Disability Leadership – Ein Führungskräfteprogramm für Menschen mit Behinderungen

Der Weg in Führungsrollen ist für Menschen mit Behinderungen häufig von Barrieren geprägt – im Bildungssystem ebenso wie im Arbeitsleben. Der Lehrgang „Disability Leadership“ will diese Hürden überwinden. Doch wie wirksam kann ein einzelnes Programm wirklich sein?

Verein Right Now.
Verein Right Now.

Rupert Roniger (Verein Right Now), Roswitha Hofer (Licht ins Dunkel), Monika Haider (Right Now), Oliver Koenig (Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten), Mario Thaler (GF Licht ins Dunkel), Daniel Wagner (Right Now)

Der kürzlich angekündigte Lehrgang „Disability Leadership – ein Führungskräfte-Programm für Menschen mit Behinderungen“ über vier Semester startet im November 2025, die Bewerbungsphase beginnt am 22. April 2025.

Die Auswahl erfolgt über ein Bewerbungsverfahren, das Motivation, Erfahrung und Führungspotenzial berücksichtigt. Die Teilnahme ist für Menschen mit Behinderungen kostenlos, da der Lehrgang gefördert wird.

Im Rahmen eines ausführlichen Interviews mit Daniela Rammel und Rupert Roniger – den Leiter:innen des Vereins Right Now, der den Lehrgang in Kooperation mit der Bertha von Suttner Privatuniversität anbietet – sprach BIZEPS über die Motivation zur Entwicklung des Lehrgangs, seinen Aufbau, die inhaltlichen Schwerpunkte sowie die angestrebte Wirkung und langfristige Nachhaltigkeit.

Bildungsprogramm stärkt Menschen mit Behinderungen

BIZEPS: Warum wurde der Lehrgang konzipiert?

Daniela Rammel

Daniela Rammel: Menschen mit Behinderungen und vor allem Frauen mit Behinderungen sind in Führungspositionen stark unterre­präsentiert. Der Bildungsbereich ist noch immer nicht inklusiv gestaltet. Mit dem Lehrgang wollen wir gezielt Menschen mit Behinderungen stärken und fördern, um aktiv in der Gesellschaft, Verantwortung zu übernehmen.

BIZEPS: Wie unterscheidet er sich von anderen Lehrgängen?

Daniela Rammel: Während viele Führungskräfteprogramme allgemeine Management- und Leadership-Kompetenzen vermitteln, legt dieser Lehrgang besonderen Wert auf die Förderung von Inklusion.

Der Lehrgang wurde speziell für Menschen mit Behinderungen entwickelt. Er kombiniert akademische Inhalte mit praxisnahen Erfahrungen und ermöglicht eine Teilnahme ohne abgeschlossene Matura oder akademischer Vorerfahrung.

So wird der Lehrgang barrierefrei gestaltet

BIZEPS: Wie wird sichergestellt, dass der Lehrgang tatsächlich barrierefrei und inklusiv für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gestaltet ist?

Daniela Rammel: Der Lehrgang setzt auf barrierefreie Lehrmaterialien, digitale Formate, einfache Sprache sowie unterstützende Angebote wie Gebärdensprachdolmetschung und Assistenzleistungen. Zudem wird individuell auf die Anforderungen der Teilnehmenden eingegangen, um ein möglichst inklusives Lernen zu gewährleisten.

BIZEPS: Inwiefern gibt es alternative Zugangswege für Interessierte ohne akademische Vorerfahrung, um den Lehrgang möglichst inklusiv zu gestalten?

Daniela Rammel: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, am Lehrgang teilzunehmen. Die Matura ist nicht die Voraussetzung, den Lehrgang zu besuchen. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Förderung von Frauen und jüngeren Personen mit Behinderungen. Zusätzlich werden Tutorien angeboten, um den Einstieg zu erleichtern.

Persönliche Entwicklung im Fokus

BIZEPS: Wie wird der Erfolg des Programms gemessen? Welche Indikatoren werden verwendet, um die Wirkung auf die Teilnehmenden und die Gesellschaft zu bewerten?

Daniela Rammel: Der Erfolg wird vor allem an der persönlichen Entwicklung der Teilnehmenden erkennbar sein. Durch vielfältige Lernerfahrungen wollen wir die Teilnehmenden befähigen, Verantwortung zu übernehmen und sich für Führungsaufgaben zu qualifizieren.

