte, war noch immer kein Personal der Deutschen Bahn in Sicht. Ein vorübergehendes älteres Ehepaar bemerkte, dass ich schon auf Nadeln saß und hielt mit mir gemeinsam vergeblich Ausschau nach Hilfe. Klaudia Karoliny, die mich zum Bahnhof begleitete, versuchte vergeblich noch mit ihrer Hand das Schließen der Waggontür zu verhindern. Doch genau zur geplanten Abfahrtszeit schlossen sich die automatischen Eingangstüren gnadenlos und der Zug fuhr ab.

Ich war wirklich fassungslos – So etwas ist mir noch nie passiert, dass ich trotz Anmeldung und zeitgerechten Erscheinens einfach auf dem Bahnsteig stehen gelassen werde. Wütend fuhren Klaudia und ich zur Servicesstelle des Münchener Bahnhofs zurück und beschwerten uns. Auch das Ehepaar kam mit und entrüstete sich bei der Service-Stelle über den Vorfall.

Ich erkundigte mich, wann der nächste Zug nach Linz fahren würde. Dabei stellte sich heraus, dass der soeben abgefahrene Zug die letzte mögliche Verbindung für mich war, da bei allen späteren Zügen kein Anschluss mehr von Linz nach Steyr gegeben wäre. Ich musste daher eine Nacht länger in München bleiben und werde daher die durch diesen Vorfall entstandenen Übernachtungs- und Taxikosten der Deutschen Bahn verrechnen.

Ein Unglück kommt selten allein

Dies war allerdings nicht die einzige schlimme Erfahrung, die ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln in München machte. Bereits als ich am Donnerstag, den 8.11. von Linz in München mit der Deutschen Bahn ankam, musste das Zugpersonal Klaudia und mich mit dem Rollstuhl aus dem Zug heben, weil niemand vom Bahnhof München kam, um den reibungslosen Ausstieg mit einer mobilen Rampe zu gewährleisten.

Doch damit nicht genug: Als wir abends einmal versuchten vom Hotel mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Münchener Filmmuseum zu kommen, wo das Filmfestival stattfand, wollten wir in eine Straßenbahn einsteigen. Der Fahrer wies uns aber gleich darauf hin, dass er uns nicht mitnehmen kann, weil die Einstiegsrampe kaputt sei.

Da wir bei dem kalten Wetter nicht noch länger auf die nächste Straßenbahn warten wollten, versuchten wir es mit der U-Bahn. Wir benutzten die U1 und fuhren bis zur Haltestelle Sendlinger Tor. Dort wollten wir wieder an die Oberfläche. Es gab an dieser Station zwei Aufzüge – doch es waren alle beide außer Betrieb!

Auf unserer verzweifelten Suche nach einem barrierefreien Ausgang aus dieser U-Bahn-Station, deren unhygienscher Zustand uns übrigens auch sehr schockierte (der Boden strotze vor Dreck und überall lag Müll herum), wurden wir schließlich von einer Passantin beobachtet, die zufällig die Ehefrau eines Mitarbeiters der Arbeitsgemeinschaft „Behinderung und Medien“ (Organisator des Filmfestivals) ist. Sie sprach uns an und fragte uns, ob wir auch auf dem Weg zum Filmfestival seien. Wir erklärten ihr die Sachlage und sie war gleich bereit, uns zum Filmmuseum zu begleiten.

Wir stiegen nun um auf die U3 und fuhren damit zum Marienplatz in der Hoffnung dort irgendwie in der Nähe unseres Zielortes an die Oberfläche zu kommen. Am Marienplatz war der Aufzug zwar nicht abgesperrt, aber als wir einstiegen und auf den Knopf drückten, blieb die Aufzugtür offen und nichts rührte sich. Völlig frustriert über so viel Pech lotste uns unsere Begleiterin in ein Geschäft auf der U-Bahn-Ebene und dort fragten wir nach einem etwaig vorhandenen Aufzug.

Im Geschäft erklärte man uns, dass es einen Aufzug gäbe, allerdings waren vorher 10 Stufen zu überwinden. Die Leiterin des Geschäftes organisierte für uns innerhalb kurzer Zeit zwei Männer, die uns schließlich über die Stufen zum rettenden Aufzug halfen. Als wir dann endlich wieder an die Oberfläche kamen, fing es auch noch an zu schütten und bis wir dann im Filmmuseum waren, waren wir völlig durchnässt. Diese Erfahrungen bewirkten, dass ich mir schwor, in München nur mehr mit dem Taxi unterwegs zu sein.

Kein Faschingsscherz: Am Sonntag, 11. 11. kurz nach 11 Uhr traten wir schließlich unsere Heimreise von München nach Oberösterreich an. Wir hatten zwar diesmal eine Einstieghilfe, aber es gab keinen Behindertenwaggon!

Noch nie habe ich eine solche Anhäufung unglücklicher Umstände im Zusammenhang mit öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt, wie in den wenigen Tagen in München. Wäre da immer ein Filmteam dabei gewesen, hätte daraus ein sehr interessanter Dokumentar-Kurzfilm für das Filmfestival werden können mit dem Titel: „Ein Unglück kommt selten allein!“

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