Die Bombenüberraschung

Freitag 4. Jänner - 18.53 Uhr: Nach einem ersten spannenden Tag bei einem Radio-Workshop für Menschen mit Behinderung bei Radio Fro in Linz trat ich abends mit den ÖBB meine Heimreise nach Steyr an.

Symbolbild Sprengkörper
BilderBox.com

Konkret war es der Zug Richtung Wiener Südbahnhof mit Umsteigen in St. Valentin, den ich nutzte, um nach Hause zu kommen. Dann plötzlich in Enns stehen wir verdächtig lange, der Zugbegleiter läuft im Zug nervös hin und her und verlautbart: „Wir haben eine Bombendrohung bekommen, bitte alle aussteigen, damit die Polizei den Zug durchsuchen kann“.

Alle Fahrgäste verließen fluchtartig den Zug, nur ich als Rollstuhlfahrer blieb einstweilen im Gang des Zuges stehen, um abzuwarten, was nun mit mir geschehen soll.

5 Minuten Wartezeit, die Ohren spitzend

Nach etwa 5 Minuten Wartezeit, die Ohren spitzend, ob ich nicht irgendwo ein verdächtiges Ticken höre, kamen einige Leute vom Ennser Bahnhof, die mich aus dem Zug hoben, da es an diesem Bahnhof weder einen Hebelift, noch einen vernünftigen Bahnsteig gibt.

Auch Aufzug gibt es am Ennser Bahnhof keinen, sodass man sich nach einer kurzen Diskussion darüber, ob ich nun über die Gleise getragen werden soll, oder über die Stufen der Unterführung, für die zweitere Variante entschied.

Am Bahnhofsgebäude angekommen hieß es dann, dass bald ein Bus kommen würde, der alle Fahrgäste nach St. Valentin bringen würde, wo man dann seine Fahrt fortsetzen kann. Allerdings natürlich kein Niederflurbus, sondern ein normaler Reisebus, der für mich als Rollstuhlfahrer selbst mit Hilfe nicht benützbar ist.

Man informierte mich aber, dass um 20.11 Uhr ein Zug in Enns stehen bleiben würde, mit dem ich direkt nach Steyr weiterreisen könnte. Das Problem war nur, dass es im ungeheizten Bahnhofsgebäude saukalt war und ich für den Zug nach Steyr noch über eine halbe Stunde Wartezeit hatte.

Fahrdienstleiter hatte Erbarmen

Der diensthabende Fahrdienstleiter des Bahnhofs Enns hatte aber Erbarmen mit mir und lud mich ins geheizte Gebäude der Fahrdienstleitung auf einen Kaffee ein. In diesem Zusammenhang ein herzliches Dankeschön an alle ÖBBler, die an diesem Tag in Enns Dienst hatten und mir halfen, diese Bombendrohung an diesem bombigen Freitag gut zu überstehen.

Während meiner Wartezeit erfuhr ich, dass bereits in Linz jemand dem Zugbegleiter beim Wegfahren nachrief: „Ich habe eine Bombe im Wagen 3 hinterlegt, die in St. Valentin explodieren wird!“ Da bin ich echt froh, dass der Zug doch noch vorher in Enns stehen blieb, auch wenn sich die Bombendrohung als schlechter Scherz erwies. Der Bombendroher wurde noch am Bahnhof Linz verhaftet.

Katastrophenplan gefordert

Die ÖBB jedoch sind gefordert, für den Fall des Falles, wie jener einer Bombendrohung in einem Zug, einerseits für einen barrierefreien Schienenersatzverkehr zu sorgen und andererseits einen behindertengerechten Katastrophenplan parat zu haben.

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