Menschenrecht auf Kommunikation für Menschen mit Behinderungen dringend umsetzen
Anlässlich des 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, erinnert Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, an die rund 600.000 Menschen mit Behinderungen in Österreich, davon mehr als 63.000 Personen mit Beeinträchtigungen beim Sprechen.
„Menschen mit Sprach-Behinderungen sind nicht sprachlos, sie werden vielmehr von den Behörden sprachlos gemacht, weil die Finanzierung von Kommunikationsgeräten einem bürokratischen Hürdenlauf durch verschiedene öffentliche Stellen entspricht, der extrem schwierig zu organisieren ist,“ kritisiert Chalupka.
„Die `UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen´ macht aber klar: Alle Menschen haben ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Dazu braucht es die Möglichkeit, sich selbst ausdrücken zu können, sei es durch Sprache, Gebärden oder elektronische Hilfsmittel.“
Romana Malzer, Mutter einer Tochter mit Sprachbehinderung, bestätigt diese Problematik: „Um den richtigen Sprachcomputer für meine Tochter Isabella, die mit einer Sprachbehinderung geboren ist, zu bekommen, musste ich nicht nur bei verschiedenen Behörden anklopfen, sondern auch viel Überzeugungsarbeit leisten, dass genau dieser Computer für sie richtig ist.“
Kommunikationsgeräte nicht im Hilfsmittelkatalog enthalten
Neben der schwierigen Organisations- bzw. Finanzierungswege für Kommunikations-Hilfsmittel, gibt es noch eine weitere Hürde: elektronische Geräte sind im Hilfsmittelkatalog der Sozialversicherungen noch immer nicht abgebildet, und daher oft nicht verfügbar.
„Die Regierung hat zwar das Problem bereits erkannt, und in ihrem Arbeitsprogramm unter anderem bis Ende 2016 eine zentrale Anlaufstelle für Hilfsmittel versprochen. Bislang warten wir aber noch auf die Umsetzung. Es wird Zeit, dass die Regierung endlich ihrer Verantwortung nachkommt“, betont Diakonie Direktor Michael Chalupka.
Hedi Schnitzer-Voget
12.12.2016, 14:36
Die von Herrn Dir. Chalupka genannten Ziffern erscheinen mir erklärungsbedürftig. Wie auch im Rahmen der NAP-Begleitgruppe thematisiert, gibt es keine bzw. nur unzureichende Statistiken zum Thema Menschen mit Behinderungen. Je nach Quelle und Betrachtungsweise variieren diese Angaben leider sehr stark. Offensichtlich wurde hier mit dem Wert aus der EU-SILC STudie gearbeitet; in dieser wurden im Jahr 2006 ca. 630.000 Personen mit einer Behinderung im engeren Sinn hochgerechnet. Es gibt dort auch die Angabe über Menschen mit Behinderungen im weiteren Sinne: hier kommt man auf ca. 1,6 Mio. Personen. Auch das Ergebnis der Mikrozensus-Befragung im 2007 kam auf einen Wert von 20,5 % der Bevölkerung – 1,7 Mio. Menschen.
Im Sinne einer möglichst effektiven Umsetzung der UN Konvention erschiene es mir persönlich sinnvoll, wenn alle Interessenvertretungen mit ähnlichen Werten argumentieren würden, die sich eher an höheren Angaben orientieren sollten.