Das inklusive Onlinemagazin „andererseits“ veröffentlicht kritische Dokumentation zu der umstrittenen Spendenaktion „Licht ins Dunkel“ des ORF.
Alle Jahre wieder kehrt das große Spendenformat „Licht ins Dunkel“ des ORF zu Weihnachten auf die Bildschirme zurück, um Geld für Menschen mit Behinderungen zu sammeln.
Doch wem nützt das Spenden wirklich etwas und warum kritisieren Betroffene seit Jahrzehnten das Spendenformat?
Diesen Fragen geht die Redaktion „andererseits“ in ihrer Dokumentation „Das Spenden-Problem. Warum Menschen mit Behinderungen die Abschaffung von Licht ins Dunkel fordern“ nach.
Schluss mit der rührseligen Darstellung
Diese Forderung wird in der Dokumentation öfter genannt. Interessant ist, dass diese Forderung auch von Leuten kommt, die von Licht ins Dunkel unterstützt werden.
Gezeigt wird z.B. eine junge Frau, die durch Licht ins Dunkel ein Hilfsmittel bekommen hat. Trotzdem kritisiert sie das Spendenformat. Sie findet es unangenehm, wie ein Bettler dargestellt zu werden, der Geld einheimst. Warum werden Menschen mit Behinderungen immer als diejenigen dargestellt, die Hilfe brauchen, fragt sie.
Die stereotype und veraltete Darstellungsweise ist auch etwas, was die Vereinten Nationen (UN) an Österreich kritisiert. Die Darstellung sei eine, die schon vor 60 Jahren hätte abgeschafft werden müssen, sagt ein UN-Prüfer.
Rechte und Chancen anstatt Spenden
In der Dokumentation kommen verschiedene Vertreter:innen aus Wissenschaft, Politik und der Behindertenrechtsszene zu Wort. Auch der Verein Licht ins Dunkel und der ORF wurden interviewt.
Für die Kritiker:innen ist eins klar: Es braucht Rechte anstatt Spenden. Immer wieder wird Licht ins Dunkel als Trostpflaster missbraucht, auch das zeigt die Doku.
Während Politiker:innen die Behindertenrechte kürzen, Unternehmen Menschen mit Behinderung nicht in ausreichendem Maße beschäftigen, setzen dann genau diese Leute sich in die Licht ins Dunkel-Spendengala und beruhigen so ihr Gewissen.
Auch stellt Licht ins Dunkel die Behinderung der Menschen in den Vordergrund, doch diese ist nicht das Problem, sondern die Gesellschaft, die Menschen mit Behinderungen die Rechte vorenthält.
Auf diese Art und Weise ist eine inklusive Gesellschaft nicht möglich, sagt die Inklusionswissenschaftlerin Ursula Naue im Interview mit „andererseits“. Dass es Licht ins Dunkel nicht um Gleichberechtigung geht, zeigt auch die Tatsache, dass Heime für Menschen mit Behinderungen durch Spenden unterstützt werden.
Ein guter und wichtiger Einblick in die Problemsituation mit Licht ins Dunkel
Die Dokumentation „Das Spendenproblem“ zeigt kompakt und trotzdem vielschichtig die Problemsituation mit Licht ins Dunkel auf. Auch wenn sie nur eine halbe Stunde lang ist, ist sie eine wichtige Stimme gegen das zu Unrecht beliebte Spendenformat.
Wenn auch Sie die Frage haben, warum Licht ins Dunkel ein Problem darstellt, sollten Sie sich diese Doku ansehen!
Die Dokumentation finden Sie auf der Internetseite von „andererseits“.
Siehe auch Artikel: DerStandard und DerStandard, Kommentar DerStandard, ORF, Kurier, Puls24, Puls24 Cafe, Presse, MeinBezirk, KRONE
erwin riess
02.12.2022, 12:32
liebe katharina müllebner!
ich gratuliere zu Ihren auftritten in puls vier und der vorliegenden doku. Sie bringen die dinge auf den punkt, sprachlich perfekt und lassen sich auch von ignoranten fragen (puls 24) nicht aus der fassung bringen . damit haben Sie im kampf gegen „licht ins dunkel“ eine schneise geschlagen! die blockierer vom orf stehen jetzt nackt vor der öffentlichkeit und reagieren mit trotzigen beteuerungen und der versicherung: weiter auf dem falschen weg!
Mag. M. Karner
01.12.2022, 06:22
Die Doku ist aus mehreren Gründen problematisch:
1. Absolutes NoGo: Mensch mit Downsyndrom und dahinter ein Plakat mit Aufschrift „Abtreiben ist okay“ (deutlich zu sehen zB bei 09:52 min).
2. Warum werden behinderte Menschen im Interwiew ohne Rollstuhl gezeigt, obwohl sie doch einen Rollstuhl benutzen? Und warum werden Geher:innen sitzend dargestellt (eklatant: Interview mit Prof.in Naue)?
3. Seit Jahrzehnten kritisieren behinderte Menschen Licht-ins-Dunkel. Die Doku hat keinen neuen Mehrwert. Die Plattform andererseits ist ziemlich neu, auch unerfahren. Haben die beiden Geschäftsführer:innen eine Behinderung? Was ist ihre Motivation? Es wurden lt. deren HP 2 Jobs geschaffen. Für wen genau? Für Menschen mit Behinderung oder für „Normalos“?
4. Zur Erinnerung: Nichts ohne uns über uns!
Siegfried Klemmer
30.11.2022, 23:33
……..Während Politiker:innen die Behindertenrechte kürzen, Unternehmen Menschen mit Behinderung nicht in ausreichendem Maße beschäftigen,
Das ist schon jahrelang meine MEINUNG die ich vertrete ..
Siegfried
Graz
Waltraud Posch
30.11.2022, 11:21
Ich fand den Beitrag super, und sehe es genauso.
Ich bezweifle nur, dass die Moteratoren von puls 4 es richtig verstanden habe. Ist nur mein persönlicher Eindruck gewesen….