Diskriminierungstagebuch: RadioCafe

Sie sind RollstuhlfahrerIn und wollen eine Veranstaltung im neuen Wiener Radiokulturhaus besuchen?

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BIZEPS

Kein Problem, das Gebäude ist barrierefrei zugänglich, natürlich. Nur ein Toilettenbesuch könnte zum Problem werden. Die Toilette nämlich ist nur über Stufen erreichbar.

Es gibt eine Rampe, selbstredend. Aber die steht nur nach vorheriger Anmeldung und längerer Diskussion zur Verfügung. So geschehen am Vormittag des 23. Oktober 1999:

Mitarbeiterin: „Ist es wirklich notwendig, die Rampe aufzubauen?“

Kundin: „Ja.“

Mitarbeiterin: „Aber das ist so mühsam.“

Kundin: „Wenn Sie eine Rampe haben, dann bauen Sie sie bitte auf.“

Mitarbeiterin: „Wir stellen jemanden ab, der Ihnen über die Rampe hilft.“

Kundin: „Nein.“

Mitarbeiterin: „Zwei Leute.“

Kundin: „Nein. Ich will die Rampe und keine Diskussionen. Außerdem verstehe ich überhaupt nicht, daß die Rampe ein Provisorium ist. Das ist unzumutbar 1. für die Menschen, die die Rampe brauchen, und 2. für diejenigen, die sie dauernd auf- und abbauen müssen.“

Mitarbeiterin: „Ist ja nicht dauernd, sondern sehr selten.“

Kundin: „Und warum, glauben Sie, ist das so?“

Mitarbeiterin: „ähh …“

Kundin: „Wenn es so langwierige Diskussionen nach sich zieht, muß ich es mir als behinderte Frau gut überlegen, Veranstaltungen bei Ihnen zu besuchen.“

Mitarbeiterin: „Na gut, wir stellen die Rampe auf. Selbstverständlich gerne.“

Kundin: „Sicher? Nicht, daß ich dann die Toilette nicht benutzen kann.“

Mitarbeiterin: „Die Rampe wird aufgestellt.“

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