Deutschland: Hoffnung auf frühere Impfung behinderter Menschen?

Nachdem ntv vermeldet hat, dass Jens Spahn nächste Woche eine Regierungserklärung zur Impfsituation abgeben will, hoffen viele besonders betroffene behinderte Menschen, dass die Impfpriorisierung noch einmal zu ihren Gunsten verändert wird.

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Mehrfach wurde in den Medien über die Benachteiligung derjenigen berichtet, die nicht in speziellen Einrichtungen leben. (siehe auch: STIKO-Empfehlungen zur COVID-19-Impfung)

Gegenüber den kobinet-nachrichten hat sich die Landesbehindertenbeauftragte von Baden-Württemberg, Stephanie Aeffner, dazu auch zu Wort gemeldet.

Viele behinderte Menschen, die im Falle einer Infektion mit dem Corona-Virus besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind, verstehen schlichtweg nicht, warum sie dafür bestraft werden, dass sie ihre Hilfen zu Hause organisieren, statt in einer aussondernden Einrichtung leben, denn dort würden sie wesentlich schneller geimpft.

Benni Over aus Rheinland-Pfalz, der sich zusammen mit seiner Familie seit Beginn der Pandemie in Quarantäne begeben hat, um aufgrund seiner Beatmung ja nicht infiziert zu werden, ist nur ein Beispiel dafür, welche Härten eine spätere Impfung für viele behinderte Menschen bedeuten würde.

Diese Kritik dürfte auch Jens Spahn und den Verantwortlichen für die Impfstrategie nicht verborgen geblieben sein. Wenn Jens Spahn nun nächste Woche zum Thema Impfen vor den Deutschen Bundestag tritt, hoffen viele behinderte Menschen, dass er dabei auch eine Änderung der Impfpriorisierung zu ihren Gunsten verkünden wird.

Die Landesbehindertenbeauftragte von Baden-Württemberg, Stephanie Aeffner hat ebenfalls nur wenig Verständnis für die Benachteiligung behinderter Menschen, die besonders von einer Infektion betroffen bzw. davon bedroht sind.

Gegenüber den kobinet-nachrichten erklärte sie:

„Es ist sicher richtig, dass zu allererst Menschen über 80 und in Pflegeeinrichtungen geimpft werden. Dann aber hat die Bundesregierung – mal wieder – die Lebenssituation von vielen Menschen mit Behinderungen vergessen. Viele gehören zu denen, bei denen ein schwerer Verlauf einer Covid-Erkrankung zu befürchten ist. Menschen mit Heimbeatmung, Menschen, die auf eine Organtransplantation warten, oder solche, die beispielsweise wegen einer hohen Querschnittslähmung nur schwer abhusten können. Das sind nur einige Diagnosen, die bei den höheren Prioritäten für eine Impfung fehlen“, erklärte Stephanie Aeffner und ergänzt:

„Und gleichzeitig weigert sich die Regierung, die Triage gesetzlich zu regeln. So gelten weiter die Empfehlungen der DIVI, die pauschal eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit annehmen, wenn jemand nicht laufen kann oder bei der Körperpflege auf Unterstützung angewiesen ist. Während also viele Menschen, die mit einer Behinderung ambulant leben, weder auf eine schnelle Impfung hoffen können noch prioritär mit Schutzausrüstung versorgt werden, müssen sie gleichzeitig mit der Angst leben, bei einer Infektion nicht alle lebenswichtigen Behandlungen zu erhalten, wenn die Kapazitäten der Kliniken ausgeschöpft sind. Das ist an Zynismus kaum zu überbieten. Und hatten wir in unserer Geschichte nicht schon mal Zeiten, in denen Leben nach Wert beurteilt wurde? Wenn das ‚Nie wieder‘ in unserer Gesellschaft wirklich gelten soll, dann muss die Bundesregierung sich endlich ihrer Verantwortung stellen.“

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