Unser Ziel ist, dass sie selbstbewusst und wirksam in Führung gehen, unsere Gesellschaft aktiv und inklusiv mitgestalten. Zudem wollen wir mit unserem Programm bewirken, dass bereits bestehende Mainstream-Leadership-Programme Barrieren abbauen und Menschen mit Behinderung daran teilnehmen können.

BIZEPS: Gibt es bereits Kooperationen mit Unternehmen oder Organisationen, um die Absolvent:innen gezielt in Führungspositionen zu bringen?

Daniela Rammel: Ja, es bestehen bereits Kooperationen mit Organisationen aus der Zivilgesellschaft, um gezielt Führungsperspektiven für Absolvent:innen zu schaffen. Zudem werden Netzwerke mit Mentor:innen aus unterschiedlichen Branchen aufgebaut.

Herausforderungen und strukturelle Veränderungen

BIZEPS: Welche Herausforderungen bestehen bei der Umsetzung des Programms, und wie wird damit umgegangen?

Daniela Rammel: Eine zentrale Herausforderung ist es, bestehende Barrieren in der Bildungs- und Arbeitswelt zu überwinden und Bewusstsein für die Bedeutung von Disability Leadership zu schaffen. Wir begegnen diesen Herausforderungen durch intensive Öffentlichkeitsarbeit, Kooperationen mit Entscheidungsträger:innen und die gezielte Unterstützung der Teilnehmenden.

BIZEPS: Welche konkreten Maßnahmen gibt es, um strukturelle Barrieren in der Arbeitswelt für Menschen mit Behinderungen nach Abschluss des Lehrgangs weiter abzubauen?

Daniela Rammel: Wir arbeiten daran, Unternehmen und Organisationen für inklusive Führung zu sensibilisieren und Absolvent:innen gezielt mit potenziellen Arbeitgeber:innen zu vernetzen. Zudem setzen wir auf politische Advocacy-Arbeit, um langfristige strukturelle Veränderungen in der Arbeitswelt anzustoßen.

Persönliche Entwicklung im Mittelpunkt

BIZEPS: Welche konkreten Maßnahmen werden ergriffen, um praxisnahe Führungskompetenzen zu vermitteln und auf reale Herausforderungen in Führungspositionen vorzubereiten?

Rupert Roniger

Rupert Roniger: Im Mittelpunkt steht das Sammeln vielfältiger Erfahrungen im Rahmen eines begleiteten Entwicklungsprozesses. Ein zentraler Programmteil ist die Umsetzung eines persönliches Projekts durch die Teilnehmenden. Weiters sieht das Curriculum die Teilnahme an einem Mainstream-Leadership-Programm vor, sowie Möglichkeiten für Praxis-Hospitationen und Job-Shadowing.

Durch diesen Mix erhalten die Teilnehmenden neben fundierten Kenntnissen vielfältige Möglichkeiten, sich in realen Kontexten auszuprobieren, zu reflektieren und weiterzuentwickeln.  

BIZEPS: Wie wird das Mentoringprogramm gestaltet, um den Teilnehmenden nachhaltige Unterstützung und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten?

Rupert Roniger: Alle Teilnehmenden werden von einer entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Zielen ausgewählten Mentor:innen begleitet und unterstützt. Das Mentoring bietet individuelle Unterstützung bei der Umsetzung eines persönlichen Projekts, bei der Entwicklung persönlicher Ziele, beim Networking und der Karriereentwicklung.

Der Lehrgang soll langfristig wirken und wachsen

BIZEPS: Welche langfristigen Perspektiven gibt es für den Lehrgang? Wird es Folgeprogramme oder eine Weiterentwicklung des Konzepts geben?

Rupert Roniger: Ziel ist, den Lehrgang langfristig zu etablieren und weiterzuentwickeln. Wir werden demnächst das Gespräch mit möglichen Partnern suchen, um eine nachhaltige und breite Finanzierung zu gewährleisten. Es gibt bereits Überlegungen, das Konzept in Kooperation mit Universitäten und zivilgesellschaftlichen Organisationen in anderen europäischen Ländern umzusetzen.

BIZEPS: Wir danken für den ausführlichen Einblick und wünschen viel Erfolg!

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