Flagge Israel

Eine Büste kehrt heim

Nach vielen Jahrzehnten ist die Originalbüste des Begründers des Israelitischen Blindeninstituts auf der Hohen Warte in Wien nun wieder gefunden worden.

Bereits im Jahr 1869 wurde eine Stiftung zur Begründung des Israelitischen Blindeninstitutes in Wien eingerichtet. Dr. Ludwig August Frankl, Ritter von Hochwart, gründete mit Unterstützung des Bankiers Jonas Freiherr von Königswarter 1871-1872 das Israelitische Blindeninstitut. Architekt war Wilhelm Stiassny. Am 1.12.1872 erfolgte die feierliche Übergabe des neuen Blindeninstituts und bereits im Jänner 1873 wurde mit dem Unterricht begonnen. Bedeutende Blindenlehrer waren Simon Heller, der 1873 auch Direktor wurde, und Siegfried Altmann. Beide ermunterten die Schülerinnen und Schüler zur Selbsthilfe und standen ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite.

Neue Wege

Bei der Berufsausbildung wurden von Anfang an neue Wege beschritten. Es wurden nicht nur die klassischen „Blindenberufe“ gelehrt, sondern eine Vielzahl an anderen Ausbildungen angeboten. So absolvierten etliche Schüler verschiedene Hochschulen und beendeten das Studium an der juristischen, philosophischen und staatswissenschaftlichen Fakultät.

Literarische Denkmäler

Literarische Denkmäler setzten diesem Blindeninstitut bereits im Jahre 1909 Oscar Baum in seinem autobiographischen Roman “ Das Leben im Dunkeln“, Mimi Grossberg in einem Gedicht aus dem Jahre 1957, Michael Stone in seinem 1991 erschienenen Buch „Das Blindeninstitut. Bruchstück einer Jugend“ und Robert Vogel in dem Kapitel „Die gewonnene Schlacht“ seiner Autobiographie „Zwischen hell und dunkel“.

Gewaltherrschaft

Eine der traurigsten Epochen der jüngeren österreichischen Geschichte ist jene der jüdischen behinderten Menschen in Österreich während der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus. Im März 1938 erfolgte der Zusammenschluß des „Verbandes der Kriegsblinden Österreichs“ mit dem Verein „Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung e.V.“ und die 1935 gegründete „Hilfsgemeinschaft der später Erblindeten Österreichs“ wurde in den „Reichsdeutschen Blindenverband“ eingegliedert. Alle diese Organisationen hatten in ihren Reihen auch jüdische blinde Menschen, die nun nicht mehr Mitglieder ihrer Blindenvereine sein durften.

Die Schule am Israelitischen Blindeninstitut wurde bereits mit Beschluss vom Juni 1939 geschlossen und die jüdischen Schüler in Ghettos und Tötungslager deportiert. Prof. Robert Vogel, der Begründer der „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs“, war einer der wenigen Schüler des Israelitischen Blindeninstituts auf der Hohen Warte, der die Gewalt des Nationalsozialismus überlebte.

Das Haus des Israelitischen Blindeninstituts auf der Hohen Warte diente in der Folge als Wohnheim der Israelitischen Kultusgemeinde.

Im Oktober 1941 lebten hier noch 117 blinde, 27 gehörlose und 5 körperbehinderte Menschen. Ab 15. Februar 1941 wurden die Bewohner des Heimes Hohe Warte Nr. 32 von den Nationalsozialisten in Ghettos und Vernichtungslager deportiert, die überwiegende Mehrzahl von ihnen am 28. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt.

Gedenktafel

Erst am 15. Oktober 2002 wurde an der Stätte des seinerzeitigen Israelitischen Blindeninstituts – dem heutigen Bezirkskommisariat Döbling – auf Initiative der „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs“ und der Israelitischen Kultusgemeinde eine Gedenktafel mit der Ansicht des Israelitischen Blindeninstituts feierlich enthüllt.

Eine Büste kehrt heim

Nun wurde die lange verschollene Originalbüste von Ludwig August Frankl, dem Begründer des Israelitischen Blindeninstituts auf der Hohen Warte, wieder gefunden und soll im Rahmen einer Gedenkveranstaltung am 26. Jänner 2006 ab 10:30 Uhr im jetzigen Bezirkskommisariat Döbling wiederenthüllt werden. So kehrt der Vater des Israelitischen Blindeninstituts wieder an seine seinerzeitige Wirkungsstätte heim.

Zur Veranstaltung werden die obersten Repräsentanten der Israelitischen Kultusgemeinde, der „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs“, des Vereines Blickkontakt, des Bundes-Blindeninstituts Wien sowie der Bezirksvorsteher Döblings, Adolf Tiller, erwartet. Musikalisch umrahmt wird die Feier durch jiddische Folklore des K. & K. Vierteloktetts.

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