Doppelgleisigkeit bei der ÖBB

ÖBB startet großen Eisenbahn-Test und stellt gleichzeitig berechtigte Anliegen behinderter Menschen aufs Wartegleis.

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Unter der Headline „wenn aus Schwellen große Hürden werden“ stellt die heutige Krone eine ÖBB – Aktion für Menschen mit Behinderung der Öffentlichkeit vor.

„Grundsätzlich begrüßen wir selbstverständlich diese Aktion der ÖBB, die Aufschluss darüber geben soll, wo Verbesserungen notwendig sind“, meint Dr. Klaus Voget, Präsident des ÖZIV. Sie darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es – jenseits von falsch angebrachten Papierkörben – Probleme gibt, die vielen behinderten Menschen die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel unmöglich machen.

„Es ist mir wichtig zu betonen, dass es in den letzten Jahren viele Verbesserungen im Infrastrukturbereich der ÖBB gegeben hat und in diesem Sektor auch eine durchaus konstruktive Zusammenarbeit zwischen ÖBB und Behindertenvertretungen gegeben ist. Diese Vorgangsweise würden wir uns natürlich für alle Bereiche wünschen!“

Der Bereich Personenverkehr lässt Anzeichen von Bemühen leider vermissen!
Zwar gibt es auch hier Gespräche mit Betroffenen und wird sowohl von ÖBB als auch BMVIT Verständnis signalisiert – die „Taten“ der Verantwortlichen lassen diese aber als „vergesslich“ erscheinen.

So sind die jüngst angeschafften Talente-Züge (rund 120 Garnituren) nur für manche Rollstuhlfahrer benützbar und erfordern von diesen akrobatische Fähigkeiten beim Einstieg und vor allem bei der Benützung der Toilette-Anlagen.

Bemerkenswert bei alle dem:
Es gibt in Österreich – als einzigem EU-Land(!) – keine Eisenbahn-Bauordnung und keine rechtlichen Vorschriften für die Genehmigung von Eisenbahnfahrzeugen. Ein diesbezügliches Schreiben des ÖZIV an den Verkehrsminister von Anfang August blieb leider bislang unbeantwortet … Auch unserem Ruf nach dringend notwendigen Veränderungen bei der Eisenbahnkreuzungs-Verordnung sind bislang keine Taten gefolgt.

Klares, politisches Bekenntnis gesucht
Das wahre Versagen ist wohl auf politischer Ebene – die in diesem Fall als Eigentümervertreter eigentlich doppelt gefordert wäre – zu suchen. Auch trotz der Gründung vieler, „selbständiger“ Gesellschaften innerhalb der ÖBB hat die Holding, deren 100 %iger Eigentümer der Bund ist, für strategische Vorgaben zu sorgen. Dazu gehört wohl eindeutig endlich ein klares, politisches Bekenntnis zum Thema Barrierefreiheit, das für alle Teilbereiche der Unternehmens zu gelten hat!

Der ÖZIV fordert daher Herrn Minister Gorbach dringend auf, endlich politische und inhaltliche Vorgaben bezüglich Barrierefreiheit der ÖBB zu schaffen und auch für eine zügige Umsetzung derselben zu sorgen! Generaldirektor Rüdiger vorm Walde, in seiner Doppelfunktion als Vorstand von Holding und Personenverkehr AG, kann dabei sicherlich für die notwendigen internen Rahmenbedingungen und die entsprechende Kommunikation sorgen!

Die aktuelle Aktion zeigt eindeutig, dass es allen Beteiligten ein Anliegen ist, gemeinsam an Verbesserungen zu arbeiten. „Ich gehe davon aus, dass die gelungene Zusammenarbeit zwischen ÖBB-Infrastruktur und Behindertenvertretern demnächst auch auf den Bereich Personenverkehr übergreift“ zeigt sich Präsident Voget optimistisch.

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