An einem Bahnhof in Berlin stirbt ein Rollstuhlfahrer beim Versuch, in die U-Bahn einzusteigen. Wie konnte das passieren?

Ein tragischer Unfall ereignete sich am 18. Jänner 2025 in einem U-Bahnhof am Berliner Brandenburger Tor. Ein 68-jähriger Rollstuhlfahrer blieb beim Entsteigen in den U-Bahn-Waggon im Spalt zwischen Bahn und Bahnsteig hängen und wurde von der U-Bahn mitgeschleift.
Der Mann prallte am Ende des Bahngleises gegen eine Absperrung und fiel anschließend in das Gleisbett. Der 68-Jährige erlag noch am Unfallort seinen Verletzungen.
In einem Bericht von rbb24 heißt es, dass es unklar sei, wie es zu dem Unfall kam und warum der Zug losfuhr, obwohl der Mann noch am Zug festhing. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) teilen auf rbb24-Anfrage mit: „Wie es zu dem Unfall kommen konnte, wird aktuell von den zuständigen Behörden und unseren Fachleuten mit Hochdruck sowie der gebotenen Sorgfalt ermittelt.“
Außerdem, so heißt es weiter: „Im Fokus steht die Frage, wie es trotz der hohen und umfangreichen Sicherheitsaspekte zu diesem tragischen Unfall kommen konnte.“
Sicherheitsmaßnahmen und Barrierefreiheit ausreichend?
Die älteren U-Bahnen der BVG sind nicht barrierefrei. Ein Höhenunterschied von etwa 10 Zentimeter zwischen Zug und Bahnsteigkante sowie ein Spalt erschweren den Einstieg für Rollstuhlfahrer:innen.
Die BVG bitten Rollstuhlfahrer:innen in einem solchen Fall, am vorderen Ende des Zuges zu warten, damit die Zugführer:innen mit einer Rampe beim Einsteigen helfen können.
Bei neueren Zügen ist das Ein- und Aussteigen barrierefrei möglich. Es gibt keinen Höhenunterschied. Ob der Verstorbene in einen älteren oder in einen der neueren Züge einsteigen wollte, ist nicht bekannt.
Ein weiterer Punkt der einer Klärung bedarf, ist die Frage nach den Sicherheitsvorkehrungen. Am U-Bahnhof Brandenburger Tor, wo der Unfall passierte, gibt es drei Bildschirme. Sie zeigen den vorderen, den mittleren und den hinteren Teil des Bahnsteiges.
So kann überblickt werden, ob alle Fahrgäste schon eingestiegen sind – oder ob jemand festhängt. Warum wurde der Mann nicht bemerkt, obwohl man ihn in der Nähe der Bahn hätte sehen müssen?
Warum die Bahn losfuhr, ist ebenfalls fraglich. Eigentlich sollte die U-Bahn erst losfahren, wenn die Türen geschlossen sind. Wenn also jemand in der Tür klemmt, sollte die Bahn stehenbleiben. Das bedeutet wohl, dass der Mann nicht in der Tür feststeckte, sondern zwischen Waggon und Bahngleis eingeklemmt war.
Es gibt 3 Notbremsen, die über den Bahnsteig verteilt sind. Warum hat keiner diese betätigt?
Der Fall schockiert und lässt viele Fragen offen.
Berloni Pepponi,
04.02.2025, 23:45
Früher mal hatte jeder U-Bahn-Zug einen Schaffner und jeder Bahnhof Aufsichtspersonal. Seit dieses eingespart wurde, ist das Reisen mit der BVG gefährlicher geworden. Kameras sind kein Ersatz für Aufsichtspersonal vor Ort, weil in der Zentrale, in der die Kamerabilder überwacht werden müssen, so viele Informationen gar nicht in Echtzeit ausgewertet werden können. Man kann dort bestenfalls hinterher feststellen, was passierte. Aber dann liegt das Kind schon im Brunnen bzw. der Rollstuhlfahrer im Gleisbett.