Diskriminierungstagebuch: Bewerbung bei der Stadt Wien

Im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens bei der Gemeinde Wien, wurde ich von einer Mitarbeiterin der MA 2 (Personalabteilung) zur amtsärztlichen Untersuchung der MA 15 geschickt.

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BIZEPS

Ich bin E-Rolli-Benützerin, bewege mich aber zu Hause mit Rollator. Die genannte Untersuchung in der Gonzagagasse ist vor allem durch das Lungenröntgen bekannt. Ich fahre also in die Gonzagagasse und rolle in das Gebäude. In der Einfahrt zum Innenhof sehe ich ein Schild mit Rollstuhlzeichen, das zum Lift zeigt. Die Lifttür ist für mich allerdings unmöglich zu öffnen, – also fahre ich zurück zum Portier.

Er hilft mir dann auf dem Weg zum ersten Zielort, der Anmeldungsstelle für den Amtsarzt. Dieser Weg ist eine ausgedehnte Durchquerung des Gebäudes. Diverse Flügeltüren müssen geöffnet und wieder geschlossen werden, weil ich sonst nicht durch könnte. Nach fortgesetztem Weg durch Flügeltüren stehe ich vor dem Untersuchungsraum. Auch hier kann man nicht von einer behindertengerechten Einrichtung sprechen. Die Ärztin macht den Eindruck, nur selten mit rollstuhlfahrenden KlientInnen (dieses Wort ist passender als „PatientInnen“) zu tun zu haben. Von ihr werde ich zum Lungenröntgen und ins Harnlabor geschickt.

Um zum Röntgengerät zu gelangen, muß man eine für Rollstühle zu schmale Kabine durchqueren. Der Röntgenassistent scheint mir recht nett. Er überlegt auch, wie man die „Aufgabe lösen“ könnte. Ich stehe von meinem Rollstuhl auf und gehe, mit seiner Hilfe, zur Metallwand, an die man sich stehend lehnen soll. Ich frage mich, wie RollstuhlfahrerInnen, die nicht aufstehen können (also die meisten) ihre Lunge geröntgt bekommen …

Danach begebe ich mich zum Harnlabor, in das man nur über eine Stufe hineinkommt. Nach einer sehr kurzen Besprechung mit der anwesenden Assistentin ist mir klar, daß ich diese Aufgabe unter diesen Bedingungen unmöglich erfüllen kann. Durch einen Anruf bei der Ärztin werde ich davon befreit. Ich kann das Gefühl nicht verdrängen, daß man in dieser Untersuchungsstelle der MA 15 mit RollstuhlfahrerInnen nicht rechnet, oder sie sogar nicht sehen will …

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