Ein scheuer Strahl Mondlicht …

Spät am Abend, schwüle Dunkelheit schlägt sich an den Scheiben des Zimmers nieder.

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BIZEPS

Ein scheuer Strahl Mondlicht tastet über einen Haufen wirrer Drähte, der sich wie die Tentakeln eines Kraken um einen Bildschirm windet. Aus diesem Haufen führt ein einsames Paar Leitungen zu einer Dose in der Wand.

Vor dem Bildschirm sitzt eine verwahrloste Figur: Man sieht ihr an, daß sie die letzten 10 Nächte kaum geschlafen hat und der Berg leerer Bierdosen zur Linken des Mannes läßt Schlüsse auf den momentanen Geisteszustand zu.

Doch heute ist sein Tag. Er legt den Schalter um. Auf dem Bildschirm erscheint ein freundlich-grünes „Ready“. Mit zitternden Fingern drückt er ein paar Tasten – der Blutdruck steigt, als auf dem Bildschirm „NASA Headquarters – Enter Login“ erscheint. Der große Moment ist gekommen! Gleich wird er alle geheimen Informationen abfragen können. Das Paßwort schlingert gemütlich durch die Leitung und das Terminal brummelt ein zufriedenes „Login successful“.

Doch plötzlich zerstört ein derbes Splittern die Szene: Die Zimmertür geht den Weg alles Irdischen und herein stürmt eine Horde wildgewordener Legionäre mit den Worten „FBI – Leisten Sie keinen Widerstand …“. (aus: PC NEW Feber 1995)

Das ist ungefähr das Bild, das sich im Laien aufbaut, wenn vom Thema Telekommunikation die Rede ist. Doch die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Fast 100 Millionen Personen benützen – dank benutzerfreundlicher Programme – weltweit das Telekommunikationsmittel INTERNET. Man braucht kein Hacker zu sein, um nützliche Informationen zu bekommen. Die Palette der Angebote ist umfangreich.

Wie alles begann
Begonnen hat all dies 1969 mit einem Computernetz für das US-amerikanische Verteidigungsministerium, das vier Computer miteinander verband. 1972 wurde es öffentlich präsentiert, und viele Universitäten schlossen sich an das Netz an. Im Laufe der Jahre wurde auch privaten Firmen und Personen die Möglichkeit geboten, die Leistungen des nun weltumspannenden Internet zu nutzen – und das 24 Stunden am Tag. Der wichtigste und meist benützte Dienst ist sicherlich das Electronic Mail (e-Mail). Man kann damit Nachrichten verschicken. Der Aufbau entspricht dem eines Briefes. Es gibt einen Briefkopf, die Adresse des Empfängers und des Absenders, ein Subjekt und den Brieftext.

Wie sieht eine e-Mail Adresse aus?
martin.ladstaetter@bizeps.or.at lautet zum Beispiel meine weltweit gültige e-Mail Adresse und dies sei kurz erklärt. e-Mail Adressen werden von hinten gelesen. Hier also „at“ – das steht für Austria (also Österreich). Davor steht „or“ für Organisation und „bizeps“ für den Namen der Organisation. Nun kommt das berühmte „@“ Zeichen, das den Benutzer von der Organisation (oder dem Namen des Computerbetreibers) trennt. Erwähnt sollte noch werden, daß die Umlaute im Internet – es kommt ja aus den USA – prinzipiell ein noch nicht wirklich gelöstes Problem sind. Daher steht in meiner e-Mail auch „ladstaetter“ statt „ladstätter“.

Was kostet ein e-Mail eigentlich?
Es gibt mehrere Vorteile von e-Mails. Im Gegensatz zum Telefon kann man in Ruhe und dann, wenn man Zeit hat, e-Mails beantworten. Sie können – da sie ja schon im Computer gespeichert sind – auch weiterverarbeitet werden. Doch eines der wichtigsten Argumente überhaupt ist der Preis. Es ist einfacher eine e-Mail zu schicken, als ein Fax oder einen Brief. Billiger ist es auf jeden Fall. e-Mails kosten nur einige Groschen pro Stück (abhängig von der Länge der Nachricht) – egal ob sie nach Graz, London oder New York geschickt werden, der Preis ist immer gleich. Im Gegensatz zum Telefon oder Fax ist es für sprachbehinderte oder gehörlose Menschen gleich leicht zu mailen, wie für nichtbehinderte Menschen.

