„Diese Lebensqualität lasse ich mir nicht mehr nehmen“

Vor einem Jahr, am 1. Februar 2002, gründeten behinderte Menschen eine eigene Firma: die WAG - Wiener Assistenzgenossenschaft gemeinn.reg.GenmbH. Die Zeit dafür war mehr als reif.

WAG Assistenz-Genossenschaft
WAG

Vorbilder wie etwa die Hamburger Assistenzgenossenschaft, die Assistenzgenossenschaft Bremen oder Stil in Stockholm, gaben den GründerInnen Mut und Motivation auch in Wien ein Angebot von Persönlicher Assistenz auf die Beine zu stellen.

Aber es waren nicht nur diese bereits seit über 10 Jahren gut laufenden Assistenzgenossenschaften in Deutschland und in Schweden, die zu diesem Schritt inspiriert haben, sondern auch die sehr triste Situation behinderter Menschen mit höherem Assistenzbedarf, für die es keine geeigneten Angebote für ein selbstbestimmtes Leben gab.

Viel Hilfe im Alltag zu brauchen, bedeutet für viele behinderte Menschen Endstation Heim oder ein Leben in gegenseitiger Abhängigkeit von Familien. Bedeutet ein ständiges Reduzieren eigener Bedürfnisse. Bedeutet für viele kein eigenes Leben mit Job und Partnerschaft und Kindern.

Die Gründung der WAG wurde innerhalb eines halben Jahres intensiv vorbereitet. Die Startfinanzierung kam über den Bund („Behindertenmilliarde“) mit dem Hintergrund, daß Persönliche Assistenz eine wesentliche Maßnahme zur Chancengleichheit behinderter Menschen darstellt, insbesondere auch, was die Annäherung an den ersten Arbeitsmarkt betrifft.

Wenn nämlich behinderte Menschen die Hilfen so bekommen wie, wo und wann sie sie brauchen, also nach dem Konzept der Persönlichen Assistenz, dann haben sie bessere Chancen berufstätig zu sein. Für einige behinderte Menschen ist es sogar eine Voraussetzung, um überhaupt einen Job machen zu können.

Voraussetzung für den Start der WAG war, daß das Land Wien sein Interesse an einem Angebot der Persönlichen Assistenz bekundete und somit die Nachhaltigkeit dieses Projektes mit den daraus folgenden Vereinbarungen sicherte.

Über den Anspruch nach dem Wiener Behindertengesetz § 25 konnten behinderte Menschen Persönliche Assistenz im Ausmaß von 34 Stunden im Monat organisieren. Diese Vereinbarung war aber auf 20 Personen beschränkt. Eine Erhöhung dieses „Kontingentes“ wurde bisher von der MA 12 abgelehnt.

Mit dem ersten Jahr konnte ein guter Anfang für eine bessere Lebensqualität behinderter Menschen gemacht werden.

Mit dem Angebot der WAG organisieren bereits über 30 Personen ihre Persönliche Assistenz im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten. Als Modellversuch gab es auch im Rahmen der Startfinanzierung des Bundes Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz. Dadurch konnten 34 Personen ihren Arbeitsplatz erhalten, einen Arbeitsplatz erlangen oder ihr Studium und ihre berufliche Ausbildung fortsetzen. Zudem schafft die WAG als Unternehmen neue, innovative Arbeitsplätze für AssistentInnen.

Die WAG war auch maßgeblich an der Erstellung des Berichtes der Interessensvertretung behinderter Menschen „Rahmenbedingungen für Persönliche Assistenz“ beteiligt. Diesen Bericht hat Vizebürgermeisterin Grete Laska angeregt, um ihr Grundlagen für die Umsetzung von Persönlicher Assistenz zu liefern.

Dieser Bericht liegt der Vizebürgermeisterin vor. Der Ball liegt nun beim Land Wien. Der angekündigte Pilotversuch wäre ein bedeutender Schritt in Sachen Selbstbestimmung und Lebensqualität.

Die WAG und ihre Mitglieder werden auch weiterhin für die Umsetzung von Persönlicher Assistenz arbeiten und den dringenden Handlungsbedarf in diesem Bereich sichtbar machen.

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