Ein Hunde-Experte will Patientenanwalt werden

Die Presse: Franz Karl, Ex-Gemeinderat, VP-Behindertensprecher und Kämpfer gegen "Hundstrümmerln", kandidiert als Patientenanwalt: Karl im "Presse"-Gespräch über den Frust, daß Hunde wichtiger als Behinderte seien.

Franz Karl
BIZEPS

„Die Presse“ führte ein Gespräch mit Franz Karl:

Franz Karl kann es nicht lassen. Obwohl der VP-Politiker nicht mehr dem Gemeinderat angehört, meldet sich der Experte in Hunde- und „Hundstrümmerl“-Fragen weiterhin zu Wort. Zuletzt kritisierte er die „Demontage des Hundehalter-Gesetzes“: „Viel ist davon nicht mehr übrig geblieben“.

Das Thema Hunde hat die politische Laufbahn von Franz Karl begleitet – und den Wiener zu einen der bekanntesten Gemeinderäte gemacht. Oft wurde der Mathematiklehrer einfach als „Hundstrümmerl-Karl“ belächelt. Oft löste er mit seinen Aussagen bei Hunde-Anhängern heftige Proteste aus – wie er sich beispielsweise an eine Auseinandersetzung mit Edith Klinger im Rathaus erinnert. „Der Zilk hat mich in Schutz nehmen müssen. Sonst hätte die Frau Klinger mir was getan – die ist ordentlich in Rage geraten.“

Rückblickend bereut er den Kampf für eine Stadt ohne „Hundstrümmerln“ nicht. Was ihn im Laufe seiner politischen Karriere tief getroffen hat? „Es hat schon etwas gegeben, das mich gekränkt – und immer wieder still geärgert hat“, sinniert der 58jährige: „Ich bin auch Behindertensprecher und Vizepräsident des Integrationsfonds.“ Für Behinderte habe sich selten jemand interessiert. „Beim Thema Hunde sind aber alle gekommen.“ Die Menschen hätten sich mehr für Hunde als für Behinderte eingesetzt: „Das ist traurig. Aber in Wien ist das anscheinend so.“

„Etwas weitergebracht“
Es überwiegt die Freude, „etwas weitergebracht“ zu haben. „Von der Bauordnung über die Beseitigung diskriminierender Bestimmungen bis hin zu behindertengerechten Zugängen zu Arztpraxen oder Behörden.“ Ist Franz Karl am Ende seiner Karriere? „Bis 2003 bleibe ich noch VP-Obmann in Meidling.“ Und nach etwas Zögern fügt er hinzu: „Ich habe mich auch als Patientenanwalt beworben.“ Der Kampf für Behinderte, für ein würdevolles Sterben in einem Hospiz – das hat das politische Schaffen des Franz Karl geprägt: „Ich möchte Pickls Erbe fortsetzen.“

Der Anfang Februar verstorbene Viktor Pickl war Österreichs erster unabhängiger Patientenanwalt und galt auch als beispielhafter Ombudsmann. Ein schweres Erbe – bei dem die SPÖ noch ein Wörtchen mitzureden hat. Denn sie bestimmt den neuen Patientenanwalt.

Wieso sollte die SPÖ einen VP-Politiker zum Patientenanwalt wählen? Karl: „Ich kann mit Menschen gut umgehen – und ich habe einen gewissen Bekanntheitsgrad. Da gehen die Leute mit Problemen leichter auf einen zu.“ Außerdem hätte Häupl nach der Wahl von „Demut“ gesprochen. Die Chancen von Franz Karl hängen von der „Demut“ der SPÖ ab. Welche Gesten der Demut konnte der Meidlinger bei der SPÖ bereits erkennen? Karl resignativ: „Leider noch keine.“

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich