Als Reaktion auf den Rausschmiss von Familie Löffler aus einer Ferienwohnung wegen der Behinderung ihres Sohnes fordert der Behindertenverband Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) stärkere Gesetze gegen Diskriminierung.
„Es sind schöne Gesten, wenn Familie Löffler nach dem einschneidenden Erlebnis auf Usedom nun vielfältige Angebote für kostenlose Urlaube auf Usedom und an anderen Orten der Republik erhält. Diese persönliche Solidarität ist jedoch nur eine Seite der Medaille, denn behinderte Menschen erleben in Deutschland an vielen Stellen immer wieder Diskriminierungen, ohne dass darüber breit in den Medien berichtet wird bzw. die Betroffenen sich überhaupt trauen, dies in die Öffentlichkeit zu tragen. Deshalb ist es bei diesem Vorfall auch wichtig, dass man über die persönliche Geschichte der Familie Löffler hinaus blickt und sich der politischen Dimension der Diskriminierungen gegenüber behinderten Menschen in Deutschland klar wird – und von der Politik entsprechende Rahmenbedingungen dagegen einfordert“, erklärte Ottmar Miles-Paul von der ISL.
Das Ärgerliche an der Sache sei nämlich, dass trotz des Rausschmisses aus der lange vorher gebuchten Ferienwohnung Familie Löffler mit den Regelungen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes nichts anfangen können. „Dies ist der wahre Skandal im Deutschland des 21. Jahrhunderts. Denn durch die Ausnahme, dass behinderte Menschen nur gegen Diskriminierungen von sogenannten Massengeschäften dagegen im Rahmen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes vorgehen können, werden derartige Ausfälle sogar noch gedeckt“, so Miles-Paul. „In Deutschland haben wir ein Zwei-Klassen-Antidiskriminierungsrecht, das von der Politik bewusst so geschaffen wurde, weil es für Diskriminierungen im Zivilrecht gegenüber behinderten Menschen im Gegensatz zu anderen Gruppen noch keine Antidiskriminierungsrichtlinie auf EU-Ebene gibt und die Politik dies hierzulande auch nicht wollte“, so Miles-Paul.
Wer die Solidarität gegenüber behinderten Menschen, die ungerechfertigter Weise benachteiligt werden, auch in einem breiteren Sinne unterstützen wolle, solle sich auch auf politischer Ebene dafür einsetzen, dass derartige Diskriminierungen behinderter Menschen zukünftig auch gesetzlich geahndert werden und die Betroffenen nicht nur auf die Medien und die moralische Keule angewiesen sind, so die ISL.