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Diplomarbeit: „Darstellungen von Behinderung in der Tagespresse“

"Öffentlichkeit ist heute weitgehend Medienöffentlichkeit. Medien sind ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens und durchdringen alle gesellschaftlichen Bereiche", schreibt Christiane Galehr in ihrer Diplomarbeit.

„Die Darstellung von Behinderung und behinderten Menschen in Massenmedien hat eine lange Geschichte, die, wie Mürner in seiner ‚Medien- und Kulturgeschichte behinderter Menschen‘ eindrücklich zeigt, bis ins 16. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist. „Jede Gesellschaft verfügt über Geschichten, die von der Ordnung erzählen, die ihre Mitglieder sich gegeben haben“, so schreibt die Autorin in ihrer lesenswerten Arbeit, „Darstellungen von Behinderung in der Tagespresse,„, die bei der Volltextbibliothek online abrufbar ist.

Viele Menschen haben kaum direkten Kontakt zu behinderten Menschen. „Die Begegnung und Auseinandersetzung findet deshalb oft nur über Massenmedien statt. Massenmedien sind somit mitbeteiligt an der Entstehung von Bildern zu Behinderung, die von der Realität abgehoben bzw. verzerrt sind“, erläutert sie und führt aus: „Die Praxis zeigt, dass gerade die behinderten Menschen selbst durch verstärktes Engagement in Richtung Medien gefordert sind, das Bild behinderter Menschen in den Medien zurechtzurücken, denn Menschen ohne Behinderung bemerken die Kluft zwischen medialer Berichterstattung und der Alltagsrealität behinderter Menschen oft nicht.“

Entwicklung

„Eine vergleichende Analyse zu Ausmaß und inhaltlicher Gestaltung der Berichterstattung über chronische Krankheit und Behinderung in deutschen Print- und TV-Medien in den Jahren 1955, 1975 und 1995 von Katrin Soll, Michael Charlton und Gabriele Lucius-Hoene zeigt im quantitativen Vergleich, eine erhebliche Zuhnahme von Beiträgen über behinderte Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen in den 90er Jahren.“ ist der Arbeit zu entnehmen.

Erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts – führt die Autorin aus – wird damit begonnen, behinderte Menschen „nicht mehr fast ausschließlich aus medizinischer Perspektive darzustellen, sondern verstärkt auch psychosoziale Schwerpunkte zu setzen.“ Plakative Darstellungen „vom Elend behinderter Menschen, die auf Wohltätigkeit angewiesen sind, sind rückläufig“, doch unterschwellig verhanden und daher nicht weniger diskriminierend.

Medien schuld?

Medien werden heutzutage oft an den Pranger gestellt, wenn es um die mediale Darstellung von Behinderung und behinderten Menschen geht. Medien werden häufig „beschuldigt“, ein einseitiges und verzerrtes Bild von behinderten Menschen zu zeichnen. Dabei wird meist zu wenig auf die Komplexität des Sachverhalts Rücksicht genommen.

Die Jorunalisten neigen häufig dazu Menschen Etiketten anzuheften, damit die Leserinnen und Leser möglichst schnell Menschen zuordnen können. Dies wird durch die Verwendung von Wörtern wie „Behinderung“, „behindert“, „Handicap“ in Überschriften deutlich. Es werden Menschen „damit auf das Merkmal Behinderung reduziert“.

„Die Darstellung von Menschen mit Behinderung in den Massenmedien wird von jenen, die zwar am stärksten davon betroffen, aber am wenigsten daran beteiligt sein dürfen – den behinderten Menschen selbst – immer wieder kritisiert“, zeigt Galehr auf und thematisiert damit einen der Hauptkritikpunkte der Behindertenbewegung an den Medien. Über Behinderung und behinderte Menschen wird bis heute fast ausschließlich aus stellvertretender Perspektive berichtet. „Auch Massenmedien leisten in dieser Hinsicht ihren Beitrag zur Fremdbestimmung behinderter Menschen“, analysiert die Autorin.

„Damit ist gemeint, dass behinderte Menschen gegenwärtig zwar häufig in die Berichterstattungen eingebunden werden, die Behinderung als das besondere Darstellungselement aber nach wie vor im Vordergrund steht“, ist der Diplomarbeit zu entnehmen. „Dadurch“ – so die Autorin weiter „werden behinderte Menschen häufig auf ihre Behinderung reduziert und damit sozusagen durch die Hintertür diskriminiert und instrumentalisiert. Daraus lässt sich ableiten, dass behinderte Menschen für die Presse – in diesem Fall die Tagespresse – meist nur ihrer Behinderung wegen zum ‚Darstellungsobjekt‘ werden und deshalb als ganzheitlich betrachtetes Subjekt in den Hintergrund gedrängt werden.“

In der Arbeit wird auch auf das positive Beispiel der BBC eingegangen, wo ein Aus- und Weiterbildungsprogramm für behinderte Menschen angeboten werden.

Die Untersuchung

Abgefragt wurden für die Diplomarbeit Berichte nach den Suchbegriffen „Behinderte“, „behindert“, „Versehrte“ „versehrt“, „Rollstuhl“, „Handicap“, „Behindertenhilfe“, „Invalide“, „Down -Syndrom“, „Trisomie 21“, „mongoloid“, „gehörlos“, „Gehörlose“, „blind“, „Blinde“, „Lahme“, „gelähmt“, „Integration“, „genetisch“, „Paralympics“ und „Special Olympics“, „psychisch krank“ „psychisch Kranke“, „Lebenshilfe“, „Caritas“, „Gleichstellung“ die in einem Zeitraum von 15 Tagen in den Tageszeitungen „Vorarlberger Nachrichten“, „Salzburger Nachrichten“ und „Die Presse“ erschienen sind.

Das Ergebnis ist nicht überraschend: Tageszeitungen berichten ziemlich regelmäßig. „Werden die Tageszeitungen im Einzelnen betrachtet, zeigen sich allerdings recht deutliche Unterschiede in der Frequenz und bei den thematischen Schwerpunkten“, resümiert Christiane Galehr in ihrer Diplomarbeit.

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