Die schnelle Information:
Wer an viele an einem Thema interessierte Personen eine Nachricht schicken will und dies fast ohne Kosten, der wird an Diskussionslisten nicht vorbei kommen. Im Internet gibt es Tausende davon, jede behandelt ein anderes Thema. Eine von uns initiierte Liste mit dem Namen „behindert“ läuft seit 1994 sehr erfolgreich und die 70 Teilnehmer haben in dieser Zeit 2100 Nachrichten ausgetauscht und über Themen wie „Selbstbestimmt Leben“ und „Anti-Diskriminierung“ diskutiert. Eine Liste ist wie ein Adressenbuch in einem Computer. Man schreibt eine Nachricht an einen Computer und dieser schickt diese an all jene, die in seinem Adressenbuch eingetragen sind.

Der am meisten bestaunte und beworbene Dienst im Internet ist sicherlich das World Wide Web – kurz gesagt das Web. Dieses ist mit seiner grafischen Struktur am herausragendsten. Mit der Programmiersprache HTML (Hyptertext Markup Language) kann man Text, Tabellen, Grafiken, Ton und Animationen in ein WWW-Dokument einbinden. Das Web ermöglicht – anders als herkömmliche Medien – einen direkten Dialog. Während man bei Angeboten in Radio, TV oder den Printmedien zumindest zum Telefonhörer greifen muß, um eine Bestellung zu tätigen oder nähere Infos zu bekommen, geht das im Internet online, das heißt direkt über den PC und rund um die Uhr.

„Gehsteige“
Das globale Dorf hat auch seine „nicht abgeschrägten Gehsteige“. Besonders für blinde Menschen gibt es etliche Probleme.

Das Netz ist immer „under construction“. Dauernd werden wir mit neuen Entwicklungen konfrontiert. Leider wird dabei häufig auf die Bedürfnisse behinderter – vor allem blinder und sehbehinderter – Menschen vergessen. Einige Initiativen – fast alle kommen aus den USA – versuchen daher Richtlinien für Benützbarkeit für alle (Accessibility) zu erarbeiten.

Web Access Symbol
Dieses Zeichen (ein Schlüsselloch) wurde vom National Center for Accessible Media (NCAM) entworfen. Bei Seiten mit diesem Zeichen wurde versucht, nach den Richtlinien der (NCAM) zu programmieren. Die NCAM schreibt auf ihren Seiten: „On the net, access is always under construction“.

Es gibt laufend neue Programme, neue Entwicklungen, neue Befehle bei den Programmiersprachen. Volle Accessibility ist nur schwer erreichbar – dazu ändern sich die Voraussetzungen zu schnell. Wir müssen eine Brücke zum 21. Jahrhundert bauen, sprach Präsident Clinton und prägte damit ein Bild, das aus der US- Politik nicht mehr wegzudenken ist. Doch diese Brücke soll nicht aus Beton und Stahl gebaut werden, nein, sie wird aus Kabel bestehen. Kabel, die jeden Haushalt, jeden Arbeitsplatz und jeden Fernseher verbinden. Ein Netz wird die Menschen verbinden.

Wir stehen knapp vor der Jahrtausendwende. Das Netz wächst und wächst. Doch derzeit sind die Benützer meist männlich, haben eine weiße Hautfarbe, und sind eher einkommensstark und gut ausgebildet. Besonders wichtig wird es sein, möglichst vielen Menschen den Zugang zum Netz zu ermöglichen. Die Barrieren der Zukunft dürfen keine elektronischen sein, daran müssen wir gemeinsam arbeiten.

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