Inklusive Schule der Diakonie in Salzburg als "good practice" auf der `Zeroproject Conference' der Essl-Stiftung in Wien
„Es ist normal, dass es Menschen mit Behinderungen gibt, deshalb ist eine Schule ohne Behinderte keine normale Schule“, nimmt Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österreich, sein heutiges Referat auf der Zero Conference der Essl-Stiftung zum Anlass, um auf den Stillstand in der Weiterentwicklung der Schulchancen für Kinder mit Behinderungen hinzuweisen.
„Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben in Österreich noch immer keinen Platz in einer gemeinsamen Schule. Denn das Recht auf inklusive Bildung gibt es einerseits nur für die Pflichtschulzeit, andererseits sind inklusive Schulen in vielen Regionen noch immer nicht flächendeckend vorhanden“, so Schenk.
Die Inklusions-Quote liegt zwischen 82% in der Steiermark und 32% in Niederösterreich. „Andere Länder sind hier zumindest rechtlich wesentlich weiter, etwa Italien, wo es das Recht auf inklusive Schule und auch das flächendeckende Angebot schon seit den 1970er Jahren gibt“, ergänzt Martin Schenk.
Laut Diakonie waren in den letzten 25 Jahren vor allem Elterninitiativen dafür verantwortlich, dass Kinder mit Behinderungen auch in integrative Regelschulen gehen konnten. Vorreiter war hier stets die Montessori Schule der Diakonie in Salzburg. Ab der 9. Schulstufe ist es derzeit aber nur auf Grundlage eines Schulversuches möglich, eine inklusive Schule zu besuchen.
„Das Instrument der Schulversuche ist zwar legitim, doch braucht es dringend die Weiterentwicklung, denn Expertinnen und Experten stellen schon seit längerem eine Stagnation in diesem Bereich fest. Das Recht auf inklusive Schule für alle muss endlich verwirklicht werden,“ so Schenk.
Der Bildungsbericht des Unterrichtsministeriums belegt zudem, dass eine gemeinsame Schule Vorteile für alle Kinder bringt. Die schwächeren Kinder können sich an den Stärkeren orientieren, und die Stärkeren haben die Möglichkeit, soziale Kompetenz und ein höheres Selbstwertkonzept zu entwickeln. Die häufig befürchtete Nivellierung nach unten findet also nicht statt. „Inklusion kann allen nützen. Die Starken verlieren nicht. Im Gegenteil. Sie profitieren von den Lernbedingungen, die den Schwachen helfen. Das zeigen alle Schulvergleichsstudien.“, so Schenk.
Und er ergänzt: „Was den Schwachen gut tut, nützt auch den Starken. Wenn die Bedingungen stimmen. Denn gleichzeitig sind Sorgen berechtigt, dass die finanziellen Ressourcen der inklusiven Klassen wie bereits in den letzten Jahren weiterhin sinken. Eine qualitativ hochwertige Förderung muss jedoch vor allem hier gewährleistet werden“, so Schenk abschließend.